Gewerkschafter: "Ich sehe nicht, dass die AUA in eine akute Schieflage käme"

Gewerkschafter: "Ich sehe nicht, dass die AUA in eine akute Schieflage käme"
Der Luftfahrt-Gewerkschafter Daniel Liebhart sieht die AUA-Mutter Lufthansa in Sachen Coronavirus in der Pflicht.

Das Coronavirus trifft die internationale Luftfahrt-Branche stärker als erwartet. Der Branchenverband IATA schätzt den Umsatzrückgang im Passagiergeschäft auf 56 bis 102 Milliarden Euro. Damit revidiert die IATA eine erste Einschätzung vor zwei Wochen. Damals ging sie nur von Einbußen in Höhe von gut 26 Milliarden Euro aus.

Die stärksten Einbußen betreffen China (-23 Prozent), den Iran (-16 Prozent) und Italien (-24 Prozent). Für Deutschland wird eine Passagierrückgang von zehn Prozent prognostiziert. Das entspricht einem Umsatz-Minus in Höhe von 2,6 Milliarden Euro. Finanziell schlecht aufgestellte Fluglinien werden die Causa Coronavirus nicht überleben. Die britische Regionalfluglinie Flybe (72 Flugzeuge, 2.200 Mitarbeiter) ist so ein Fall. Sie hat am Mittwoch den Betrieb vollständig eingestellt und wurde am Donnerstag unter Insolvenzverwaltung gestellt.

Zuvor hatte Flybe noch einen Rettungskredit (115 Millionen Euro) mit der britischen Regierung verhandelt. Flybe unterhielt zehn Basen in Großbritannien und eine in Düsseldorf. Apropos Deutschland: Der Lufthansa-Konzern und seine Töchter Swiss, AUA und Eurowings müssen 150 der 770 Flugzeuge auf dem Boden belassen. Oder anders gesagt: Im März streicht der Kranich 7.100 Flüge. Zugleich plant sie ein Sparprogramm.

Gewerkschafter: "Ich sehe nicht, dass die AUA in eine akute Schieflage käme"

Sparkurs

Mitten im Sparkurs steckt bereits die Tochter AUA. Im vergangenen November hat die AUA ein 90 Millionen Euro schweres Sparprogramm verkündet, 700 bis 800 Vollzeit-Jobs sollen bis einschließlich 2021 abgebaut werden. Der Großteil des Abbaus soll über natürliche Fluktuation erfolgen. Doch in der Gerüchteküche brodelt heftig. Intern hält sich das Gerücht, dass sogar bis zu 1.200 Köpfe (inklusive Teilzeit-Mitarbeitern) und rund 40 Prozent des mittleren Managements betroffen sein könnten.

Wie berichtet, muss die AUA 14 ihrer 82 Flugzeuge wegen des Virus’ auf dem Boden belassen. Fakt ist, dass die AUA somit 20 Prozent ihrer Flüge gestrichen hat.

Gestern, Donnerstag, gab die AUA bekannt, dass sie aufgrund von Einreisebeschränkungen die Flüge nach Tel Aviv bis Ende März streicht. Zuvor hatte sie schon die Streichung von 40 Prozent der Italien-Flüge verkündet.

Kurzarbeit möglich

„Wir prüfen derzeit sämtliche Möglichkeiten zur temporären Arbeitszeit-Flexibilisierung“, sagt AUA-Sprecherin Tanja Gruber. „Urlaubsabbau ist immer im Programm. Wir bieten Bildungskarenz, stärke Teilzeit-Angebote und unbezahlten Urlaub beim operativen Personal an. Und wenn sich die Lage verschärft, wird es auch in die Richtung gehen: Wie kann man Kurzarbeit und ähnliche Dinge umsetzen.“ Geschätzte 150 bis 200 Mitarbeiter sollen diese Flexibilisierungsangebote nutzen.

Ob die Maßnahmen am Ende auch ausreichen werden, könne man noch nicht sagen. „Es ist zwar derzeit noch nicht abzusehen, wie lange das mit dem Coronavirus dauert, aber die AUA hat einen sehr potenten und geldstarken Eigentümer, der wird sich seiner Verantwortung bewusst sein“, sagt Luftfahrt-Gewerkschafter Daniel Liebhart (vida) zum KURIER. „Ich sehe nicht, dass die AUA in eine akute Schieflage käme. Die Kapazitätsanpassung mit 20 Prozent ist groß, aber man wird sich im Lufthansa-Konzern dazu schon etwas überlegt haben.“ Nachsatz: „Ein, zwei Monate muss das Unternehmen das schon aushalten.“

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