Geldanlage: Warum sich Sparbücher weiterhin nicht auszahlen

Geldanlage: Warum sich Sparbücher weiterhin nicht auszahlen
Experten erwarten einen weiteren Rückgang der Inflation und damit einhergehend eine Leitzinssenkung.

Das Sparbuch ist die beliebteste Sparform der Österreicher: Rund drei Viertel legen ihr Geld auf einem Sparkonto bzw. Sparbuch an. Hingegen nur rund ein Drittel investieren in Wertpapiere. Und das obwohl Banken darauf hinweisen, dass insbesondere in Zeiten hoher Inflation der Wert des Geldes am Sparbuch in der realen Welt schrumpft. Deshalb werden Investments in Aktien, Anleihen und Mischfonds empfohlen. 

„Die Aktienveranlagung hat sich auch im Halbjahr 2024 wieder ausgezahlt“, sagt Heinz Bednar, CEO der Erste Asset Management, bei einer Pressekonferenz am Dienstag im Erste Campus. „Das Sparbuch ist hierzu keine Konkurrenz“, heißt es vom CEO. Dies wohl auch deshalb, weil bei einer Leitzinssenkung der Europäischen Zentralbank (EZB) auch der Einlagenzinssatz sinkt – und es damit weniger Zinsen am Sparbuch gibt. Laut den Prognosen der Asset Manager dürfte der Einlagensatz von derzeit 3,75 Prozent schrittweise auf zwei Prozent gesenkt werden. 

Durchwachsener Ausblick

Jedoch muss sein Kollege und Chef-Volkswirt Gerhard Winzer auch zugeben, dass es aufgrund der jüngsten Turbulenzen auf den Aktienmärkten die kommenden Monate schwieriger wird. In diesem Zusammenhang verweist er auf die Leitzinsanhebungen der japanischen Zentralbank von 0,1 auf 0,25 Prozent und die Ankündigung des japanischen Gouverneurs Ueda, den Zinssatz noch weiter anzuheben. Dies wäre eine der Hauptursachen für den Börsencrash von vergangener Woche gewesen.

Winzer sieht allerdings die Gefahr einer Rezession in Europa nicht. Vielmehr spricht er von einen „unterdurchschnittlichen Wachstum“ und einer „weichen Landung“. Konkret beziffert der Experte das Wirtschaftswachstum für die Eurozone für nächstes Jahr auf ein Prozent, was für Europa wenig wäre. Dies bedeute auch, dass die Inflationsraten weiter sinken werden – in Richtung der von der EZB angepeilten zwei Prozent. 

Warnung vor Zöllen 

Ein Risiko sieht der Chef-Ökonom auch im Protektionismus. „In den vergangenen 15 Jahren haben Zollmaßnahmen und Protektionismus zugenommen“, attestiert der Volkswirt. Mit Blick auf eine mögliche Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten wären außerdem weitere Zollanhebungen und damit weitere Verunsicherungen auf dem Markt zu befürchten. „Meistens wirken Zölle wie Steuererhöhungen, das heißt, dass die Güter teurer werden“, so Winzer. 

Der Experte sieht sogar die Gefahr eines Handelskriegs, insbesondere zwischen China und den USA. Es bestehe die Gefahr, dass die Staaten wechselseitig ihre Zölle anheben würden und sich so gegenseitig aufschaukeln. Aber nicht nur die beiden Großmächte seien hier ein Risiko, Winzer macht etwa auch auf „nationalistische Tendenzen in Frankreich“ aufmerksam. 

Fonds: Mehr Frauen sparen 

Positiv resümiert Bednar das erste Halbjahr 2024 an den Finanzmärkten. Man verzeichne ein Rekordvolumen von 82,2 Milliarden Euro, die von der Erste Group verwaltet werden. 

Besonders beliebt wären die Fondssparpläne. Auffällig: Im gesamten Geschäft der Gruppe in Zentral- und Osteuropa sparen mittlerweile mehr Frauen (51,6 %) als Männer (48,4 %) mit einem Fondssparer. Jedoch wäre das Verhältnis in Österreich noch umgekehrt – aber das werde sich ändern, ist Bednar überzeugt. 13 Prozent mache der Anteil an unter 30-Jährigen bei den Fondssparern aus. 

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