Investor Stumpf zahlt 100 Millionen Euro netto für René Benkos Lamarr

Investor Stumpf zahlt 100 Millionen Euro netto für René Benkos Lamarr
Für bauliche Änderungen am Gebäude müsste der Käufer eine Planwechselbewilligung beantragen. Da der Bau als gemischtes Baugebiet gewidmet ist, können auch Büros errichtet werden.

Eigentlich hat sich der Investor und Milliardär Georg Stumpf ein Geburtstagsgeschenk gemacht.

Rund um seinen 52. Geburtstag am vergangenen Montag unterzeichneten die Geschäftsführer der MH 10-18 Liegenschaft GmbH den Kaufvertrag für die Liegenschaft in der Mariahilfer Straße 10-18, besser bekannt als René Benkos „Projekt Lamarr“.

Georg Stumpf: Viele Millionen für "Projekt Lamarr"

Die erst wenige Tage zuvor gegründete MH 10-18 Liegenschaft GmbH gehört zur Millennium Privatstiftung rund um Stumpf. Der Kaufpreis laut Aktenlage für den Rohbau: 100,5 Millionen Euro zuzüglich 20 Prozent Mehrwertsteuer. Macht unter dem Strich 120,6 Millionen Euro brutto.

Trotz dieser hohen Summe ist der Deal eher als Schnäppchen einzustufen. Denn wie der KURIER von ehemaligen Signa-Managern erfahren hat, wurden bisher 290 Millionen Euro für den Rohbau verbaut, weitere rund 200 Millionen Euro seien für die Fertigstellung nötig.

Drei verbindliche Angebote 

Der Andrang der Interessenten war anfangs groß. Am Anfang des Bieterverfahrens hatten sich 47 potenzielle Käufer gemeldet, von denen aber nur 24 eine Verschwiegenheitserklärung unterzeichnet haben. Am Ende gaben nur drei Interessenten verbindliche Angebote ab. Unter ihnen internationale Konsortien, bestehend aus Immobilienentwicklern, Betreibern und Financiers.

„Als klarer Bestbieter ging die Stumpf Development GmbH hervor“, schreibt Masseverwalter Clemens Richter in einem Bericht ans Handelsgericht Wien. Das Handelsgericht Wien hat den Deal am vergangenen Freitag abgesegnet.

Der Ankauf erfolgte letztlich durch Stumpfs MH 10-18 Liegenschaft GmbH. Derzeit ist aber noch unklar, was Milliardär Georg Stumpf mit dem achtstöckigen Rohbau vorhat.

Kaufhaus und Hotel

„Wir haben noch immer die aufrechte Baugenehmigung, für uns als Stadt hat sich nichts geändert. Es gibt eine gemischte Widmung“, sagt Stephan Grundei vom Büro der Wiener Stadträtin und Vizebürgermeisterin Kathrin Gaál. „Derzeit ist der zur Mariahilfer Straße gerichtete Teil als Kaufhaus, der andere Teil Richtung Karl-Schweighofer-Gasse als Hotel bewilligt. Diese Bewilligung kann auch von den neuen Eigentümern ausgenützt werden“, heißt es von der Baupolizei (MA 37). „Für Änderungen an dem bewilligten Projekt ist eine Planwechselbewilligung erforderlich. Es sei denn, es handelt sich um geringfügige Verschiebungen von Wänden im Inneren.“ Nachsatz: „Da die Liegenschaft als gemischtes Baugebiet gewidmet ist, sind auch Büros zulässig. Im Dachgeschoss muss aber jedenfalls die öffentlich zugängliche und konsumfrei nutzbare Dachterrasse geschaffen werden.“

Nutzung unklar

Ursprünglich hatte Signa-Boss Benko ein Luxuskaufhaus wie das KaDeWe in Berlin auf sechs Stockwerken geplant. Dazu ein 148-Zimmer-Hotel mit dem Betreiber Hyatt Thompson und ganz oben eine öffentlich begehbare Dachterrasse. Und um den Namen der US-Schauspielerin Hedy Lamarr für das Projekt nutzen zu dürfen, hatte Benko mit ihren Erben einen Vertrag geschlossen: Im Lamarr sollte ein Museumscafé etabliert werden, indem diverse Gegenstände und Fotos von Lamarr ausgestellt werden sollten.

Ob Investor Stumpf den Plan eines sechsstöckigen Kaufhauses oder mit Einzelhandelsgeschäften weiterverfolgt, ist unklar. Eine Anfrage des KURIER an den zuständigen Stumpf-Mitarbeiter blieb unbeantwortet.

Indes brodelt die Gerüchteküche. So wird erzählt, dass Stumpf neben einem Retail-Bereich auch Büros etablieren möchte. Für solche Pläne gibt es zwei bauliche Hindernisse. Denn ständig genutzte Büros müssen in Österreich eine natürliche Beleuchtung aufweisen. Das heißt, Stumpf könnte nur an den Außenseiten Büros errichten. Für eine natürliche Beleuchtung der inneren Flächen müsste er die im Innern errichteten Bauteile für die Rolltreppen wegreißen lassen.

„Da greift man wahrscheinlich in die Statik des Hauses ein und dann wird es wirklich teuer“, sagt ein Immobilienexperte zum KURIER. „Außerdem würde ein Retail-Bereich mehr Ertrag erwirtschaften als Büros.“

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