Wie sehr hat sich die Pandemie auf die Produktionsabläufe ausgewirkt?
Wir haben unsere gesamten Prozesse umgestellt und dafür Sorge getragen, dass sich die Untergruppen unserer Mitarbeiter nie treffen, damit das Schlimmste nicht passiert. Das Schlimmste wäre bei uns und unserem kontinuierlichen Schichtbetrieb, dass wir abstellen müssen. Bis jetzt ist es uns gelungen, Weiterverbreitungen im Werk zu vermeiden.
War Kurzarbeit Thema?
In der Schockphase zu Beginn, ja. Insbesondere im April gab es bei uns einen klassischen Bullwhip-Effekt. Viele Kunden haben gleichzeitig Abrufmengen zurückgenommen, was bei uns zu einem starken Einbruch geführt hat. Deswegen haben wir kurz und in einem überschaubaren Teilbereich Kurzarbeit in Anspruch genommen.
Ab wann gab es annähernde Normalität beim Produktionsvolumen?
Nach diesem Full Stop bei vielen Kunden im April war sehr schnell die Lieferkette trocken. In den Monaten danach gab es Nachholeffekte. Wir hatten sehr gute Monate, die sogar über Plan gelaufen sind. Das ist aber mehr dem Verhalten der einzelnen Player in der Lieferkette geschuldet als dem Verbrauch des Endkonsumenten – der war ja kontinuierlich da.
Kommen wir zum Trend zu Nachhaltigkeit. Wie sehr hat dieser Trend Glasverpackungen zu einer gewissen Stärke verholfen?
Nachhaltigkeit ist ein breites Wort. Wenn man den ganzen Komplex Nachhaltigkeit und Gesundheit zusammenfasst, dann profitiert Glas sehr. Wir haben mit Glas einen Werkstoff, der bei uns extrem hohe Recyclingraten hat. Da ist Österreich auch im internationalen Vergleich auf einem sehr hohen Niveau. In den letzten Jahren gibt es auch immer mehr gezielte Nachfrage nach Glas im Mehrweg – bei Milch, Mineralwasser und auch im Softdrinkbereich.
Und die Gesundheit?
Wir profitieren vom Gesundheitsbewusstsein und dem zunehmenden Wissen der Leute, dass Glas aufgrund seiner physikalischen und chemischen Eigenschaften der Packstoff ist, in dem man Lebensmittel am besten transportiert und bevorratet. Weil er keine Reaktionen chemischer Art mit dem Inhaltsstoff macht.
Wie groß ist der Altglasanteil bei Ihrer Glasproduktion?
Der liegt in unseren österreichischen Werken bei rund 70 Prozent.
Was beim Thema Nachhaltigkeit und Recycling immer wieder diskutiert wird ist ein Einweg-Plastikpfand. Würde das den Wettbewerb gleicher machen?
Es ist immer heikel, über andere Branchen und im Wettbewerb stehenden Packstoffe zu sprechen. Fair ist zu sagen: Pfand allein beim Plastik wird nicht reichen, um die Ziele des Kreislaufwirtschaftspakets zu erreichen.
Sie haben das Thema Energie bereits angesprochen. Was tut Vetropack da?
Wir kommen bei jeder Erneuerung unserer Schmelzwannen, die einen Lebenszyklus von rund 12 Jahren haben, in eine neue, energieeffizientere Generation. Da realisieren wir zweistellige Prozentsätze an Effizienzsteigerungen. Außerdem gewinnen wir an allen Standorten Energie wieder, indem wir Abwärme aus Schmelzprozessen für Fernwärme zur Verfügung stellen. Wir haben auch auf unseren Hallendächern Fotovoltaikanlagen für den Eigenbedarf, um nur einige Beispiele zu nennen.
Wie viel ist da noch drin? Oder ist irgendwann der Zenit einfach erreicht?
Wir sind Teil des europäischen Glasnetzwerks Feve. Dort sind wir am Projekt „Schmelzwanne der Zukunft“ sehr intensiv beteiligt, das auf alternativen Energien basiert. Damit sollen in den kommenden Jahren insbesondere die CO2-Emissionen noch einmal mindestens halbiert werden.
Welche Projekte haben Sie in der Pipeline?
Unser größtes Projekt ist aktuell die Investition in die weitere Leistungssteigerung unserer Altglasaufbereitungsanlage in Pöchlarn. Das ist Teil unserer Strategie, den Altglasanteil zu steigern. Die Erhöhung der Altglasquote im Rohstoffmix bedeutet bei uns auch direkt eine Reduktion des Energieeinsatzes.
Das Thema Fachkräftemangel ist ja auch bei Ihnen ein großes, Sie bilden seit einigen Jahren Glasverfahrenstechniker aus. Wie viele geeignete Personen finden Sie?
Statistik habe ich keine. Aber es ist bei uns auch so, was allgemein kein Geheimnis ist: Es ist im Lauf der letzten Jahre sicher nicht leichter geworden. Konkret heuer haben wir durch den Corona-Einfluss ein nicht zu unterschätzendes Thema: Uns fehlen die Schulabbrecher. In Pöchlarn sind wir aber bereits voll, für Kremsmünster gibt es noch freie Lehrstellen.
Wann glauben Sie, dass bei Vetropack wieder Vor-Corona-Niveau sein wird?
Es wird 2022 werden. Das geht schnell, sobald sich der Lifestyle wieder normalisiert.
Sie sind seit ziemlich genau drei Jahren an der Spitze der Vetropack Austria und des Geschäftsbereichs Österreich-Schweiz. Ihr Fazit?
Ich bin sehr begeistert von der Branche und dem Rohstoff Glas. Das ist faszinierend. Es ist eine Industrie, die wie viele andere auch sicher einiges an Herausforderungen und Wandel vor sich hat, was Energieeinsatz und Carbon Footprint betrifft.
Hat Ihre Aufgabe in der Vetropack Ihr eigenes Einkaufsverhalten beeinflusst? Gibt es im Hause Eggerth noch PET oder TetraPak?
Wo es Alternativen gibt, nicht.
Wann waren Sie zum letzten Mal in der Schweiz?
Meine Reisetätigkeit ist extrem eingeschränkt. Ich bin sonst fast jede zweite Woche im Flieger Richtung Schweiz. Jetzt war ich im August letzten Jahres das letzte Mal dort.
Werden Videokonferenzen auch nach Pandemie-Ende Reisen ersetzen?
Da bin ich ganz sicher. Ich wäre fast überrascht, wenn wir nach Corona wieder auf 50 Prozent der ursprünglichen Reisetätigkeit kämen.
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