Globaler Kohlehunger größer denn je

Der immer weiter steigende Energiekonsum führt zu einer Renaissance der Kohle, vor allem in China.

Viel wurde in den vergangenen Jahren über die Energiewende hin zu Erneuerbaren wie Wind oder Sonne diskutiert. Millionen, ja Milliarden wurden investiert. Ein Blick auf die nackten Zahlen bringt allerdings Ernüchterung.

Der Anteil der Erneuerbaren am globalen Energieverbrauch lag 2001 bei 0,7 Prozent. Zehn Jahre später dümpeln sie noch immer bei 2,1 Prozent herum, wie aus dem aktuellen "Statistical Review of World Energy", der alljährlich von BP erstellt wird, hervorgeht.

Das Gros des Energiehungers, der 2011 um 2,5 Prozent zulegte, wird nach wie vor mit fossilen Quellen gedeckt, nämlich zu rund 87 Prozent. Der Erdölverbrauch nimmt aber bereits das zwölfte Jahr in Folge ab. Auf das schwarze Gold entfiel im Vorjahr ein Drittel des Energieverbrauchs.

Spitzenreiter

Globaler Kohlehunger größer denn je

Damit ist Öl zwar nach wie vor der weltweit führende Energieträger. Doch Kohle holte 2011 kräftig auf, der Verbrauch legte um 5,4 Prozent im Jahresvergleich zu. Insgesamt wurden rund 3700 Millionen Tonnen Öläquivalent verfeuert, so viel wie nie zuvor.

Aktuell liegt der Anteil von Kohle am Energiekonsum bei 30,3 Prozent. Für Kevin Goodwin, Leiter des Analyse-Teams bei BP, ist es durchaus realistisch, dass Kohle Öl in den kommenden Jahren an der Spitze ablösen könnte. Aus Sicht des Weltklimas eine düstere Prognose – ist Kohle doch die dreckigste unter den fossilen Energiequellen. Und die Reserven reichen noch mehr als 100 Jahre.

Getrieben wird die Entwicklung von China, dessen Kohleverbrauch sich im vergangenen Jahrzehnt verdoppelte. Mittlerweile zeichnet das Land laut BP für die Hälfte des weltweiten Kohlekonsums verantwortlich. China befeuert mit Kohle seine Stromkraftwerke, bis vor Kurzem ging im Reich der Mitte jede Woche ein neues Kohlekraftwerk ans Netz.

Auch die Liste der Kohleproduzenten führt China mit riesigem Abstand vor Indonesien und Kolumbien an. Die Arbeitsbedingungen in den Minen Chinas sind allerdings zum Großteil inhuman, ein Menschenleben ist nicht viel wert. Jedes Jahr sterben Tausende Kumpel.

Doch auch in der EU stieg der Kohleverbrauch im Vorjahr um vier Prozent an. Wegen der hohen Gaspreise kamen auch in Europa vermehrt Kohlekraftwerke zum Einsatz.

Gas

Insgesamt verbrauchte die EU im Vorjahr um 9,9 Prozent weniger Gas. Wegen der gesunkenen Nachfrage, teilte die russische Gazprom am Mittwoch mit, werde sie heuer weniger Gas nach Westen pumpen. Auch bezüglich etwaiger Preisnachlässe seien die Russen gesprächsbereit, hieß es.

Hohe Gaspreise sind in den USA hingegen kein Thema. Die großflächige Schiefergasproduktion ließ die Preise in den vergangenen Jahren purzeln. Gas kostet in den USA in Vergleich zu Europa weniger als die Hälfte.

In Nordamerika bekommen deshalb vermehrt Gaskraftwerke den Vorzug – was den US-Kohleverbrauch 2011 um fast fünf Prozent sinken ließ und auch das Klima schonte.

In Österreich gingen Öl- und Gasverbrauch 2011 laut BP zurück: Der Ölkonsum sank um 3,6 Prozent auf 257.000 Fass pro Tag, der Gasverbrauch um sechs Prozent auf 9,5 Milliarden m³. Kohle spielt in der heimischen Energielandschaft eine untergeordnete Rolle. Der Verbrauch sank um vier Prozent.

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