Geldanlage: Es sprießt so grün im Depot

Fonds werben mit Nachhaltigkeit
Investoren legen zunehmend Wert auf Nachhaltigkeit der Unternehmen, deren Aktien sie kaufen

Wie ökologisch und sozial engagiert arbeiten die Unternehmen, in deren Aktien oder Anleihen Anleger Geld stecken? Diese Frage interessiert immer mehr Investoren, sind die Chefs der LGT Bank, der Bank des Fürstentums Liechtenstein, überzeugt. Rund die Hälfte ihrer Kunden würden sich um dieses Thema kümmern, sagt Andrea Ferch, Leiterin des Research der LGT Bank, Schweiz.

Und darum hat die Bank ein „Sustainability Rating“ entworfen. Damit können die Portfolios der Kunden nach den Aspekten „Umwelt, Soziales und Umgang mit Mitarbeitern“ gescreent werden. Seit April dieses Jahres sehen die Kunden der LGT auf ihren Depotauszügen, wie nachhaltig sie ihr Geld veranlagen.

Das Rating, das sich auf Aktien, Anleihen, Fonds und ETFs erstreckt, weist „Noten“ aus: Wie in der Schule gibt es ein „Ungenügend“ bei Veranlagungen, die kaum Nachhaltigkeitsqualität aufweisen, ein „Ausgezeichnet“ für beste Umwelt-, Sozial- und Unternehmensführungs-Qualität.

Was bewertet wird

Ein Beispiel: Der österreichische Anlagenbauer Andritz bekommt von der LGT 71,3 Punkte und damit die Note „Gut“. Begründet wird das mit sehr geringem Wasserverbrauch, wenig problematischen Abfällen, guten Arbeitsbedingungen und einem unabhängigen Aufsichtsratsvorsitz. Dass das Unternehmen am Bau eines umstrittenen Wasserkraftwerks in Brasilien beteiligt ist, fällt beim LGT-Rating nicht ins Gewicht.

Österreichische Staatsanleihen werden mit 83 Punkten bewertet, der Note „Ausgezeichnet“: Sehr gute Luftqualität, hohes Maß an Gesundheit, Bildung, Sicherheit und politische Freiheit sind dafür ausschlaggebend. . Für China gibt es hingegen ein Malus: keine Pressefreiheit, keine demokratische Struktur – das bringt Punktabzüge-

Insgesamt screent die LGT Aktien und Anleihen von 6200 Unternehmen weltweit, 196 Staaten und 145 supranationalen Organisationen, außerdem von Fonds und ETFs. Bei LGT Capital Partners sind bereits fünf Milliarden Euro nachhaltig investiert.

Attraktive Renditen

Und was bringt das, außer guten Noten fürs Portfolio? „Rendite und weniger Risiko“, meint Ferch. Denn Unternehmen, die nachhaltig arbeiten, seien weniger krisenanfällig. Die LGT Global Sustainable Equity Strategy etwa habe in den vergangenen drei Jahren 8,06 Prozent pro Jahr eingebracht. Der MSCI World Index kam im Vergleich dazu nur auf 3,2 Prozent Performance jährlich.

Auf ähnliche Werte kommen die Nachhaltigkeitsfonds der Raiffeisen Capital Management (RCM). „Der Markt wächst überdurchschnittlich stark“, sagt Vorstand Dieter Aigner (siehe Grafik). 75 Prozent der 242 Mrd. Euro sind in Anleihen (von Staaten und Unternehmen) investiert. Mit der Finanzkrise ist das Thema laut Aigner stärker in den Fokus der Anleger gerückt, Spekulationen auf Agrarrohstoffe, der Klimawandel sowie zuletzt die Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten wären weitere Turbos gewesen. „Trump ist polarisierend. Seine Politik hat bei einigen zu einer ’Jetzt erst recht’-Stimmung pro Nachhaltigkeit geführt.“ RCM will in der DACH-Region bei Nachhaltigkeit Marktführer werden (derzeit werden drei Mrd. Euro verwaltet). In ein paar Jahren möchte Aigner die Hälfte aller Assets (derzeit 30 Mrd.) nachhaltig investieren. „Es gibt zunehmend Anleger, denen es nicht egal ist, wie Geld erwirtschaftet wird.“ Hinzu komme, dass Staatsfonds und Pensionskassen vermehrt dazu verpflichtet werden auf Nachhaltigkeit zu achten. Eine endgültige Wissenschaft sei Nachhaltigkeit nicht, sondern ein laufender Prozess, so Aigner. So fließe seiteiniger Zeit der Umgang mit Mitarbeitern und der -Ausstoß in die Bewertung ein.

Die Messbarkeit von Nachhaltigkeit sei eine der größten Herausforderungen. „Die Messungen sind noch sehr subjektiv. Die Datenquellen und die Gewichtungen der einzelnen Komponenten sind bei den Anbietern nicht einheitlich.“

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