Das ist schon Herausforderung genug. Dazu kommen ausländische Mit- bzw. Mehrheitseigentümer bei OMV, Telekom und Casinos, die ihre Interessen beinhart vertreten und immer wieder Begehrlichkeiten haben.
Alphatiere
Dafür braucht es einen g’standenen Top-Manager mit viel Industrie-Erfahrung. Der es gewohnt ist, zu entscheiden. Der mit den Alphatieren in den Beteiligungsunternehmen und bei den Syndikatspartnern auf Augenhöhe verhandelt. Ein Anwalt dagegen ist ein Dienstleister und ein Berater eines Unternehmens. Da sind Welten dazwischen.
Wolfgang Hesoun wäre so ein Manager. Seit fast elf Jahren Chef von Siemens-Österreich, verantwortlich für 8.800 Mitarbeiter und im Konzern zuständig für 21 Länder. Zuvor erfolgreicher Chef von Österreichs zweitgrößtem Baukonzern Porr.
Macht-Vakuum
Der Aufsichtsrats-Vorsitzende der ÖBAG, Helmut Kern, hat geschickt ein Macht-Vakuum genutzt. Über die Gründe wird viel spekuliert. Kern zeigte in letzter Zeit jedenfalls auffälliges Interesse am Operativen. Das hätte mit Hesoun nicht funktioniert.
Die ideale Kombination wäre vielleicht überhaupt mit Hlawati als Aufsichtsratschefin und Hesoun als Vorstand gewesen.
Übrigens lief hier kein parteipolitisches Spiel ab, auch wenn Kern und Hlawati der ÖVP zugerechnet werden und Hesoun der SPÖ. Kurz und Blümel haben sich herausgehalten und dem Aufsichtsrat völlig freie Fahrt gelassen.
Verständliche Zurückhaltung
Doch es geht um Milliardenvermögen der Republik und die zuständigen Politiker sind die Eigentümervertreter. Sie sind verantwortlich, genauso wie der Eigentümer eines privaten Unternehmens. Die Besetzung muss selbstverständlich absolut korrekt und transparent sein, nicht wie bei Ausschreibung und Bestellung des gegangenen ÖBAG-Chefs Thomas Schmid, der sich die Aufsichtsräte selbst aussuchen konnte.
Irgendwie ist die Zurückhaltung in Bundeskanzleramt und Finanzministerium aber verständlich. Wer von der Justiz als Beschuldigter geführt wird, will sich gerade bei einer derart wichtigen Postenbesetzung nicht dem Risiko neuerlicher Ermittlungen und öffentlicher Anfeindungen aussetzen. Oder dem nächsten Untersuchungsausschuss.
Kommentare