Fresenius-Chef kritisiert Politik wegen Corona-Krisenmanagement

FILE PHOTO: Fresenius headquarters in in Bad Homburg
Klinikbetreiber: Covid-19 sei zwar eine große Bedrohung, Schlaganfälle, Herzinfarkte oder Krebs aber auch.

Fresenius-Chef Stephan Sturm kritisiert das Corona-Krisenmanagement der Politik. Es sei ein Fehler gewesen, "alles komplett einseitig auf die Pandemie auszurichten", heißt es in einer im Voraus veröffentlichten Rede, die Sturm auf der Hauptversammlung des Gesundheitskonzerns am 28. August halten soll. Das gelte für viele Bereiche der Gesellschaft, besonders jedoch für die Medizin.

"Wir haben alles runtergefahren. Und das, obwohl die große Coronawelle gar nicht kam", sagt Sturm mit Blick auf die 86 Kliniken des Dax-Konzerns in Deutschland. Covid-19 sei zwar eine große Bedrohung. Das seien Schlaganfälle, Herzinfarkte oder Krebs aber auch. Da Fresenius angehalten worden sei, den normalen Klinik-Betrieb herunterzufahren und alles auszublenden, habe es viel weniger Untersuchungen gegeben. "Deshalb wurden viele Erkrankungen nicht festgestellt." Die daraus folgenden Schäden seien nicht so greifbar wie die Zahl der Coronaopfer, so Sturm. "Aber sie sind da".

In der Coronakrise hatte der größte private Klinikbetreiber Deutschlands die Zahl der Intensivbetten kräftig aufgestockt und Operationen verschoben. Da die Pandemie in Deutschland glimpflich verlief, standen aber viele Intensivbetten bei Fresenius leer.

Das belastete die Gewinne bei der Kliniktochter Helios. Zuwendungen des deutschen Bundes konnten fehlende Einnahmen aus aufgeschobenen Operationen nur abmildern. Da weniger operiert wurde, kamen auch weniger Medikamente aus der Fresenius-Sparte Kabi zum Einsatz. In der Folge musste Fresenius seine Geschäftsziele für heuer kürzen.

Kliniken könnten sich schnell umstellen, so Sturm. Nötig seien daher flexible Strukturen. Er kritisierte auch nationale Alleingänge in der Coronakrise bei deutschen Ausfuhrverboten für Schutzausrüstung.

Wirtschaftlich sei das zweite Quartal bei Fresenius die Talsohle gewesen, heißt es in der Rede. Im Jahresverlauf werde der Gewinn, der 2019 gut 1,9 Milliarden Euro betrug, wieder zulegen.

In Österreich ist Fresenius mehrheitlich am Gesundheitsdienstleister VAMED beteiligt, der unter anderem Krankenhäuser und Thermen betreibt.

Kommentare