Gewerbe und Handwerk fehlen 70.000 Mitarbeiter

Gewerbe und Handwerk fehlen 70.000 Mitarbeiter
Die Auftragsbücher sind nicht mehr so gut gefüllt wie früher. Schuld sind unter anderem strengere Kreditvergaben

Verschärfte Kreditauflagen und gestiegene Baukosten lassen Hausbaupläne platzen – das zeigt auch die Entwicklung im Gewerbe und Handwerk. Der Branchenumsatz ist das dritte Jahr infolge rückläufig, im Vorjahr betrug das Minus preisbereinigt 3,5 Prozent, bei Dachdeckern, Spenglern oder Glasern sogar reale 9,2 Prozent. Zum Vergleich: Die Gesamtwirtschaft in Österreich ist 2022 real um fünf Prozent gewachsen. Ihre Branche sei „weiterhin im Krisenmodus“, formuliert es Renate Scheichelbauer-Schuster, Spartenobfrau Gewerbe und Handwerk in der Wirtschaftskammer Österreich. Der Auftragsbestand sei im ersten Quartal gesunken und für bestehende Projekte würden den Firmen oft die Mitarbeiter fehlen.

Pensionierungswelle

„Schon heute fehlen in der Branche 70.000 Arbeitskräfte, diese Zahl wird sich bis 2040 verdoppeln, wenn nicht gegengesteuert wird“, warnt Scheichelbauer-Schuster. Die Gründe für den Personalnotstand sind mannigfaltig. Geburtenstarke Jahrgänge verabschieden sich in den Ruhestand, es rücken weniger Junge in den Arbeitsmarkt nach und viele von ihnen wollen auch nicht mehr so viele Wochenstunden arbeiten, sprich reduzieren die Arbeitszeit. Gleichzeitig werden über alle Branchen hinweg immer mehr Mitarbeiter benötigt.

Im Vorjahr hat die Sparte mit rund 831.000 Beschäftigten ein Allzeithoch erreicht. „Keine Selbstverständlichkeit“, betont die Branchensprecherin. Sie fordert einmal mehr steuerbefreite Überstunden und steuerliche Anreize für all jene, die über das Pensionsalter hinaus arbeiten wollen. Im zweiten Quartal ist der Personalbedarf in der Branche aufgrund der Saisonalität traditionell hoch. Im Durchschnitt würden die Betriebe demnach 13 Prozent mehr Personal benötigen als im Quartal davor. „Diese Stellen werden aber wegen des aktuellen Fachkräfte- und Lehrlingsmangels nicht wie gewünscht besetzt werden können“, betont Christina Enichlmair von KMU Forschung Austria.

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