Der Arm-Börsegang
Wenig überraschend betraf der größte Börsegang des Jahres ein Technologieunternehmen, ohne dem im Bereich KI wenig geht: Der Chip-Spezialist Arm, dessen Technologie in fast allen Smartphones steckt, legte am 14. September einen fulminanten Start an der Technologiebörse Nasdaq hin. Der Aktienkurs schoss gleich am ersten Handelstag um fast 25 Prozent auf 63,59 Dollar in die Höhe. Zum Ausgabepreis von 51 Dollar pro Aktie wurde Arm mit 54,5 Milliarden Dollar bewertet.
Der japanische Eigentümer Softbank nutzte den aktuellen KI-Hype geschickt aus, brachte zehn Prozent seiner Tochter an die Börse und kassierte dafür 5 Mrd. Dollar. Große Aktienpakete erwarben die wichtigsten Kunden Apple, Nvidia, Alphabet und Intel. Vor allem der US-Chipriese Nvidia, der im Vorjahr an der Übernahme von Arm aus kartellrechtlichen Gründen scheiterte, will als Aktionär beim Konkurrenten mitreden.
Die IPO-Euphorie ist inzwischen verflogen, der Arm-Kurs ist wieder zum Ausgangsniveau zurückgekehrt. Analysten verweisen darauf, dass Arm wie alle Tech-Titel mit Risiken behaftet sind. Werden wegen der Konjunkturflaute weniger Smartphones gekauft, sinken die Lizenzeinnahmen. Zudem steigt angesichts der monopolartigen Stellung des Unternehmens der Anreiz für Kunden, nach Alternativen zu suchen, sprich: Die Konkurrenz schläft nicht.
Der Nvidia-Hype
Der US-Grafikkartenchip-Riese Nvidia gilt neben Arm als Hauptprofiteur des KI-Booms. Börsianer feiern Nvidia-Boss Jensen Huang als „König der KI-Chips“. Anfang Juni kletterte der Marktwert von Nvidia auf über 1 Billion Dollar – noch nie war ein Chipkonzern so viel wert. Der Aktienkurs hat sich heuer bereits verdreifacht. Die Amerikaner beherrschen 80 Prozent des Weltmarkts für Grafikkarten-Chips. Und diese gelten als Maß aller Dinge für den Einsatz generativer Künstliche Intelligenz wie ChatGPT. Die größten Konkurrenten in diesem Segment sind AMD und Marvell. Nvidia fertigt die Chips nicht selbst, sondern beauftragt für die Massenfertigung Partner wie die taiwanesische TSMC.
Der AMD-Intel-Angriff
Nvidia-Konkurrent AMD entwickelt eine neue Generation von KI-Chips, die laut Analysten von Northland Capital Marktes einen Marktanteil von 20 Prozent erreichen könnte. Auch Chip-Riese Intel schläft nicht, sondern rüstete in Sachen KI-Performance vor allem mit Firmenübernahmen (z.B. Habana Labs) auf. Im Unterschied zu Nvidia setzen AMD und Intel auf offene Systeme, was besonders für Entwickler interessant ist. Der deutsche Halbleiter-Hersteller Infineon entwickelt indes mithilfe von Partnern und Geldern aus dem EU-Fördertopf eigene Stromspar-KI-Chips.
Starke Schwankungen
Chip-Aktien gelten an der Börse als besonders zyklische, schwankungsstarke Investments, deren Kurs meist von Technologiesprüngen geprägt ist. Viele Analysten sehen den KI-Hype bereits wieder abflauen, die globale Chip-Nachfrage geht wegen der flauen Konjunktur weltweit zurück. Allein im Juli sanken die Halbleiter-Verkäufe im Vergleich zum Vorjahr um zwölf Prozent. Dazu kommen die aktuellen geopolitischen Konflikte.
So hat die US-Regierung Beschränkungen für den Export einiger Chips von Nvidia für KI-Anwendungen in bestimmte Länder des Nahen Ostens verhängt, was sich zuletzt negativ auf den Kurs auswirkte. Auch wenn sich der Kurs heuer bereits mehr als verdreifacht hat, empfehlen die meisten Analysten Nvidia derzeit weiter zum Kauf, während Intel und AMD zumeist auf „Halten“ gesetzt sind.
Kommentare