Grazer Firma startet mit virtuellen Weihnachtsfeiern durch

Getrennt und doch verbunden. Die virtuelle Weihnachtsfeier soll den Zusammenhalt stärken
Start-up Teamazing hat sich auf Teambuilding-Events spezialisiert und die Weihnachtsfeier digital neu erfunden.

Das Land im Lockdown, die Restaurants geschlossen, die Mitarbeiter im Homeoffice: Die Weihnachtsfeier fällt heuer dem Virus zum Opfer. Nicht überall. Viele Unternehmen suchen nach Alternativen, um das außergewöhnliche Jahr doch noch gemeinsam mit der Belegschaft ausklingen zu lassen. Etwa mit der „lustigsten virtuellen Weihnachtsfeier der Welt“.

Mit diesem Slogan wirbt das Grazer Jungunternehmen Teamazing. Die auf Teambuilding spezialisierte Eventmanagement-Agentur erkannte blitzschnell die „Corona-Nische“ und bietet seit Oktober im deutschsprachigen Raum professionelle Online-Weihnachtsfeiern an. Das sprach sich rasch herum, selbst deutsche TV-Sender berichteten schon über die innovativen Steirer.

„Seit wir begonnen haben, mit den Feiern zu werben, laufen die Telefone heiß. Wir bekommen täglich zehn bis 15 Anfragen aus dem gesamten DACH-Raum herein“, berichtet Teamazing-Gründer und Geschäftsführer Paul Stanzenberger dem KURIER. Insgesamt sei man bei rund 500 Firmenanfragen, 103 virtuelle Weihnachtsfeiern sind schon fix gebucht. Kunden sind vor allem IT- und Pharmafirmen, wie etwa Pfizer oder Roche.

Grazer Firma startet mit virtuellen Weihnachtsfeiern durch

Das Teamazing-Team rund um Gründer Paul Stanzenberger (re.)

So läuft’s ab

Aber wie läuft die Alternativ-Feier überhaupt ab? Die Weihnachtsfeier findet in einem virtuellem Meetingraum statt. Die Teilnehmer sitzen dabei zu Hause vor dem PC oder Laptop und müssen technisch zumindest so ausgestattet sein, dass sie an Videokonferenzen teilnehmen können. Nach einer Begrüßung und Ansprache wird die Gruppe – je nach Größe – in Vierer- oder Sechser-Teams aufgeteilt und erhält eine Aufgabe. Es kann aus drei verschiedenen Programmen gewählt werden, die eigene Schwerpunkte setzen und unterschiedlich lange dauern. Absolviert werden die Aufgaben dann in sogenannten „Breakout-Rooms“, wo das Team unter sich ist und fleißig Punkte sammeln kann. Das gesamte Programm wird von einem Eventmanager moderiert.

Bestseller ist derzeit die „Stay@Home“-Challenge, ein 90-Minuten-Programm für fünf bis 500 Teilnehmer, bei dem zu Hause drei lustige Aufgaben zu lösen sind und „auch die Katze teilnehmen kann“. Die Preise für die Feier beginnen ab 15,90 Euro pro Teilnehmer. „Die Online-Weihnachtsfeier kostet viel viel weniger als ein Offline-Event“, versichert Stanzenberger. Wer es ruhiger mag, kann einen Wettbewerb im Lebkuchenhaus-Bauen veranstalten, der Bausatz wird vorab nach Hause geschickt. Am anspruchsvollsten ist die an den „Domino Day“ angelehnte Online-Kettenreaktion, die eine individuelle Event-Planung erfordert.

Grazer Firma startet mit virtuellen Weihnachtsfeiern durch

Zu Hause mitmachen ist gefragt

Gemütlicher Ausklang

Jedes Programm kann mit einem gemeinsamen Essen verlängert werden. Die Zustellung ins Homeoffice des von der Firma bezahlten Menüs erfolgt durch Partner Mjam. Danach klingt die Feier im virtuellen „Winter Wonderland“ aus. Hier treffen sich die Kollegen, die über ihre beweglichen Profilbilder aufzuspüren sind, zum Waldspaziergang oder in einer romantischen Berghütte zum Glühwein. Geplaudert wird über die Chat-Funktion per Video, Audio oder nur Text.

Gibt es da nicht eine große Zurückhaltung vor allem bei älteren Kollegen? „Die Weihnachtsfeier eignet sich hervorragend dazu, spielerisch die Scheu vor Videokonferenzen oder Online-Chats abzubauen“, meint Stanzenberger. Und sie diene vor allem dazu, das Wir-Gefühl im Team zu stärken.

Für Teamazing selbst bedeuten die Aufträge einen unverhofften Aufschwung. Ursprünglich rechneten die Jungunternehmer wegen Corona mit herben Umsatzeinbrüchen im Event-Bereich. Jetzt könne allein mit den Weihnachtsfeiern der Vorjahresumsatz von 700.000 Euro locker übertroffen werden, frohlockt Stanzenberger.

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Teamazing-Gründer Paul Stanzenberger

„Wir haben die Kurzarbeit beenden, zusätzliches Personal engagiert und ehemalige Mitarbeiter wieder reaktiviert“, erzählt er stolz. Insgesamt sind derzeit 35 zum Großteil freiberufliche Mitarbeiter mit der Abwicklung der Feiern beschäftigt. Bei Teamazing in Graz, Wien und München fix angestellt sind zwölf.

Läuft das Teambuilding-Geschäft so gut weiter, ist für 2021 eine Personalaufstockung und eine internationale Expansion geplant. Weitere Investoren – eine deutsche Holding ist bereits an Bord – sowie strategische Partnerschaften sind willkommen.

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