Doch mit 1. September zieht der vormalige Borealis-Chef Alfred Stern, 56, in die Chefetage von Österreichs größtem Industrieunternehmen ein.
Er habe gegenwärtig kein Interesse an einem Aufsichtsratsmandat und führe keinerlei Gespräche dazu, erklärte Seele über einen OMV-Sprecher auf eine Anfrage des KURIER.
Insider spekulieren jedoch, dass Seele doch wieder kommen bzw. an Bord bleiben könnte. Zwar schreibt das Aktiengesetz für den Vorstand von börsenotierten Unternehmen eine zweijährige Cooling-Off-Periode für den Wechsel in den Aufsichtsrat vor. Ausgenommen, 25 Prozent des stimmberechtigten Aktienkapitals votieren dafür.
Wie man hört, soll der Großaktionär Mubadala einen Wechsel von Seele in den Aufsichtsrat befürworten. Die Abu Dhabis haben „nur“ 24,9 Prozent an der OMV, aber ein Zehntelprozent würde sich finden lassen. Seele hatte mit Mubadala ursprünglich eine Verlängerung seines Vorstandsvertrages um fünf Jahre diskutiert, wird kolportiert.
Für die Arbeit von Stern und den Vorstand, der gerade die neue Strategie des Konzerns ausarbeitet, wäre Seele im Aufsichtsrat nicht gerade förderlich. Seele hatte überlegt, der KURIER berichtete, den international renommierten Spitzenmanager Stern noch als Borealis-Chef loszuwerden, um seinen Einzug in den OMV-Vorstand zu verhindern. Die Übergabe an Stern soll aber gut geklappt haben.
Die Staatsholding ÖBAG, die ihren Anteil (31,5 Prozent) mit Mubadala syndiziert hat, will einen Einzug von Seele in den Aufsichtsrat verhindern, hört man. Fragt sich nur, wie durchsetzungskräftig die ÖBAG künftig sein wird.
Gut funktioniert die Zusammenarbeit von Stern und Vize-CEO Johann Pleininger. „Die beiden arbeiten intensiv und sehr gut zusammen und ziehen in die gleiche Richtung“, wird aus dem Unternehmen berichtet. Pleiningers Abgang wäre für die OMV problematisch gewesen. Der Top-Manager, der sich auch um die Nachfolge von Seele beworben hatte, ist derzeit der einzige Vorstand, der die OMV lange und gut kennt (mehr als 40 Jahre). Schaut so aus, meinen Beobachter, dass Pleininger an Bord bleibt.
Stern wird am Abend des 2. September sein erstes Pressegespräch als neuer OMV-Chef geben.
Apropos ÖBAG. Die Bestellung der Anwältin Edith Hlawati zur neuen Alleinvorständin der ÖBAG sei an „Intransparenz nicht zu überbieten“ und erinnere an die „Steinzeit der Verstaatlichen Industrie“, als ein Parteienvertreter oder Minister, manchmal sogar der Bundeskanzler bestimmte, wer Generaldirektor eines Staatsbetriebes wurde, kritisierte Claus Raidl im Standard. In der ÖBAG mache das jetzt offensichtlich der Vorsitzende des Aufsichtsrates (Helmut Kern) und das Nominierungskomitee. Raidl, früherer Vorstand der Staatsholding und Ex-Präsident der Nationalbank, stellt zur Diskussion, ob jene Aufsichtsräte, die nicht im Nominierungskomitee waren, eine grobe Pflichtverletzung nach Aktienrecht begangen haben. Denn vor dem gesamten Aufsichtsrat präsentierte Hlawati sich als einzige Kandidatin.
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