Autoindustrie kommt kaum auf Touren
Es wäre so schön gewesen. Die deutschen Autobauer hatten im Rahmen des Corona-Konjunkturpakets im Land stark auf ein Wiederaufleben der Verschrottungsprämie gesetzt. Diese war nach der Finanzkrise 2009 in vielen Ländern ein probates Mittel, um die Branche wieder flott zu kriegen. Doch die Zeiten haben sich geändert. Das Auto, vor allem der Verbrennungsmotor, steht spätestens seit dem Dieselskandal am Pranger.
Bei den Verhandlungen in Berlin stand die SPD auf der Bremse, was Anreize zum Autokauf betrifft. Und so war der Umfang am Ende bescheiden. Lediglich die Prämie für den Kauf von E-Autos (inklusive Hybridmodelle) wird auf 6.000 Euro verdoppelt. Zudem werden die Neuwagen-Preise aufgrund der bis Jahresende reduzierten Mehrwertsteuer (von 19 auf 16 Prozent) sinken. Die Händler versprechen, die Senkung an die Käufer weiterzugeben. „Die Mehrwertsteuer-Senkung um drei Prozent ist eine gute Sache, die den deutschen Autobauern genauso hilft wie den Importeuren“, sagte Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer. „Wir brauchen den konjunkturellen Nachfrageschub und Autos sind dabei wichtig.“ Die Ersparnisse seien aber überschaubar. Beim Kauf eines Neuwagens für 40.000 Euro etwa seien es nur etwas mehr als 1.000 Euro.
In Frankreich, wo die Autobauer schon vor der Krise unter Strukturproblemen litten und Renault einen staatlichen Milliardenkredit bekommen hat, gibt es hingegen eine Prämie. Beim Kauf von Autos mit normalem Antrieb bis Jahresende 1.000 Euro (für E-Autos 7.000 Euro).
Auch der heimische Fahrzeughandel wünscht sich eine Verschrottungsprämie und verweist darauf, dass sie die Hälfte der Prämie – wie anno 2009 – übernehmen würde. Umweltaktivisten und Wirtschaftsforscher halten sie indes für anachronistisch. „Für mich war das der schwerste Fehler in der Bekämpfung der Finanzkrise, weil viel Geld zur ungebremsten Fortsetzung des Klimawandels beigetragen hat“, sagt etwa WU-Professor Karl Aiginger. „Auch der Effekt für die Wirtschaft war gering, weil die meisten Auto importiert werden und verteilungspolitisch auch, weil das schwächere Drittel weniger Autos hat.“
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