Die Versicherungsprämien seien wegen des Kriegsrisikos seit November 2023 stark gestiegen und wesentlich höher als im Roten Meer, heißt es in der Studie. Während in Krisenregionen wie dem Roten Meer 0,5 bis 0,7 Prozent des Schiffswertes an Prämien verlagt werden, seien es im Schwarzen Meer drei Prozent. Lloyd’s of London führt die Schwarzmeer-Region jedenfalls in der Hochrisikoliste.
Die unmittelbare Nähe zur russischen Einflusssphäre sei „sicherheitspolitisch eine Katastrophe. Allen Sicherheitsbedenken zum Trotz wird das Projekt als wichtiger Schritt zur Unabhängigkeit von russischem Gas beworben“, warnt der Greenpeace-Wissenschaftsexperte Stefan Stadler.
Einspruch im UVP-Verfahren
Am vergangenen Freitag erhielten OMV/Petrom und der nationale Partner Romgaz die vorläufige Genehmigung im Rahmen der Umweltverträglichkeitsprüfung. Darin würden laut Studie zwar Erdbeben und externe Einflüsse auf das Projekt evaluiert, „allerdings finden sich keine Hinweise auf Seeminen oder nicht explodierte Kriegsmittel (unexploded ordnance)“. Es sei in der Regel üblich, solche Risiken für so große Projekte wie Netpun Deep zu bewerten, nicht explodierte Kriegsmittel könnten bei einem Zwischenfall eine Umweltkatastrophe auslösen.
Die Öffentlichkeit hat nun zehn Tage Zeit, um Stellungnahmen im UVP-Verfahren einzureichen. Sollte die UVP final genehmigt werden, wird Greenpeace Rumänien Klage einreichen. Außerdem stehen noch die Baugenehmigung und die Genehmigung der Offshore-Aufsichtsbehörde ACROPO aus.
Im Juli und August 2023 hielt Russland eine mehrwöchige Militärübung in der bulgarischen Wirtschaftszone des Schwarzen Meeres ab. Verteidigungsminister Todor Tagarev sagte im öffentlich-rechtlichen Rundfunkt, dass "die von Moskau angekündigte Militärübung in der bulgarischen Wirtschaftszone ... zu einem Problem wird, wenn wir ein Schiff zur Erkundung von Offshore-Gasfeldern schicken wollen. Russland könne mit solchen "Übungen" ganz gezielt Bau- und Explorationsarbeiten oder den Betrieb von Offshore-Plattformen stören.
Task Force
Konkretes Gefahrenpotenzial ortet Greenpeace in der Bau- und Konstruktionsphase, bei der etliche Schiffe zwischen Baustelle und Häfen pendeln. Ebenso für die Bohrinsel und die 160 Kilometer lange Verbindungspipeline zum Land. Ein Ende des Krieges sei nicht absehbar, bis OMV Petrom und Romgaz eine entsprechende Analyse liefern, müsse die rumänische Umweltbehörde die Prüfung auf Eis legen, fordert Greenpeace.
Anfang 2024 vereinbarten Rumänien, Bulgarien und die Türkei eine Task Force für die Sicherheit im Schwarzen Meer. Man werde mit den Partnern aus der Türkei und Bulgarien zusammenarbeiten, um diese Initiative so schnell wie möglich einsatzbereit machen, erklärte das Verteidigungsministerium in Bukarest auf Anfrage des KURIER. Seit Ausbruch des Ukraine-Krieges würden sich die rumänischen Seestreitkräfte an Minenräumungsoperationen beteiligen, der Meeresraum werde kontinuierlich von Militärschiffen überwacht. Der Verteidigungsminister begrüßte den Beginn der Inbetriebnahme der Black Sea Task Corce und betonte die "dringende Notwendigkeit, dass diese regionale Initiative konkrete Maßnahmen ergreift, um der Gefahr durch treibende Seeminen entgegenzuwirken und so zur Aufrechthaltung sicherer Schifffahrtsrouten im Schwarzen Meer beizutragen, teilte der Sprecher des Ministeriums mit.
Man ergreife alle notwendigen Maßnahmen, beobachte laufend die geopolitische Lage und stehe in engem Kontakt mit den rumänischen Behörden, erklärt OMV Petrom. Bisher seien die Tätigkeiten im Schwarzen Meer kriegsbedingt nicht unterbrochen worden. Als umsichtiges Unternehmen versichere OMV Pertrom alle Geschäftsaktivitäten und wende dabei ein dezidiertes Risikomanagement an, erklärt eine OMV-Sprecherin gegenüber dem KURIER.
In den rumänischen Medien gibt es keine Kritik an Neptun Deep, auch nicht in Sachen Klimaschutz. OMV Petrom füttere die meisten Medien mit Hunderten Marketing- und PR-Verträgen, erzählt ein unabhängiger Journalist. Er tut die Greenpeace-Warnung allerdings ab als „Alarmismus, der nur Russland und Gazprom in die Hände spielt“. In Rumänien gibt es übrigens auch keine grüne Parlamentspartei.
andrea.hodoschek@kurier.at
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