Stefan Koch: Wir werden in einigen Dingen versuchen, neue Impulse setzen. Die Kooperation mit dem IDSA (neue Digitaluni, And.d. Red.) wird entscheidend für die Zukunft sein. Wir sind auf einem guten Diskussionsweg mit der Gründungspräsidentin Stefanie Lindstaedt, sodass wir abgestimmte Angebote schaffen, die zusätzliche Studierende bringen.
Intern wollen wir uns noch stärker als bisher mit Transformationsprozessen der Gesellschaft befassen. Nachhaltigkeit und digitale Information sind schon bisher unsere Forschungsschwerpunkte. Hier können wir unsere Stärke der verschiedenen Disziplinen gut ausspielen.
Was soll künftig die Kepler Universität machen, was soll die Digitaluni machen?
Ich möchte der Frau Gründungspräsidentin nicht ausrichten, was sie machen soll. Wir wollen die Schwerpunkte und Stärken, die wir haben, wie beispielsweise die Künstliche Intelligenz, weiter ausbauen. Wir sind hier offen für Kooperationen. Es ist nicht geplant, dass wir einzelne Bereiche zurückfahren oder aufgeben.
Ihr Vorgänger Meinhard Lukas hat die Digitalisierung und die technologische Ausrichtung zum Schwerpunkt gemacht. Das ist thematisch dasselbe bzw. ziemlich ähnlich dem, was die Digitaluni machen soll.
Das ist ein so breites Feld, wo man so viel tun kann und wo sich so viele Fragen und Herausforderungen auftun, sodass es genug Möglichkeiten gibt, gemeinsam noch Dinge zu ergänzen und zu entwickeln. Ein Beispiel sind die Themen, die mit Energiesicherheit und Energienetzen zu tun haben. Wir haben da momentan keinen besonderen Schwerpunkt. Wir haben lediglich eine Stiftungsprofessur für Energieökonomie, bei dem es mehr um technische Fragen wie die Optimierung von Energienetzen geht.
Wenn wir uns mit Institutionen in den USA vergleichen, dann sind auch wir, die enorme Exzellenz haben, nicht riesengroß. Da kann man Ressourcen und Ausbildung für junge Menschen immer brauchen. Standortpolitisch und gesellschaftspolitisch sind Investitionen in die Forschung und Ausbildung immer positiv zu sehen.
Welche Schwerpunkte wollen Sie setzen?
Ein Schwerpunkt wird sicher sein, unsere Medizin stärker noch mit weiteren Bereichen der Universität zu verschränken. Gerade mit der Künstlichen Intelligenz, um beiden Bereiche zu stärken.
Findet die überhaupt schon statt?
Ja, wir haben soeben eine Tenure-Trek-Stelle ausgeschrieben, das ist der Weg hin zu einer Professur. Sie wird sich mit diesem Thema beschäftigen. Das wollen wir ganz intensiv ausbauen. Wir glauben, dass da in Zukunft sehr viel an Möglichkeiten drinnen ist, wo wir Künstliche Intelligenz in der Medizin anwenden können.
Bei der Begründung für die Errichtung der Medizinfakultät wurde argumentiert, dass die Medizin in Linz die Chance hat, mit der technisch-naturwissenschaftlichen Fakultät zusammenarbeitet, um neue Lösungen zu finden, und dass auch neue Medizintechnikfirmen gegründet werden. Bisher ist da wenig bis gar nichts passiert.
Das würde ich nicht sagen. Der erste Anknüpfungspunkt ist das Studium des Medical Engineering. Es ist vereinfacht gesagt die Verbindung der Medizin mit der Mechatronik. Wir haben dieses Studium seit einigen Jahren, wo es auch Forschungsprojekte gibt und es um die Anwendung von Mechatronik, Robotik etc. in der Medizin geht. Das ist sicher etwas, was man noch verstärken kann. Hier können wir unseren Vorteil, so breit aufgestellt zu sein, noch stärker ausspielen.
Sepp Hochreiter bräuchte für sein Institut für Künstliche Intelligenz 60 bis 100 Millionen Euro mehr Geld, um über die notwendigen Mitarbeiter und die erforderlichen Computerkapazitäten zu verfügen. Mit dieser Frage beim Gründungsakt für die Digitaluni konfrontiert, antwortete Minister Martin Polaschek, es gebe vom Ministerium keine Gelder für einzelne Institute, sondern nur für die Universitäten. Die Kepleruniversität müsse eben mehr Geld zur Verfügung stellen.
Das ist bei unserem Investitionsbedarf und einem Jahresbudget von rund 200 Millionen Euro jährlich schwierig zu stemmen. Da würde unser halbes Jahresbudget in diesen Bereich reingehen. Wir haben auch in anderen Bereichen exzellente Leute und wichtige Aufträge. Die Unterstützung des Landes in diesem Bereich ist für uns wichtig.
Das, was man an Investitionen brauchen würde, um international konkurrieren zu können, ist in Österreich schwer zu stemmen. Wahrscheinlich wird man auf die europäische Ebene gehen müssen.
Machen es sich die Regierung und Minister Polaschek nicht ein bisschen zu einfach?
Wir werden sehen, welche Verteilung der Mittel die Budgetrede des Finanzministers vorsieht. Dass ich als Rektor einer Universität für einen gut ausgestatteten Forschungsbereich bin, wird keine Überraschung sein.
Hochreiter bleibt mit seinen Ambitionen auf der Strecke. Es passiert nicht wirklich etwas.
Ich glaube schon, dass sehr viel passiert und dass schon sehr viel passiert ist. Aber um einen ganz großen nächsten Ausbauschritt zu machen, bräuchte es noch einmal massivere Mittel. Das können wir als Universität mit unseren Mitteln leider nicht stemmen.
Wer sollte es leisten? Bund? Länder?
Universitäten sind Bundessache. Insofern ist der Bund für mich schon in der Ziehung. Das Land tut sehr viel, was wir zu schätzen wissen. Für so einen wichtigen Bereich würde es massive europäische Initiativen brauchen.
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