Wirtschaft auf dem Weg nach oben

Der Aufschwung kommt jetzt endlich auch bei den Betrieben an
Die Exporte ziehen an, die Auftragsbücher füllen sich und Private geben mehr für Urlaubsreisen aus.

Die Zeit des Jammerns scheint vorbei. Gefragt nach den Zukunftsaussichten sind deutlich mehr Firmenlenker optimistischer als noch vor einem Jahr– auch in Österreich. Das belegt unter anderem eine Umfrage von marketmind im Auftrag der Wirtschaftskammer Österreich und des austria wirtschaftsservice (aws). Gefragt nach dem erwarteten Auftragsstand, sind die Firmen wieder positiver eingestellt, vor allem in Großbetrieben ist die Stimmung gut. "Das deckt sich mit den Ergebnissen der Konjunkturforschung", erläutert Ralf Kronberger von der Wirtschaftskammer Österreich.

Glaubt man einer Umfrage des Kreditschutzverbandes (KSV 1870), beurteilen 31 Prozent der Unternehmer die allgemeine Wirtschaftslage als gut oder sogar sehr gut. In Vorarlberg und Tirol sind es sogar 54 bzw. 46 Prozent. Zum Vergleich: Im Vorjahr war nur jeder zehnte Befragte mit der allgemeinen Wirtschaftslage so zufrieden.

Die guten Umfragewerte spiegeln sich auch in einer Reihe von Unternehmenszahlen aus der Industrie wieder. So zeigen unter anderem beim steirischen Technologiekonzern Andritz im ersten Quartal 2017 die Umsatz-, Gewinn- und Auftragseingangskurven nach oben. Der Chef des Feuerfest-Konzerns Rath peilt heuer ein Umsatzplus von bis zu fünf Prozent an. Die Auftragseingänge im ersten und zweiten Quartal sind gut ausgefallen.

Als die große Stütze der Konjunkturbelebung erweist sich der Export. In den ersten beiden Monaten legten die heimischen Ausfuhren gegenüber dem eher schwachen Vorjahr um fast zehn Prozent zu. Hauptgrund ist die gute Wirtschaftslage beim wichtigsten Handelspartner Deutschland.

Ausgabefreudig

Auch die Privaten gehen heuer offenbar unbeschwerter in den Sommer als im Vorjahr. Reiseveranstalter melden eine gute Buchungslage und führen das auf eine Reihe von Faktoren zurück: Die Steuerreform hat den meisten Österreichern ein paar Euro mehr am Konto beschert. Da das Kapital bei der aktuellen Zinslage keine großen Profite verspricht, hauen es viele wohl lieber auf den Putz.

"Heuer gibt es keine Spur von zurückhaltenden Buchungen wie im letzten Jahr", sagt Verkehrsbüro-Chefin Helga Freund. Viele hätten heuer sehr früh gebucht. "Und es wird so viel Geld wie noch nie für Urlaube in die Ferne ausgegeben", meint Freund. Bei Ruefa würden die Buchungen um fünf Prozent über dem Vorjahresniveau liegen. "Das hat einerseits mit dem gestiegenen Urlaubsbudget zu tun, andererseits damit, dass bestimmte sichere Fernziele als Alternative zu Mittelmeerländern gebucht werden."

Jobs, Jobs, Jobs

Die gute Auftragslage spiegelt sich auch auf dem Jobmarkt wider. Die Beschäftigung zieht an. Die Zahl der beim AMS gemeldeten offenen Stellen erreichte Ende April mit 55.000 (+41 Prozent) ein neues Allzeithoch. "Wir merken eigentlich quer durch alle Branchen, dass der Aufschwung angekommen ist", berichtet Manpower-Chef Erich Pichorner. In der IT-Branche herrsche bereits "absoluter Personalmangel, Jobwechsler haben in diesem Bereich die besten Chancen". Die Zahl der beschäftigten Zeitarbeiter – ein Konjunkturmesser – stieg binnen Jahresfrist um 14 Prozent auf 84.000. Pichorner ist zuversichtlich, in den nächsten Monaten erstmals die 90.000-er Marke zu erreichen. Experten zweifeln aber, dass der Aufschwung ausreicht, um auch die hohe Arbeitslosigkeit abzubauen. Für ältere Arbeitslose hat sich die Lage noch nicht verbessert.

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