Fakt ist: Der Flughafen Wien rechnet heuer nur mit zehn Millionen Passagieren, das ist ein Drittel des Vorkrisenniveaus. Kopfzerbrechen bereitet Ofner die Langstrecke. Auf dieser ging das Passagieraufkommen nach Westeuropa um fast 50 Prozent, nach Nordamerika um 66 Prozent und in den Fernen Osten um 96 Prozent zurück.
„Die Langstrecke liegt am Boden. Unverständlicherweise lassen die USA auch Geimpfte nicht einreisen. Was bedeutet, dass Geschäftsreisen, die dringend erforderlich wären, nicht stattfinden können“, sagt der Manager. Er wünscht sich, dass die EU in diesem Fall gegenüber den USA „stärker auftritt“, sprich interveniert. Ohne funktionierende Langstrecke wird sich der Geschäftsreise-Bereich nicht erholen. Dabei wird dieser Bereich wahrscheinlich generell kein Vorkrisen-Niveau mehr erreichen. Denn viele Unternehmen setzen mittlerweile auf digitale Konferenzen via Skype, Zoom oder Teams.
„Es wird ein Teil durch digitale Instrumente ersetzt“, räumt Ofner ein. „Es gibt aber Aufgaben, die nicht digital erledigt werden können. Ein Servicetechniker, der eine Maschine in Gang setzen muss, die irgendwo in der Welt verkauft wurde, wird durch die Digitalisierung nicht ersetzbar sein.“ Auch der Vertrieb werde nicht allein digital funktionieren. Vor allem die stark exportorientierte Volkswirtschaft Österreichs werde gestört, wenn die Leute nicht reisen und keine Geschäfte akquirieren können. „Diese Geschäfte erfordern eine persönliche Präsenz“, sagt der Flughafen-Vorstand. „Diese Aufträge fehlen dann morgen und übermorgen.“
Indes sind die knapp 5.000 Flughafen-Wien-Mitarbeiter bis zum Jahresende in Kurzarbeit. Und es ist nicht ausgeschlossen, dass der Flughafen danach weiter um Kurzarbeit ansuchen wird. Betrug der Verlust im ersten Halbjahr 2021 noch 32,5 Millionen Euro, so soll der Airport am Ende des Jahres einen Gewinn in Höhe von vier Millionen Euro schreiben. Das ist leicht erklärt: Das zweite Halbjahr ist das wirtschaftlich deutlich stärkere. Und neben der Kurzarbeit fährt der Flughafen ein rigoroses Sparprogramm und lukriert durch einige Immobilientransaktionen millionenschwere Zusatzerträge.
Ofner: „Wenn man spart, dass die Schwarte kracht, kann man in so einer Situation das Schlimmste verhindern.“
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