Frauenquote in den Chefetagen zeigt Wirkung - vor allem in Deutschland

Von Sophie Haller
Die kontroversiell diskutierte Frauenquote für Aufsichtsräte und Vorstände zeigt in Deutschland starke Wirkung, in Österreich gibt es noch Luft nach oben.
Der Frauenanteil in den Chefetagen deutscher Börsenunternehmen ist einer aktuellen Untersuchung zufolge so hoch wie noch nie.
Im Mai dieses Jahres waren in den Aufsichtsräten der 180 untersuchten Konzerne 37,3 Prozent der Stellen mit Frauen besetzt, im Jahr zuvor waren es noch 35,3 Prozent gewesen. Das geht aus dem Women-on-Board-Index der Organisation Frauen in die Aufsichtsräte (Fidar) hervor.
Quoten für die Gleichstellung
Seit 2016 gilt für deutsche Aufsichtsräte eine Frauenquote von 30 Prozent. Diese trifft alle börsennotierten und paritätisch mitbestimmte Unternehmen.
Haben diese mehr als 2.000 Beschäftigte, unterliegen sie seit 2022 auch einer Mindestbeteiligungsvorschrift für den Vorstand. Das bedeutet, dass ab einem Dreier-Vorstand mindestens eine Frau dabei sein muss. Bei dieser "Vorstandsquote" erreichten die Unternehmen einen Frauenanteil von 19,3 Prozent und damit einen Prozentpunkt mehr als im Vorjahr.
Zwar sehen die Studienmacher eine deutliche Wirkung der Frauenquote, trotzdem seien die meisten Unternehmen von einer Gleichstellung der Geschlechter immer noch weit entfernt. Die deutsche Organisation fordert daher, die Quotenregelungen auf mehr Unternehmen auszuweiten.
Quote wirkt auch in Österreich
Auch in Österreich gibt es seit 2018 eine gesetzliche Quote von 30 Prozent - allerdings verpflichtend nur für Aufsichtsräte in börsennotierten Unternehmen und Firmen mit mehr als 1.000 Beschäftigten.
Seit 2018 ist der Frauenanteil in den quotenpflichtigen Unternehmen von 22,4 auf 36,5 Prozent im Jahr 2024 gestiegen, wie der Frauen Management Report der Arbeiterkammer (AK) ergab. Die 20 Unternehmen des Börsenleitindex ATX hatten Anfang 2024 einen 33,8-prozentigen Anteil an Aufsichtsrätinnen.
Gegenwärtig übertreffen 12 der 20 ATX-Unternehmen die 30-Prozent-Schwelle, acht davon kommen auf einen Anteil von mindestens 40 Prozent Frauen im Aufsichtsrat. Kein einziges der ATX-Unternehmen hat jedoch mehr Frauen als Männer im Aufsichtsrat.
Magerer Frauenanteil bei Vorständen
Stark unterrepräsentiert sind Frauen in den Vorständen, für die - anders als im Nachbarland - bis dato keine gesetzliche Quote besteht. In den Unternehmen, die an die Aufsichtsratsquote gebunden sind, liegt ihr Anteil bei mageren 14 Prozent.
Bei den Top-Konzernen, die im ATX gelistet sind, macht der Frauenanteil in den Vorständen laut AK nur 11,8 Prozent aus. „Freiwilligkeit ist einfach nicht genug, gesetzliche Quoten sind nötig und effektiv, um Frauenanteile zu steigern“, sagt Heinz Leitsmüller, Leiter der Abteilung Betriebswirtschaft der AK Wien, dazu im KURIER-Gespräch.
Die AK fordert deswegen eine Quotenregelung nach deutschem Vorbild auch für den Vorstand. Allein durch diesen Schritt entstünden 34 Spitzenpositionen für Frauen. Weiters wird eine Verbesserung der Rahmenbedingungen für Vorstandsmitglieder hinsichtlich Elternschaft und Pflegeverpflichtungen gefordert.
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