Große Umfrage: Warum und wie viel die Österreicher sparen
Trotz gestiegener Lebenserhaltungskosten durch die Teuerung wird in kaum einen anderen Land mehr gespart als in Österreich. Mit einer Pro-Kopf-Bankeinlage von 34.000 Euro liegt Österreich im EU-Vergleich auf Rang 4 hinter Luxemburg, Belgien und Malta. Im Schnitt legen die Österreicherinnen und Österreicher 225 Euro pro Monat zur Seite.
Es gibt aber nach wie vor eine eher konservativ-risikoscheue Grundhaltung beim Sparen sowie erhebliche Geschlechter-Unterschiede sowohl bei der Sparhöhe als auch bei den Motiven. Dies ergab eine von der bank99 in Auftrag gegebene, repräsentative Studie von marketmind unter 1.000 Personen ab 18 Jahren.
"Gender Spar Gap"
Laut Umfrage sparen Männer im Schnitt 284 Euro pro Monat, während Frauen nur 166 Euro zur Seite legen. Der Unterschied von 41 Prozent bezeichnet Bank99-Vorständin Patricia Kasandziev als "Gender Spar Gap". Die Lücke erklärt sich vor allem durch die Einkommensunterschiede aufgrund der hohen Teilzeitquote (51 Prozent) bei Frauen. Im Bundesländervergleich zeigt sich, dass in Tirol die höchsten Beträge gespart werden, im Burgenland am wenigsten. Wien liegt in der Mitte.
Motive: Notgroschen wichtiger als Altersvorsorge
Große Geschlechter-Unterschiede zeigen sich bei den wichtigsten Motiven fürs Sparen. Eine finanzielle Reserve für Notfälle (46 %), das Erfüllen größerer Wünsche (43 %), die Altersvorsorge (38 %), der Aufbau von finanziellen Rücklagen (37%) sowie die Vorsorge für unsichere Zeiten (35 %) werden hier am meisten genannt. Eine berufliche Auszeit ist hingegen nur für vier Prozent wichtig.
Während Männer als Hauptmotiv die "Reserve für Notfälle" gefolgt von "Altersvorsorge" angeben, wollen sich Frauen größere Wünsche erfüllen, eine Reserve anlagen oder haben gar kein klares Sparziel. Bei Männern ist zudem ein Drittel (32 %) daran interessiert, sich langfristig ein Vermögen aufzubauen, bei den Frauen sind es nur 18 Prozent.
Studienautor Christian Bosch, Managing Director von marketmind, erläutert das so: „Der Geschlechterunterschied, der sich vor allem auf das Einkommen bezieht, wird auch hier sichtbar: Männern geht es öfter um den langfristigen Vermögensaufbau. Sie haben auch deutlich mehr freies Kapital zur Verfügung. Bei Frauen steht die Verbesserung der Wohnsituation und das Erfüllen von Wünschen im Vordergrund. Allen gleich ist aber, dass das Sparverhalten stark von Sicherheit und dem Wunsch nach einer guten Vorsorge für die Zukunft geprägt ist.“
38 Prozent horten Bargeld zu Hause
Danach gefragt, wie die Österreicher sparen, zeigt sich ein traditionelles Bild. 54 Prozent verfügen über ein Online-Sparkonto, 35 Prozent ein klassisches Sparbuch, 34 Prozent sparen am Girokonto und 38 Prozent bevorzugen es Bargeld zu Haus zu horten. Nur eine Minderheit nutzt risikoreichere Anlageformen wie Aktien und Anleihen (28 Prozent), Edelmetalle (20 Prozent) oder Fonds und ETFs (12 Prozent).
Frauen sind noch risikoscheuer als Männer. So haben nur 4 Prozent der Frauen Kryptoassets, bei den Männern sind es 12 Prozent. Insgesamt schließt fast die Hälfte der Befragten (43 Prozent) ein Investment in Fonds, Aktien und Co strikt aus. "In Österreich sind die Bedenken gegenüber risikoreicheren Veranlagungen viel stärker als in anderen Ländern", weiß Kasandziev und führt dies auch auf einen geringen Wissensstand zurück. So wissen etwa 70 Prozent der Befragten nicht, was ETFs überhaupt sind.
Bank als wichtigste Infoquelle
Nur vier von zehn Befragten geben an, sich monatlich über Sparformen zu informieren, wobei sich die Jüngeren, besser Gebildeten und besser Verdienenden wesentlich häufiger mit dem Thema beschäftigten als die Älteren. Wichtigste Infoquellen sind die Bank (20 Prozent) und der Austausch mit Freunden und Familie (14 Prozent) gefolgt von Vergleichsportalen (11 Prozent). Während Männer Online-Recherchen bevorzugen, haben Frauen lieber persönliche Beratung.
„Die Ergebnisse zeigen, dass sich vor allem jene informieren, die Geld zur Verfügung haben. Gerade für jene Menschen, die nicht so viel Einkommen haben, wäre es aber wichtig, frühzeitig eine Spar- und Anlagestrategie zu entwickeln, um im Alter abgesichert zu sein", sagt Kasandziev. Sie plädiert auch für mehr Finanzbildung.
Die Post-Tochter Bank99 hat aktuell rund 293.000 Kunden und kommt auf eine Bilanzsumme von 3,7 Mrd. Euro.
Nach der spürbaren Leitzinssenkung der Europäischen Zentralbank in der Vorwoche wird es auch mit den Sparzinsen bald weiter abwärtsgehen. Die gute Nachricht: Die aktuellen Konditionen liegen in vielen Fällen mittlerweile wieder über der (aktuell auf 2,3 Prozent gesunkenen) Inflationsrate (siehe Grafik). Allerdings wird davon noch die 25-prozentige Kapitalertragssteuer (KESt) abgezogen. Bei täglich fälligen Geldern gibt es auch Angebote von bis zu 3,6 Prozent. Doch gelten diese meist nur für Neukunden oder in Kombination mit einem Konto bei der selben Bank.
Generell etwas höhere Zinsen als täglich beziehbare Gelder bieten aktuell Bindungsfristen von einem Jahr. Zusätzlicher Vorteil: Der Zinssatz ändert sich in den nächsten 12 Monaten nicht, auch wenn die EZB, und das ist so gut wie fix, in dem Zeitraum weitere Zinsschritte nach unten tätigen wird.
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