Flugzeugzulieferer FACC verspürt Aufwind

FACC
Der oberösterreichische Hersteller hat im ersten Halbjahr seinen Umsatz kräftig gesteigert und baut Personal und Kapazitäten aus.

Die Luftfahrtbranche wächst nach dem pandemiebedingten Einbruch wieder stark. In vielen Märkten werden die Passagierzahlen von 2019 bereits wieder erreicht oder übertroffen, in anderen soll es auch bei internationalen Reisen in den nächsten zwölf Monaten so weit sein. Die Fluglinien sind gut gebucht und schreiben Gewinne, die Ticketpreise steigen und die Nachfrage nach neuen Flugzeugen ist hoch. Allein von Jänner bis Juli seien so viele Maschinen verkauft worden, wie im gesamten vergangenen Jahr, sagte FACC-Chef Robert Machtlinger bei der Vorstellung der Halbjahresergebnisse am Dienstag.

Das kommt auch dem oberösterreichischen Zulieferer zugute. Die Auftragsbücher sind prall gefüllt. In den nächsten Jahren muss FACC, das Strukturkomponenten, Triebwerksteile und Innenausstattung unter anderem für Boeing und Airbus produziert, Order im Wert von 5,8 Milliarden Euro abarbeiten. 400 Millionen davon kamen zuletzt bei der Branchenmesse Paris Air Show dazu.

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Dauerhafte Erholung

"Die Erholung der Luftfahrt ist nachhaltig", sagte Machtlinger. Bis 2040 gebe es Bedarf an 40.000 Maschinen. Zuletzt sei auch die Nachfrage nach Langstreckenflugzeugen wieder gestiegen. FACC stockt deshalb kräftig beim Personal auf. Heuer wurden bereits 200 neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eingestellt. Bis Mitte nächsten Jahres sollen 400 weitere dazu kommen.

Ausgebaut wird auch das im vergangenen Jahr in Betrieb genommen kroatische Werk in der Nähe von Zagreb. Dort sollen die Flächen verdreifacht werden. 20 Millionen Euro will FACC dafür in die Hand nehmen. Bei den Lieferketten habe man zwar weiter mit Problemen zu kämpfen, eine Stabilisierung zeichne sich aber ab, sagte Machtlinger. Die nächsten zwei bis drei Jahre würden allerdings "komplex" bleiben.

Der Umsatz von FACC stieg im ersten Halbjahr im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um fast ein Drittel auf 354,7 Millionen Euro.

Das operative Ergebnis (EBIT) legte von 6,1 Millionen Euro auf 14,9 Millionen Euro zu.

Der Gewinn betrug nach 516.000 Euro Verlust im Vorjahr im ersten Halbjahr 7,98 Millionen Euro.

Für das Gesamtjahr rechnet FACC mit einem Umsatzplus von 12 bis 16 Prozent im Vergleich zum Geschäftsjahr 2022 (607 Mio. Euro) und einem im direkten Vergleich zum ersten Halbjahr reduzierten aber positiven Ergebnis.

An der Wiener Börse legten FACC-Papiere bis Mittag um 3,4 Prozent zu.

Schwerpunkt Nachhaltigkeit

Einen Schwerpunkt legt FACC auch auf die Nachhaltigkeit in der Branche. In rund 60 Projekten wird derzeit an Technologien geforscht, die neue leichtere Materialien, bessere Aerodynamik und damit auch weniger Energieverbrauch bringen sollen. Thema sind etwa Triebwerke, die komplett mit synthetischen Kraftstoffen betrieben werden können. Bis 2026/27, wenn die großen Hersteller ihre Modelle erneuern, wolle man damit auch am Markt sein, kündigte Machtlinger an.

Erfolge mit Lufttaxis

Erfolge verzeichnete FACC auch im Bereich der Lufttaxis. An das US-Start-up Archer, bei dem zuletzt der Fluzeughersteller Boeing einstieg, wurden die ersten Bauteile ausgeliefert. Die ersten Lufttaxis des Herstellers sollen 2025 in New York abheben. "Der Markt beginnt zu greifen", sagte Machtlinger.

Etwas länger wird es noch dauern, bis sich die Raumfahrt signifkant im Ergebnis bemerkbar macht. In dem Bereich hat FACC unter anderem bereits ultraleichte Strukturmaterialien für die europäische Trägerrakete Ariane 6 entwickelt. "Wir haben einige Projekte in der Pipeline", sagte Machtlinger. Vielversprechend sei vor allem der amerikanische Markt. Wesentliche Umsätze werde man aber erst am Ende der Dekade sehen.

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"Maß und Ziel" bei Lohnverhandlungen

Mit Blick auf die bevorstehenden Lohnverhandlungen mahnte Machtlinger ein, mit "Maß und Ziel" vorzugehen. Nach Lohnerhöhungen von neun Prozent im Vorjahr, die die Personalkosten von FACC um 17 Millionen Euro steigen ließen, und angesichts hoher Energiekosten bestehe sonst die Gefahr, dass sich exportorientierte Unternehmen wie FACC aus dem internationalen Markt "herauspreisen".

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