Plastik hat ein Imageproblem. Für viele Menschen hat es den Beigeschmack von totem Fisch und verschmutztem Meer. Das wollen auch jene, die mit Kunststoff ihr Geld verdienen, gar nicht erst leugnen.
Die Kunststoffindustrie habe es in ihrem Höhenflug über Jahrzehnte verabsäumt, die Vorteile ihrer Erzeugnisse zu kommunizieren, sagt etwa Rainer Widmar vom Verpackungsunternehmen Alpla. Nun werde sie von diversen Kampagnen der NGOs mehr oder weniger überrannt. Zu unrecht, wie der Verpackungsmanager findet.
Denn die Ökobilanz von Kunststoff sei oft besser als gedacht: „Denn Glas und Metall wiegen oft das Zehnfache, was sich schlecht auf den CO2-Fußabdruck auswirkt.“ Etwa beim Transport der Flaschen bzw. der Retouren. Dazu komme der Energieverbrauch bei der Herstellung der Gebinde: „Kunststoff wird bei 260 Grad Celsius verarbeitet, während Glas erst bei 1.500 Grad schmilzt“, nennt er ein Beispiel.
Kurzum seien Verpackungsfragen komplex, man könne nicht pauschal den Daumen nach oben oder unten halten.
So gilt in der Getränkebranche die Faustregel, dass Glas eine bessere CO2-Bilanz als Pet hat, sofern der Transportradius bei maximal 100 Kilometern liegt. Schließlich muss man bei Glas auch einrechnen, dass Retouren transportiert und gewaschen werden müssen. Wie viel Energie das kostet, beziehungsweise wie oft die Flaschen wiederverwendet werden können, hängt ganz davon ab, wen man fragt.
Eine Studie, auf die das Umweltministerium gerne verweist, geht davon aus, dass Flaschen 30 bis 40 Mal wiederbefüllt werden können. Ein Wert, den Alfred Berger, Chef der Molkerei Nöm, für illusorisch hält: „In der Realität kommen wir auf zehn, maximal zwölf Mal.“ Das liege daran, dass die Flaschen oft sehr verschmutzt retourniert werden, also mit Chemie gereinigt werden müssen. Nebeneffekt: Das Glas wird brüchig und muss früher aus dem Kreislauf genommen werden.
Berger hat die letzte Glas-Abfüllanlage in der Molkerei 2001 abbauen lassen. Seit einiger Zeit setzt er auch auf eine rePet-Flasche, also auf recycelten Kunststoff. „Aus unserer Sicht ist das die nachhaltigste Lösung.“ Schließlich könne die nur 17 Kilometer entfernte Firma Alpla mit nur einem Lkw Rohlinge für bis zu 600.000 Flaschen an Nöm liefern.
Wie nachhaltig das recycelte Pet tatsächlich ist, hängt aber letztlich vom Konsumenten und seiner Mülltrennung ab. Hier kommt die Abfallwirtschaft ins Spiel, der die EU eine Steigerung der Sammel- und Recyclingquoten vorschreibt. „Bis zum Jahr 2030 müssen wir die Recyclingquote bei Kunststoff mehr als verdoppeln. Von 25 auf 55 Prozent“, sagt Harald Hauke, Vorstand der Altstoff Recycling Austria (ARA).
In absoluten Zahlen muss Österreich bis 2030 um 90.000 Tonnen mehr Kunststoff wiederverwerten, um die EU-Ziele zu erreichen. Mit den Plastikflaschen lassen sich dabei aber keine großen Sprünge machen, sie machen lediglich eine Menge von 8.000 Tonnen aus. Den großen Hebel sehen Experten beim Gewerbe- und Hausmüll.
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