Green-Mobility-Konsortium legt Angebot für MAN-Werk Steyr vor

In Steyr sind 2.200 Mitarbeiter beschäftigt
Der Konzern verhandelt bisher ausschließlich mit Investor Siegfried Wolf. Jetzt liegt ein zweites Angebot vor.

Im Ringen um den Erhalt des MAN Werks in Steyr hat das Konsortium um den Linzer Unternehmer Karl Egger (KeKelit) Donnerstagabend sein angekündigtes Konzept zur Übernahme und Weiterentwicklung zu einem "Green Mobility Center" dem Lkw-Hersteller zugeschickt. Von den 2.300 Mitarbeitern, 1.950 gehören zur Stammbelegschaft, könnten 1.850 weiterarbeiten. Derzeit verhandelt der MAN-Konzern mit Sitz in München ausschließlich mit dem Investor Siegfried Wolf über einen Verkauf.

Vergangene Woche brachte sich ein weiterer Interessent ins Spiel. Jetzt sei man für Gespräche zur Übernahme von MAN Steyr bereit, erklärte Konsortium-Sprecher Gerald Ganzger. Der Anwalt bildet gemeinsam mit seinem Kollegen Gabriel Lansky sowie dem Unternehmer Gerald Gerstbauer die LGG Industriebeteiligung. Sie vertritt die Interessen eines Konsortiums mit nationalen und internationalen Partnern. Struktur und Zusammensetzung seien weit fortgeschritten, heißt es. LGG verhandle sowohl mit der tschechischen TATRA als auch mit Automobilproduzenten aus dem süd-ost-asiatischen Bereich. Ex-Kanzler Alfred Gusenbauer sei beratend tätig. Über die Finanzierung war vorerst nichts bekannt.

Das MAN übermittelte Konzept, das der APA vorliegt, sei "krisenfester und diversifizierter als das nur von Russland abhängige Konzept, das derzeit verhandelt wird," spielt Ganzger auf Wolfs Verbindungen zum russischen Automobilproduzenten GAZ Group und dem Oligarchen Oleg Deripaska an. US-Sanktionen gegen Russland sprechen auch für Arbeiterbetriebsrat Erich Schwarz gegen das Wolf-Konzept. Dies will er in der Aufsichtsratssitzung am heutigen Freitag nochmals thematisieren. Den Plan für ein Green-Mobility-Center hält er aufgrund der breiten Aufstellung grundsätzlich für solider. Es sei für ihn jedenfalls eine Basis, aufgrund derer der Vorstand "ernsthafte Verhandlungen mit dem Konsortium aufnehmen sollte", stelle er klar.

Laut Phase 1 des Konzeptes könnten in Steyr zukünftig 10.000 Lkw in der "Truck-Montage Großserie inklusive eMobility und Hydrogen Antriebe" gefertigt werden. Von den derzeit 1.330 Beschäftigten im Bereich der Lkw und Führerhausmontage könnten potenziell 665 in jene Truck-Montage wechseln. In der Lackierung rechnet das Konsortium sogar mit 290 neuen Stellen. In Summe gesehen blieben in dem Fortführungskonzept 1.850 Stellen erhalten. Nachdem die Stammbelegschaft derzeit nur um 100 mehr betrage, sei dieser Stellenabbau "locker machbar" meint Schwarz. In Phase 2 bis zum Jahr 2030 geht man davon aus, dass Steyr ein Potenzial von 10.000 Vollzeitarbeitsplätzen habe.

MAN plant im Rahmen eines konzernweiten Sparprogramms das Werk in Steyr 2023 zu schließen. Belegschaft und Politik pochen darauf, dass der Standort rentabel sei und dass es Standortsicherungsverträge gebe. Diese hätten den Bestand bis 2030 eigentlich garantieren sollen, dies wurde von MAN aber aufgekündigt.

Neuer Österreich-Geschäftsführer

Die MAN Zentrale in München ließ am Freitag keine Zweifel aufkommen, dass ausschließlich mit Wolf über eine "mögliche Nachnutzung" verhandelt werde. So wurde in einer Aussendung bekannt gegeben, dass Richard von Braunschweig (48) Mitglied der Geschäftsführung der MAN Truck & Bus Österreich GesmbH werde und den langjährigen Geschäftsführer Karl-Heinz Rauscher (60) ablöst.

Von Braunschweig, der zuletzt die Übernahme der ebenfalls von der Schließung bedrohten Betriebsstätte Plauen durch den Sonderfahrzeugbauer BINZ maßgeblich begleitet hatte, soll auch ein ähnliches Modell für Steyr mit Wolf vorantreiben, "um eine Standortschließung zu vermeiden".

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