Situation ist eher schlecht
Diese Beobachtung spiegelt sich auch in einer Befragung des deutschen Arbeitgeberverbands für Fitness- und Gesundheitsanlagen wider, die Hörl zufolge auch für den österreichischen Markt gelte: Laut dieser schätzen 64 Prozent der Betreiber von Fitnessketten mit vielen Standorten ihre wirtschaftliche Situation gut oder eher gut ein. Auf der anderen Seite gibt fast die Hälfte der Einzelbetriebe an, es gehe ihnen schlecht oder eher schlecht.
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Eher schlecht schätzt auch der Wiener Branchensprecher Martin Becker die Lage ein. Er steht in seinem Fitnesscenter in der Bundeshauptstadt selbst an der Rezeption, anstatt dafür jemanden einzustellen. „Weil es sich anders gar nicht mehr rechnen würde“, so Becker. Denn die Struktur in der Branche habe sich stark verändert und gerade kleine Betriebe hätten es immer schwerer. „Vor zehn Jahren waren 70 Prozent der Betriebe Einzelbetriebe, aber mittlerweile sind 70 Prozent der Betriebe Diskonter-Ketten“, sagt Becker und meint damit Anbieter wie beispielsweise FitInn oder McFit, die mit ihren günstigen Preisen in den letzten Jahren eine große Zahl an Kunden für sich gewinnen konnten.
Auf der anderen Seite hätten viele kleine Studios in den vergangenen Jahren zusperren müssen: 2022 und 2023 waren es allein in Wien etwa 30 von insgesamt 220 Studios, wie Becker beklagt. Als Grund sieht er die fehlende Erholung nach der Pandemie und die Teuerung. „Wenn man versucht, Mehrkosten durch eine Preiserhöhung bei den Mitgliedschaften zu kompensieren, dann kommt man schnell an die Grenzen seiner Kunden. Denn die können sich das auch nicht mehr leisten und sie wissen, dass es beim Diskonter nur die Hälfte kostet“, erklärt Becker.
Preise sind gestiegen
Trotzdem sind die Preise in der Fitness-Branche gestiegen. Früher übliche Mitgliedsbeiträge von 20 Euro im Monat erhält man heuer nur noch im Neujahrs-Sonderangebot der Diskontketten – inklusive einjähriger Vertragsbindung. Zwischen 30 und 200 Euro monatlich kostet die Mitgliedschaft in einem Studio heute regulär, insgesamt gibt der durchschnittliche Kunde etwa 500 Euro jährlich aus. Laut Hörl sind 13 bis 14 Prozent der österreichischen Bevölkerung in Fitnessstudios eingeschrieben. Durch die Pandemie habe sich die Zahl der Mitglieder um fast 30 Prozent reduziert, sagt Hörl. Weggefallen seien aber vorwiegend passive Kunden, die zwar für eine Mitgliedschaft bezahlen, aber selten bis gar nicht ins Studio kommen, um zu trainieren. Heute trainiert das durchschnittliche Mitglied etwa 1,2 Mal pro Woche im Fitnessstudio, so Hörl.
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Für die meisten Kunden – Männer wie Frauen – stehe dabei die Kräftigung der Muskulatur, also das Muskeltraining, im Mittelpunkt, sagt Hörl. Kardiotraining, wie beispielsweise auf dem Laufband, gehe wiederum zurück. Ernst Minar, Chef der John Harris Fitnesskette, erkennt außerdem den Trend von Kursen wie Yoga, Pilates oder auch das gelenkschonende Aqua-Fitness-Training. Diesen Trend bestätigt auch Markus Völker, Verkaufsleiter bei Manhattan Fitness: „Für die Menschen steht der soziale Aspekt von Gruppenkursen im Vordergrund.“ Außerdem sei geführtes Training heute sehr beliebt. „Die Kunden wollen nicht mehr einfach darauf lostrainieren. Jeder Kunde hat ganz individuelle Vorstellungen vom Training, und der Trend geht in Richtung betreutes Privattraining“, so Völker.
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