Forscher fordern Wasserstoff-Milliarde

Montanuni Leoben hat Wasserstoff im Fokus
Eine weitere Milliarde wäre laut TU Austria bis 2030 notwendig, um international nicht den Anschluss zu verlieren.

Im Bereich Wasserstofftechnologien wird an den Universitäten Österreichs intensiv geforscht. Das Potenzial zur konkreten Umsetzung etlicher Pläne wäre laut einer aktuellen Studie vorhanden. Jedoch mangelt es an den finanziellen Mitteln, hieß es am Mittwoch im Pressegespräch der TU Austria Universitäten in Graz. Man hofft auf eine "Wasserstoff-Milliarde" bis 2024 und eine weitere für 2025 bis 2030.

Die europäische Kommission will Europa zu einem Vorreiter beim Einsatz von Wasserstoff als Energieträger machen, Deutschland hat seine entsprechende Wasserstoffstrategie bereits präsentiert, das österreichische Klimaschutzministerium will bis Jahresende ebenfalls eine Wasserstoffstrategie erarbeiten.

Investitionsschub

Zur Umsetzung der bisherigen Forschungen und Entwicklungen werde es laut den Technischen Universitäten in Österreich (TU Graz, TU Wien, Montanuniversität Leoben) jedoch einen geballten Investitionsschub brauchen. Am Montag plädierten die im Verbund TU Austria zusammengeschlossenen Universitäten für eine Milliarde Euro bis 1924 und die gleiche Summe noch einmal bis 2030.

"Für uns ist es wichtig, dass die vielfältige Forschung, wo die Universitäten in Österreich ganz vorne mit dabei sind, den Anschluss nicht verlieren und rechtzeitig investiert wird", hielt der Präsident der TU Austria und Rektor der TU Graz, Harald Kainz, fest. Man bauche jetzt "einen entsprechenden finanziellen Schub", den Kainz folgend im Namen der TU Austria präzisierte: 500 Millionen Euro benötige die Industrie für zeitnahe Prozessumstellungen sowie für den Aufbau von Produktionstechnologien, mit denen die notwendige Infrastruktur sichergestellt werden kann.

Weitere 400 Millionen Euro brauche die industrienahe kooperative Forschung zur Weiterentwicklung und Überführung der Ergebnisse in den Markt. Letztlich sollen 100 Millionen Euro der Grundlagenforschung in diesem Gebiet zukommen, um die theoretischen Möglichkeiten der Technologie voll ausschöpfen zu können und die Co-Finanzierung der europäischen Förderungen auch sicherzustellen."

Anschluss an globale Entwicklung

Eine weitere Milliarde sollte zusätzlich für die Jahre 2025 bis 2030 zur Verfügung stehen. Ein entschlossenes Handeln der politischen Entscheidungsträger sei rasch notwendig, um nicht den Anschluss an die globale Entwicklung zu verlieren: "Wir brauchen es rasch, denn jeder Jahr, wo die Entscheidungen später fallen, ist ein verlorenes Jahr", drängte Kainz.

Volkswirtschaftlicher Nutzen

Das wirtschaftliche Potenzial hinter den von den TU Austria vorgeschlagenen Investitionen in der Höhe von zwei Milliarden bis 2030 legte Christian Helmenstein, Leiter des Economica Instituts für Wirtschaftsforschung, dar: Aus der Infrastrukturkomponente könne eine inländische Bruttowertschöpfung von 630 Millionen Euro erzielt werden, aus der Forschungs- und Entwicklungskomponente eine Bruttowertschöpfung von 274 Millionen Euro. Insgesamt würde demnach der Wachstumsimpuls somit 904 Millionen Euro betragen. Damit korrespondiere laut Helmenstein ein Beschäftigungsvolumen von 13.766 "Beschäftigungsjahren", was rund 1.250 Arbeitsplätzen, die permanent gesichert bzw. würden geschaffen werden, entspreche.

Ein Teil der öffentlichen Ausgaben würde sich laut dem Studienautor über das dadurch ausgelöste Steuer- und Abgabenaufkommen in der Höhe von 430 Millionen Euro selbst refinanzieren. Aus seiner Perspektive sei damit zu rechnen, dass die fiskalische Umwegrentabilität "im Zeitablauf zunehmen wird, wenn es gelingt, die österreichische Kompetenz bei Wasserstofftechnologien so weiterzuentwickeln, dass der gegenwärtig noch sehr hohe Importanteil von 52,7 Prozent in der Infrastrukturkomponente verringert werden kann", wie Helmenstein weiter ausführte.

Die Wasserstofftechnologie ist auch Thema bei den heurigen Technologiegesprächen beim Europäischen Forum Alpbach: Ein Arbeitskreis der TU Austria wird am kommenden Freitag mit internationalen und nationalen Experten Fachleute über aktuellen Entwicklungen, Initiativen und Strategien diskutieren.

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