Flugtaxis sind nur noch eine Frage der Zeit
An voll automatisierten Flugtaxis wird eifrig geforscht, getüftelt, entwickelt, ja sogar erste Probeflüge haben bereits stattgefunden. Bei vielen Menschen ist die Hoffnung groß, bald in Passagierdrohnen von A nach B fliegen zu können. Bis es soweit ist, könnte es aber noch etwas länger dauern, als viele glauben, denn die neuen Fluggeräte haben noch ein paar Hürden zu überwinden.
Frage der Integration
Eine Frage ist, wie sie in den Luftraum integriert werden können, denn dieser ist bereits mehr als voll, sagt Luftfahrtexperte Hellfried Aubauer: „Flugtaxis sind eine faszinierende Entwicklung, doch in der Luft sind bereits viele verschiedene Luftfahrzeuge mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten und Zielen unterwegs. Linienflugzeuge, Geschäftsflieger, Sportflieger, Polizei- und Rettungshubschrauber und so weiter.“ Geprüft wird derzeit, eigene Flugkorridore für Lufttaxis einzurichten.
Ebenso zu bedenken sei die Lärmverträglichkeit der Geräte, die über Häuser und Gärten surrend gleiten würden. Viele Menschen würden Flugdrohnen zwar grundsätzlich befürworten, sagt Aubauer, den lästigen Lärm würden sie jedoch ablehnen.
Auch die Sicherheit ist für den Experten ein Aspekt, der gewährleistet sein muss. Flugzeuge und Hubschrauber können in der Regel auch dann noch sicher notlanden, wenn alle Motoren ausfallen. Bei voll automatisierten Drohnen wäre das wahrscheinlich nicht so einfach der Fall. Ein Rettungsfallschirm könnte eine Lösung sein. Auch die Software hat eine Schwachstelle: Sie könnte ein Angriffsziel für Hacker werden.
Kein Zurück mehr
„Die Zulassung voll automatisierter Lufttaxis wird nur dann absehbar zu erwarten sein, wenn diese dem üblichen Luftfahrtstandard entsprechen“, sagt Aubauer. Und das könnte dauern. Den Hype rund um die Flugtaxis hält er trotz allem nicht für übertrieben. „Flugtaxis sind im Kommen.“
Dass Lufttaxis kommen werden, ist fix, die Frage ist nur wo und wann, sagt auch Andreas Perotti, Sprecher des oberösterreichischen Luftfahrtzulieferers FACC. Industrie, Regulatoren und politische Entscheidungsträger würden sich dem Thema bereits so intensiv widmen, dass ein Zurück undenkbar sei.
In Asien gebe es bereits die größten Fortschritte, dort sei ein kommerzieller Einsatz in zwölf bis 24 Monaten denkbar. Europa sei eine große Unbekannte, in den kommenden zwei Jahren könnte es Teststrecken und Probeflüge geben. Ein kommerzieller Einsatz sei aber erst in fünf bis zehn Jahren vorstellbar. Die Europäische Regulierungsbehörde EASA gehe von 2025 aus.
Leiser als ein Lastwagen
Regulatoren setzen sich bereits mit einer Luftraumregelung für neue Teilnehmer auseinander. Die Frage, die es noch zu klären gilt, ist, wie neue und alte Luftfahrzeuge koexistieren können.
Die Lärmbelästigung hält Perotti nicht für ein großes Problem. „Unsere Produkte haben derzeit 85 Dezibel, im innerstädtischen Verkehr ist das überschaubar.“ Ein Pkw kommt auf 75, ein Lkw auf etwa 90 Dezibel. Der Lärmpegel der Flugdrohnen werde noch weiter sinken. Außerdem sei das Geräusch nur beim Starten und Landen zu hören, während des Fluges in 50 Metern Höhe nicht mehr.
Großes Marktpotenzial
FACC erwartet sich durch den Verkauf von Lufttaxis in naher Zukunft einen jährlichen Umsatzanteil in zweistelliger Millionen-Euro-Höhe. Bis Ende nächsten Jahres will das Unternehmen 300 Stück bauen. Die Serienentwicklung ist laut Perotti de facto abgeschlossen, man stehe kurz vor der Serienfertigung. Gebaut werden die Lufttaxis am Standort in St. Martin in Oberösterreich.
Das Produkt wird in Kooperation mit dem chinesischen Partner und Softwareunternehmen EHang gebaut. Die Chinesen haben das Produkt erfunden und entwickelt, FACC hat es optimiert und zur Fertigungsreife gebracht.
Das Marktpotenzial von Flugtaxis wird in einer Studie des Beratungsunternehmens Roland Berger in den kommenden zehn bis 15 Jahren weltweit auf 32 Milliarden Euro geschätzt.
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