Geldwäsche-Verdachtsfälle in Deutschland sprunghaft angestiegen

Bargeld bleibt bevorzugtes Mittel zur Geldwäsche
Knapp 115.000 Hinweise im Jahr 2019 bedeuten einen Anstieg von 49 Prozent.

Den deutschen Behörden werden deutlich mehr Verdachtsfälle von Geldwäsche gemeldet. 2019 habe es insgesamt 114.914 Hinweise gegeben, teilte die zuständige Financial Intelligence Unit (FIU) am Dienstag in Bonn mit. Das waren knapp 49 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Seit 2009 hat sich die Zahl sogar fast verzwölffacht.

Die FIU ist beim Zoll angesiedelt. Sie analysiert die gemeldeten Fälle und leitet sie an die Strafverfolgungsbehörden beziehungsweise Steuer- und Verwaltungsbehörden weiter, sofern Hinweise auf eine Straftat vorliegen.

Typische Fälle sind Geldwäsche beim Immobilienkauf, über Banken und Glücksspiele. "Zudem zeigen die steigenden Meldungszahlen im Zusammenhang mit Kryptowährungen deutlich, dass wir angesichts dieser Entwicklung künftig auch vermehrt Transaktionen, die unter dem Einsatz neuer Zahlungstechnologien vorgenommen wurden, im Hinblick auf Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung untersuchen", sagte FIU-Leiter Christof Schulte.

Er führte die deutlich höheren Zahlen auf Maßnahmen seiner Behörde im Kampf gegen Geldwäsche zurück. "Die Aufmerksamkeit der Verpflichteten zur Identifizierung auffälliger Sachverhalte im Zusammenhang mit möglicher Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung wächst spürbar an." 98 Prozent aller Verdachtsmeldungen stammen aus dem Finanzsektor.

"Der Anstieg der eingegangenen Geldwäscheverdachtsmeldungen ist nicht identisch mit einer besseren Geldwäschebekämpfung", sagte der Linken-Finanzpolitiker Fabio De Masi. Notare müssten stärker in die Pflicht genommen werden. Wichtig seien hier Kontrollen und Strafen bei Fehlverhalten.

Vor allem kleinere Banken kritisieren zudem den hohen Aufwand. Das Geldwäschegesetz sei in den vergangenen Jahren mehrmals verschärft worden. Das stehe aber nicht im Verhältnis zum Ergebnis, so ein Insider. Die allermeisten Hinweise würden am Ende nicht von der FIU weiterbearbeitet oder weitergeleitet. Im Jahresbericht der Behörde hieß es, bei ausreichenden Anhaltspunkten erfolge eine gebündelte Abgabe aller betroffenen Verdachtsmeldungen. "Dies traf auf etwas mehr als ein Drittel der im Jahr 2019 endbearbeiteten Verdachtsmeldungen zu." 90 Prozent davon seien an Landeskriminalämter und Staatsanwaltschaften gegangen.

Die Grünen-Finanzpolitikerin Lisa Paus sagte, ernstzunehmende Fälle müssten schnellstmöglich an Strafermittler weitergegeben werden. "Das hat in der Vergangenheit schon bei einem geringeren Meldeaufkommen nicht geklappt." Sie sieht vor allem im Immobilienbereich Handlungsbedarf und die Regierung in der Pflicht. Dem Wohnungs- und Häuserkauf mit dem Bargeldkoffer ließe sich mit einer Obergrenze effektiv ein Riegel vorschieben.

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