Fünf Gründe für eine Trendwende am Jobmarkt

Fünf Gründe für eine Trendwende am Jobmarkt
Trotz sich anbahnender Herbst-Depression zeigt sich der Arbeitsmarkt erstaunlich stabil. Das wird nicht so bleiben.

Da braut sich was zusammen. Während in den Köpfen vieler Wirtschaftstreibender Rezessionsängste und Energiekrise herumspuken, zeigt sich der Arbeitsmarkt scheinbar unbeeindruckt. Ende August waren beim AMS 309.431 Personen als arbeitslos gemeldet, um 10,9 Prozent weniger als vor einem Jahr.

Die Arbeitslosigkeit sank auf dem niedrigsten Stand seit neun Jahren. Zugleich herrscht Rekordbeschäftigung. Der inoffizielle Stellenmonitor des Wirtschaftsbundes zählt mehr als 260.000 offene Stellen.
 

Ein genauer Blick auf die Statistik zeigt aber auch, dass das Sommerhoch zu Ende geht. Gegenüber Juli gab es bereits 13.000 Arbeitslose mehr. Schon der September könnte die Trendwende bringen. Aus folgenden Gründen:

1. Überhitzung

Die aktuelle Lage lässt sich mit einer „Sonderkonjunktur“ nach pandemiebedingter Einschränkungen erklären. Die hohen Wachstumsraten – 6 Prozent im zweiten Quartal, siehe rechts – haben zu einer Rekrutierungsoffensive wie überhaupt noch nie geführt. Eine Normalisierung der Lage war längst absehbar.

2. Energiekrise

Ukraine-Krieg und unsichere Energieversorgung sorgen für trübe Wirtschaftsprognosen für den Herbst. Vor allem energieintensive Unternehmen würden künftig die meisten Probleme haben, sagte Arbeitsminister Martin Kocher am Donnerstag. Bei Österreichs mit Abstand wichtigsten Handelspartner Deutschland zögern die Betriebe bereits mit Neueinstellungen oder bauen Leiharbeitskräfte ab.

3. Saisonende

Der boomende Tourismus sorgte über den Sommer für eine außergewöhnlich hohe Beschäftigung nicht nur in den Beherbergungsbetrieben, sondern auch in den vom Tourismus profitierenden Branchen. Der Arbeitsmarkt war bekanntlich leer gefegt. Mit Saisonende dürften viele rasch rekrutierte Arbeitskräfte wieder beim AMS landen. Dieser saisonale Effekt könnte höher ausfallen als sonst, weil die Planung für die Wintersaison so schwierig ist,

4. Angstsparen

Teuerung und düstere Wirtschaftsprognosen dämpfen die Konsumlaune, was sich im personalintensiven Handel bemerkbar machen wird. Schon jetzt klagen Möbel- und Elektronikhändler über sinkende Kundenfrequenz. Auch das wird sich auf die Beschäftigung auswirken.

5. Mismatch

Die Rekordzahl an offenen Stellen zeigt auch, dass Job-Angebot und -Nachfrage immer weniger zusammenpassen („Mismatch“). Bei Hochkonjunktur sind die Betriebe weniger wählerisch, werden die Zeiten schlechter, landen weniger gut qualifizierte Arbeitskräfte rasch wieder beim AMS.

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