Fünf Gründe, warum der Exportmotor wieder brummt
Nur der Handel mit dem Nahen Osten war rückläufig. In alle anderen Regionen der Welt lieferten die heimischen Betriebe von Jänner bis März wesentlich mehr Waren als vor einem Jahr. Insgesamt stiegen die Ausfuhren um 10,3 Prozent auf 35,5 Mrd. Euro. "Das ist das beste Quartalsergebnis seit fünf Jahren", freut sich Wirtschaftskammer-Boss Christoph Leitl über den überraschend starken Anstieg. Bekanntlich waren die Zahlen für das Gesamtjahr 2016 noch leicht rückläufig.
Für heuer rechnet Leitl allein bei den Warenexporten mit einem Zuwachs von sechs bis acht Prozent. Noch etwas stärker dürften die Dienstleistungen zulegen. Was aber sind die Gründe für das rasche Wiederanspringen des Exportmotors?
1. Zugpferd Deutschland
Im "erweiterten Heimmarkt" (Leitl) beschleunigt sich der Wirtschaftsaufschwung quer über alle Branchen. Weil rund 30 Prozent aller Exporte ins Nachbarland gehen, profitieren heimische Betriebe besonders stark. Deutschland wiederum ist die Lokomotive für die gesamte EU. "Ein Land zieht das andere hoch", meint Walter Koren, Leiter der Außenwirtschaft in der WKÖ. Die Exporte nach Deutschland legten im Jahresvergleich um 8,7 Prozent zu, in die gesamte EU gab es einen Zuwachs von 11,5 Prozent. Die mit 70 Prozent nach wie vor hohe "EU-Lastigkeit" der heimischen Ausfuhren hat sogar leicht zugenommen.
2. Euphorie ist zurück
"Das ist der Wahnsinn", "die Party geht weiter": So euphorisch kommentieren Ökonomen die aktuelle Stimmung unter den Führungskräften deutscher Unternehmen. Der vom Münchner Ifo-Institut erstellte Geschäftsklima-Index – ein wichtiger Konjunkturindikator – kletterte auf den höchsten Stand seit der Wiedervereinigung. Es herrschen "goldene wirtschaftliche Zeiten, die Unternehmen strotzen vor Kraft", fasst Volkswirt Thomas Gitzel von der VP Bank zusammen. Dieser Optimismus schwappt auch nach Österreich, wo diverse Stimmungsbarometer ebenfalls nach oben zeigen.
3. Überschätzte Risiken
Die Ängste vor dem Brexit in Großbritannien oder der Wahl von Trump in den USA waren groß. Die politischen Turbulenzen wirken sich bisher jedoch kaum auf die heimische Wirtschaft aus. Die Exporte in die USA zogen unter Trump sogar um elf Prozent an, jene nach Großbritannien stagnierten. Die erst kürzlich noch einmal verlängerten Wirtschaftssanktionen der EU gegen Russland schaden zwar der heimischen Wirtschaft, die Ausfuhren lagen im ersten Quartal aber um 28 Prozent über dem Vorjahresniveau. Einzelprojekte sowie eine gewisse Erholung nach dem herben Einbruch im Vorjahr werden als Hauptgründe genannt.
4. Osteuropa-Comeback
Österreichs Wirtschaft hat einst von der Ost-Erweiterung der EU enorm profitiert. Nach einem jahrelangen Abschwung zieht die Nachfrage nach "Made in Austria" wieder deutlich an. Nach Tschechien und Ungarn gibt es zweistellige Zuwächse. Die Erwartungen für das Gesamtjahr sind hoch, denn die östlichen EU-Mitglieder Polen, Slowakei, Slowenien, Tschechien und Ungarn wachsen heuer doppelt so stark wie der EU-Schnitt. Im nächsten Jahr wird sogar ein Plus von 3,1 Prozent vorausgesagt. Die osteuropäischen Betriebe sind jedoch auch eine immer stärkere Konkurrenz für Lieferungen nach Deutschland, insbesondere im Automotive-Bereich.
5. Einige Sondereffekte
So erfreulich die Exportbilanz ist: Manche Zuwächse ergeben sich aus Sondereffekten. Beispiel Frankreich: Das satte Ausfuhr-Plus von fast einer Milliarde Euro oder 68 Prozent ist eine bloße Umbuchung. Lieferungen an die dortige Pharmaindustrie – Hormone, Pharmazeutika, Chemikalien – erfolgten statt im November und Dezember erst im Jänner.
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