Neue Förderung soll Wasserstoffproduktion um ein Drittel erhöhen

Wasserstoff-Erzeugungsanlage mit Rohren, auf denen Wasserstoff steht.
Das Wirtschaftsministerium will Österreich zum Technologieführer und zur Wasserstoff-Drehscheibe in Europa machen.

Zusammenfassung

  • Österreich startet eine Wasserstoff-Offensive, um die Produktion um ein Drittel zu steigern und die Industrie klimafit zu machen.
  • Neue Förderungen, Zertifizierungen und internationale Kooperationen sollen Österreich zur europäischen Wasserstoff-Drehscheibe machen.
  • Großprojekte und Investitionen in Forschung und Entwicklung sollen Arbeitsplätze sichern und technologische Führerschaft stärken.

Gemessen an der Bevölkerungsgröße liegt Österreich bei der Erzeugung von Wasserstoff weltweit auf Platz drei. Diese gute Positionierung bei einer Zukunftstechnologie gelte es unbedingt auszunutzen, sagt Wirtschaftsminister Wolfgang Hattmannsdorfer. Wasserstoff kann mit Ökostrom hergestellt, lange gespeichert und wieder in Strom zurückverwandelt werden. Außerdem ist es ein wichtiger chemischer Rohstoff und kann Erdgas in Industrieprozessen ersetzen. Am Dienstag wurde nun eine neue Wasserstoff-Offensive verkündet, die aus mehreren Maßnahmen besteht.

Vor allem für die Transformation der Industrie wichtig

"Jeder weiß, Wasserstoff steckt noch in den Kinderschuhen, aber wir müssen jetzt die richtigen Weichen stellen", so Hattmannsdorfer. Die Regierung will damit vor allem die energieintensive Industrie in Österreich klimafit machen.  "Wasserstoff ist überall dort, wo wir Strom nicht einsetzen können, der Schlüssel für saubere Energie. Für die Transformation der Industrie ist das ein zentraler Standortfaktor."

Demnächst soll eine eigene Verordnung für Investitionszuschüsse in Begutachtung geschickt werden. Wasserstoffprojekte sollen finanziell unterstützt werden, um die aktuelle Produktionsleistung im Inland von rund 28 Megawatt um ein Drittel bzw. 10 MW zu erhöhen. In einem ersten Fördercall werden 20 Millionen Euro für Projekte ausgeschüttet. Das soll der Wasserstoffwirtschaft im Land einen deutlichen Schub verleihen. Hattmannsdorfer will aber auch Investitionssicherheit schaffen. Die Förderung soll über die kommenden Jahre weiter bestehen.

Zertifizierung und Abstimmung mit Nachbarländern

Außerdem plane die Regierung laut Wirtschaftsminister, eine Verordnung zur Zertifizierung von Wasserstoff zu verabschieden. Damit soll sichergestellt werden, dass man sich als Wasserstoff-Kunde etwa darauf verlassen kann, grünen Wasserstoff zu erhalten - also ein Produkt, das aus Elektrolyse von Wasser mit Hilfe erneuerbarer Energie stammt. Derzeit wird der Großteil des Wasserstoffs durch Dampfeformierung von Erdgas produziert, weiß Wolfgang Anzengruber, Vorsitzender des Hydrogen Partnership Austria.

Am 23. Oktober veranstaltet die Bundesregierung ein trilaterales Treffen mit Italien und Deutschland, um eine gemeinsame Importstrategie zu entwickeln. Grüner Wasserstoff soll künftig in Nordafrika (Algerien und Tunesien) produziert und dann per Pipeline nach Italien und über Österreich nach Deutschland transportiert werden. Aufgrund seiner Lage sei Österreich prädestiniert zum "Hub für Wasserstoff" zu werden, also zur europäischen Drehscheibe, meint Hattmannsdorfer. Der "Südkorridor" von Afrika soll auch zentraler Bestandteil des europäischen Wasserstoff-Kernnetzes sein, das erst aufgebaut werden muss.

Projekte mit 200 Megawatt Leistung sind in Planung

In Österreich seien Erzeugungskapazitäten von 200 Megawatt in Planung, sagt Anzengruber. Die OMV alleine will in Bruck an der Leitha Elektrolyseure mit 140 Megawatt Leistung errichten. In Zukunft werde der Bedarf an Wasserstoff stark steigen, vor allem in der petrochemischen Industrie, in der Düngemittelerzeugung und künftig auch stärker in der Metallproduktion. Die Voestalpine will künftig etwa vermehrt CO2-armen Stahl mit Hilfe von Wasserstoff herstellen.

Manche Projekte scheitern

In der jüngeren Vergangenheit hat es in Österreich allerdings auch Rückschritte bei der Wasserstoff-Versorgung gegeben. Die OMV hat etwa ihr Tankstellennetz eingestellt, in Linz haben Verbund und LAT Nitrogen ein Projekt zur Ammoniakerzeugung mit Wasserstoff gestoppt. "Es wird Projekte geben, die scheitern", sagt Hattmannsdorfer. Aber Österreich könne es sich nicht leisten, abzuwarten. Man müsse die energieintensive Industrie im Land halten, um Arbeitsplätze zu sichern. In Zukunft werden 300.000 Arbeitsplätze indirekt von einer ausreichenden Versorgung mit Wasserstoff abhängig sein.

Auch technologisch soll Österreich vorne bleiben

Österreich solle aber nicht nur von Wasserstoff profitieren, weil die Industrie damit versorgt wird, meint Anzengruber. "Bei Anlagenbau, Messtechnik, Forschung und Entwicklung sind wir gut aufgestellt." Technologisches Know-how dürfe man aber nicht aufs Spiel setzen. "Wir dürfen nicht warten, sonst sind wir ganz schnell wieder hinten."

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