Gewerkschaft zu Ryanair: "Crewlink-Verträge sind sittenwidrig"

Ryanair-Tochter Lauda.
Juristen prüften Leiharbeitsverträge über Firma in Dublin. Für heuer erwartet die Airline ein Minus von 50 Millionen Euro.

Die Lauda-Mutter Ryanair, Europas größter Billigflug-Konzern, hat beim Versuch, die Personalkosten in Österreich zu drücken, neuerlich heftige Turbulenzen ausgelöst. Die neuen Bord-Mitarbeiter für die vier zusätzlichen Ryanair-Boeings, die nach Wien kommen, werden nicht nach dem Kollektivvertrag bei Lauda angestellt. Sondern bei einer derzeit in Gründung befindlichen Österreich-Filiale der irischen Leiharbeitsfirma Crewlink Ireland mit Sitz in Dublin.

Die Gewerkschaft Vida hat Arbeitsverträge von ihren Rechtsexperten prüfen lassen.

Diese kamen zur Meinung, dass etliche Vertragspunkte gegen österreichisches Recht verstoßen würden und/oder sittenwidrig seien.

„Unter Armutsgrenze“

Vida-Gewerkschafter Daniel Liebhart spricht von „Löhnen unter der Armutsgrenze“. Das Gehalt für Flugbegleiter wird mit 1130,63 Euro brutto monatlich angegeben, über eine sogenannte All-in-Klausel seien damit alle Überstunden sowie Sonn- und Feiertagsarbeit abgegolten. Nicht gesetzeskonform, argumentiert die Gewerkschaft.

Hier würden die Mindeststandards laut dem Arbeitskräfteüberlassungsgesetz (AÜG) missachtet. Die Leiharbeiter müssten mindestens nach dem Lauda-Kollektivvertrag bezahlt werden. Und nicht nur beim Entgelt, sondern auch die Arbeitszeit, Urlaubs- und Feiertagsregelungen mit der Lauda-Mannschaft gleichgestellt werden.

Den Kollektivvertrag für die Lauda-Belegschaft hatte der heuer verstorbene Airline-Gründer Niki Lauda noch selbst ausverhandelt.

„Bekannter Trick“

„Der Trick mit einer Personalleasing-Firma ist nicht neu, das wurde früher auch schon versucht“, sagt dazu Peter Malanik, Ex-AUA-Vorstand und Präsident des Luftfahrtverbandes. Wer in Österreich Dienstleistungen anbiete, „der soll sich auch an die Rechtslage in Österreich halten. Und nicht versuchen, mit solchen Konstruktionen die Anwendung des österreichischen Rechts auszuschließen.“

Ryanair-Boss Michael O’Leary ist mit der Übernahme von Lauda ziemlich unter Druck geraten. 150 Millionen Euro beträgt der Anfangsverlust, für heuer wird ein Minus von 50 Millionen Euro prognostiziert. 2020 soll Lauda ausgeglichen bilanzieren, hofft jedenfalls O’Leary.

Die Gewerkschaftsjuristen finden noch weitere Passagen in den Arbeitsverträgen, die rechtlich problematisch sein könnten. Der Dienstort, die „home base“, kann vom Arbeitgeber einseitig abgeändert werden, was ebenfalls sittenwidrig sei.

Zeitdruck

Verdachtsunabhängige Alkohol- und Drogentests sowie Taschenkontrollen seien ohne die Einhaltung einer Betriebsverfassung unzulässig. Dass der Arbeitgeber im Krankenstand die Wahl des Arztes vorgibt, ebenso.

Ryanair begründet die Leiharbeitsfirma mit Zeitdruck. Bis Crewlink ein Büro in Österreich aufsperre, würden die Verträge über das Büro in Dublin abgewickelt, erklärte der für Lauda zuständige Ryanair-Vizepersonalchef Robert Wall gegenüber dem Luftfahrtportal austrianaviation.net. Damit wolle man die Rekrutierung von arbeitslosen ehemaligen Piloten des insolventen Reiseveranstalters Thomas Cook und der Airline Adria beschleunigen.

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