Georg Kapsch: „Vierter Lockdown nicht leistbar“
Die Regierung müsste viele Projekte in Angriff nehmen, würde sich jedoch fast ausschließlich auf Corona konzentrieren, beklagt Georg Kapsch, Chef der Wiener Kapsch-Gruppe. Er lässt mit der Forderung nach einem grundlegend neuen Steuersystem aufhorchen.
„Menschliche Arbeit ist zu hoch besteuert, so hoch kann man Vermögen gar nicht besteuern, um das zu kompensieren“, sagt Kapsch. Es gebe innovative Ansätze, die zum Teil allerdings nur auf EU-Ebene eingeführt werden könnten. So sollte nicht nur die europäische Produktion, sondern Produkte aus allen Ländern mit einer -Steuer belegt werden.
Weiters würde eine Finanztransaktionssteuer – womit börsliche und außerbörsliche Finanztransaktionen besteuert werden würden – Milliarden bringen, ohne dass sie jemanden besonders weh tun würde. „Vermögenssteuern dagegen sind sinnlos, sie sind investitionshemmend“, sagt Kapsch.
Veraltete Technologie
Wenig Freude hat der Unternehmer mit Impfunwilligen. Es könne durchaus sein, dass diesen den Wirtschaftsaufschwung bremsen könnten. „Einen vierten Lockdown können wir uns jedenfalls nicht leisten“, sagt Kapsch. Wenn sich jemand nicht impfen lasse, dann sei das zunehmend sein eigenes Risiko.
Den Baustopp für wichtige Infrastrukturprojekte der Asfinag seitens der Umweltministerin Leonore Gewessler hält Kapsch ebenfalls für keine gute Idee: „Wenn es jahrelange UVP-Prüfungen und die Notwendigkeit der Infrastruktur gibt, sollte man nicht alles hinterfragen.“ Andernfalls bestehe die Gefahr, dass man völlig von vorne anfangen müsse, da die eingesetzte Technologie mitunter nicht mehr am letzten Stand sei. Die Kapsch Group sei durch die Evaluierung jedoch wenig bis gar nicht betroffen.
Verkehr wird mehr
Das Unternehmen profitiert gleichzeitig vom Wandel hin zur „Green economy“. „Das ist eine große Chance für uns“, sagt Kapsch. Verkehrsmanagement werde in Zukunft nicht nur auf Autobahnen und Schnellstraßen, sondern auch in Städten immer wichtiger. Dadurch werde nicht nur , sondern auch Feinstaub, der durch das Bremsen und den Abrieb der Autoreifen entstehe, reduziert.
„Der Verkehr muss in Zukunft flüssiger gestaltet werden, es muss weniger Bremsmanöver und weniger Parkplatzsuchen geben“, so Kapsch. Länder seien gut beraten in derartige Technologie zu investieren, da sie so mit relativ geringem Aufwand die Effizienz ihrer Infrastruktur steigern könnten.
Das werde nötig sein, denn der Verkehr werde – unabhängig davon, welche Antriebsart, also Verbrenner, Strom oder Wasserstoff, verwendet werde – weiter ansteigen.
Umbau der Kapsch-Gruppe
Um das Unternehmen für die nächste Generation zeitgerecht gut aufzustellen, hat sich die Kapsch Group reorganisiert. Die auf Informations- und Kommunikationstechnologie spezialisierte Kapsch BusinessCom scheidet mit Georg Kapschs Bruder Kari Kapsch aus der Kapsch Group aus. Die Kapsch AG und die Kapsch TrafficCom bleiben weiterhin bei Georg und seiner Schwester Elisabeth Kapsch.
Der Schritt ist laut Georg Kapsch nötig geworden, weil die nächste Generation aus sieben Familienmitgliedern bestehe, und sich die Steuerbarkeit des bzw. der Unternehmen dadurch verbessere. Außerdem würden viele Unternehmensübergaben zu spät erfolgen, weshalb der jetzige Zeitpunkt der richtige sei.
Der Rückblick auf das Geschäftsjahr fällt ambivalent aus. Während für die BusinessCom 2020/21 ausgezeichnet verlief, war es für die TrafficCom ein Desaster. Für 2022/23 rechnet Kapsch mit einer Erholung, im Jahr darauf solle das Geschäft dann wieder kräftiger anziehen, so der Unternehmer.
Der börsennotierte Mautsystemanbieter Kapsch TrafficCom hat 2020/21 einen Verlust in Höhe von 102,9 Millionen Euro eingefahren, nach 48,1 Millionen Euro im Jahr davor. Der Umsatz brach um 30,9 Prozent von 731,2 auf 505,2 Millionen Euro ein. Mit dem Sparkurs will das Unternehmen auch mit weniger Umsatz wieder profitabel sein.
Kommentare