Graz: Keine Handelsflächen mehr für internationale Konzerne

Graz: Keine Handelsflächen mehr für internationale Konzerne
Nach Aus von Traditionshändler Schediwy: Graz will Flächen im Stadteigentum nur noch an lokale Unternehmen günstig vermieten.

München exerziert es schon länger vor, jetzt könnte Graz Anleihen bei der bayrischen Hauptstadt nehmen: Um den Handel in der Innenstadt zu fördern, will Bürgermeister Siegfried Nagl (ÖVP) Geschäftsflächen, die sich im Eigentum der Stadt befinden, künftig für lokale Unternehmen reservieren, berichtet die Kleine Zeitung.

Anlassfall war das Aus für den Grazer Traditionshändler Schediwy. Das Papierfachgeschäft hatte kürzlich angekündigt, sich nach 82 Jahren "schweren Herzens" aus der Grazer Innenstadt zu verabschieden und in der Sporgasse zuzusperren. Der Onlinehandel werde immer stärker, die Preissituation immer schwieriger, sagte Schediwy-Leiter Christian Wachmann zum ORF Steiermark.

Die hohen Mieten von 100 Euro pro Quadratmeter rund um den Grazer Hauptplatz, Herrengasse und Sporgasse können sich fast nur noch internationale Großkonzerne leisten. Einige wenige alteingesessene Geschäfte harren noch aus, viele Räumlichkeiten stehen allerdings leer. Damit verliert die Innenstadt ihr typisches Gesicht - und ihren touristischen Charme.

"Gebäude, die der Stadt im Zentrum gehören, sollen nicht mehr an einen Konzern vermietet werden", kündigte Bürgermeister Siegfried Nagl (ÖVP) im Radiointerview mit dem ORF nun an. Durch "günstigere Mieten" könne man so "besondere Handwerker und besondere Handelsunternehmer" in die Innenstadt holen. Nagl will nun mit den anderen Parteien über eine Lösung a la München diskutieren.

Der Idee ist Grünen-Gemeinderätin Andrea Pavlovec-Meixner offenkundig zugetan, sie bereitet einen Antrag nach dem Münchner Vorbild für eine der nächsten Gemeinderatssitzungen vor. Die Regelung solle aber auch für das Land gelten, etwa das Landhaus in der Herrengasse.

Die Rathaus-Mieter Red Bull und A1 seien auch "keine heimischen Kleinbetriebe", kritisierte unterdessen Elke Kahr (KPÖ). Sie sieht das Münchener Modell nachahmenswert, die gelebte Praxis sehe in Graz aber anders aus.

 

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