Rekordgewinn für heimische Banken aufgrund hoher Zinsmargen
Für Österreichs Wirtschaft war 2023 ein Jahr mit Nullwachstum. Umso bemerkenswerter, dass ausgerechnet in diesem Zeitraum die Banken einen Rekordgewinn von 14 Milliarden Euro einfuhren. Zudem seien die Risiken weiter reduziert worden, wie Gottfried Haber, Vizegouverneur der Oesterreichischen Nationalbank, im Rahmen der Veröffentlichung des Finanzmarktstabilitätsberichts der OeNB feststellte.
Grund seien neben einer hohen Profitabilität vor allem die hohen Zinsmargen. Vor allem auf der Kreditseite hätten die Banken schneller reagiert als bei den Einlagen. Wobei hier auch die Trägheit der Kunden zu Buche schlage, die nicht so schnell reagieren würden bei der Verlagerung ihrer Guthaben hin zu Veranlagungen mit höheren Zinsen.
Die Banken hätten die hohen Gewinne, die zu 40 Prozent von den ausländischen Töchtern stammten, jedenfalls auch genutzt, um ihre Kapitalbasis zu stärken. "Österreichs Grobanken liegen bei der harten Kernkapitalquote erstmals über dem EU-Durchschnitt", freut sich Haber. "Das deutet auf eine hohe Resilienz hin."
Risiken ortet Haber derzeit nur geopolitischer Natur sowie im Kreditbereich, vor allem was Immobilien betrifft. "Seit dem vierten Quartal des Vorjahres gibt es erstmals wieder steigende Ausfallsquoten", ergänzt der für Finanzmarktstabilität zuständige OeNB-Direktor Markus Schwaiger. Sie seien zwar weder vom Ausmaß noch Niveau besorgniserregend, aber bei der Dynamik liege Österreich im europäischen Spitzenfeld.
Viele Kredite für Gewerbeimmobilien
Grund seien vor alle die Gewerbeimmobilien, wo Österreich mit 180 Milliarden Euro an vergebenen Krediten EU-weit den fünften Rang einnimmt. Dies habe aber drei Gründe: Zum einen ein bankendominiertes Finanzierungssystem, zum anderen fallen darunter auch 27 Milliarden Euro an Ausleihungen an Genossenschaften und nicht zuletzt gibt s hier zu Lande relativ viele Mietobjekte. "Die Vermieter müssen diese finanzieren", so Schwaiger.
Vor allem bei Gewerbeimmobilien gibt s laut OeNB-Bericht deutlich höhere Ausfälle, nicht nur wegen der Signa-Pleite. Die Ausfallsquote sei hier von knapp 2 auf 5 Prozent gestiegen. Insgesamt über alle Bereiche (Unternehmen und Private) liegt die Ausfallquote bei rund 2,5 Prozent. "2015 waren es fast 7 Prozent. Davon sind wir weit entfernt", sagt Haber.
KIM-Verordnung wirkt
Bei Privaten gibt es Schwaiger zufolge einen geringeren Anstieg punkto Ausfälle. Dies habe mit dem noch dynamischen Arbeitsmarkt sowie den verschärften Vergabestandards zu tun (KIM-Verordnung). Diese sei aber nicht schuld an der Zurückhaltung bei der Neuvergabe von Krediten, meinen Schwaiger und Haber. Schließlich sei eine Milliarde Euro aus Ausnahmekontingenten nicht ausgenützt worden.
Die OeNB sieht hingegen vielmehr eine gewisse Nachfrageschwäche aufgrund des hohen Zinsniveaus und des makroökonomischen Umfelds." Die Talsohle scheine aber seit Jahresbeginn bereits durchschritten zu sein, zumindest auf dem privaten Sektor, was mit der Zinswende, die vom Markt bereits in den Wochen davor vorweg genommen wurde, zusammenhänge. Unternehmen seien jedoch weiterhin zurückhaltend, vor allem was langfristige Investitionskredite betrifft.
Nächste Regierung wird etwas tun müssen
Das wiederum hängt mit der weiterhin schwachen Konjunktur zusammen, so die für Volkswirtschaft zuständige Direktorin der OeNB, Birgit Niessner. Es sei zwar eine Bodenbildung erreicht worden, aber die Wirtschaft wachse noch nicht auf Hochtouren. Dies drücke auf das Defizit, das heuer mit 3,1 Prozent über der Maastrichtgrenze von 3,0 Prozent liegen werde, ebenso nächstes Jahr mit 3,3 Prozent. "Da wird sich die nächste Regierung etwas überlegen müssen", folgert Niessner.
Unterm Strich folgert Haber, dass es eine Vielzahl positiver Entwicklungen gebe, die aber nicht dazu führen dürften, dass die Banken übermütig werden. Daher fordert er diese dazu auf, ihre Kapitalbasis weiter zu stärken (durch Zurückhaltung bei Gewinnausschüttungen), nachhaltige Vergabestandards bei Immobilienkrediten einzuführen, die Profitabilität durch Kostendisziplin zu sichern und nicht zuletzt in neue IT und Schutz vor Cyberangriffe zu investieren.
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