Fischlokal Kornat: Auch Tochterfirmen pleite

Dreifache Gastro-Pleite in Wien: Fischlokal Kornat, Eissalon und Tapasbar Merlo sowie Lokal Tonina
Expansion ging schief, Eissalon und Tapasbar rissen Loch in die Bilanzen.

Am Montag hat die Zejko Radic GmbH, die Betreiberin des renommierten Wiener Fischlokals Kornat (19 Mitarbeiter) in der Marc-Aurel-Straße, ein Insolvenzverfahren angemeldet. Jetzt haben auch deren Tochterfirmen Merlo GmbH und Tonina GmbH den Weg zum Konkursgericht antreten müssen. Merlo betreibt einen Eissalon in Wien, das Tonina eine Tapasbar mit dalmatinischen Spezialitäten in der Wiener Bäckerstraße. Die Merlo GmbH hat 502.000 Euro Passiva, die Tonino GmbH sogar 578.000 Euro. Die beiden Verfahren sind am Dienstag eröffnet worden. Alle drei Gesellschaften haben insgesamt rund 2,29 Millionen Euro Schulden. Sie sind sehr eng miteinander verflochten.

2,18 Millionen Euro Umsatz

Das Fischrestaurant Kornat florierte seit Jahren. Im Jahr 2012 wurden 1,59 Millionen Euro umgesetzt und ein kleiner Gewinn (12.500 Euro) erwirtschaftet. Zwei Jahre später betrug der Umsatz bereits 2,078 Millionen Euro und der Gewinn rund 154.500 Euro. Im Vorjahr wurden bereits 2,182 Millionen Euro Umsatz erwirtschaftet. Auch 2015 wäre positiv verlaufen, hätten sich nicht die Probleme bei beiden Tochterfirmen verschärft.

Töchter das Problem

„Wir betreiben seit 25 Jahren das in Wien bekannte, geschätzte und führende Fischrestaurant Kornat“, heißt es im Sanierungsantrag der Betreibergesellschaft. „Wir haben uns in den vergangenen Jahren auch international einen Namen gemacht. Neben Gästen aus der Wirtschaft, zählt insbesondere internationales Publikum zu unseren Stammkunden. “Nachsatz: „Für die Zahlungsunfähigkeit ausschlaggebend ist schlichtweg, dass es zu einem erheblichen Mittelabfluss von unserem Unternehmen zu anderen Beteiligungsunternehmen kam und wir darüber hinaus entsprechende Haftungen für Bankverbindlichkeiten unserer Tochterfirmen übernommen haben.“ Der Betrieb des edlen Fischlokals soll "ohne Unterbrechung und Auswirkung auf die Gäste aufrecht erhalten werden".

Expansionseuphorie war Fehler

Da das Kornat gute Geschäfte macht, wurde expandiert. „Es war auch genau diese Erfolgswelle und Euphorie, die unseren Geschäftsführer unvorsichtig machte und zu einer Expansionspolitik durch Gründung der Gastronomiebetriebe Merlo und Tonina verleitete“, heißt es im Antrag weiter. So wurde im Oktober 2013 um 228.000 Euro der Eissalon Reisingergasse übernommen. Laut Firmenangaben zu einem „aus heutiger Sicht völlig ungerechtfertigten Betrag“. In der Folge kam es zu einem kostenintensiven Umbau der Betriebsstätte.

„Wir waren der Überzeugung mit der Gründung des Eissalons und unserem Stammhaus Kornat und dem Tonina und der Merlo Bar Synergien zu erzielen“, heißt es weiter. Bei der Tapasbar sei das sehr gut gelungen, nur der Umbau habe zu lange gedauert. In Summe wurden in die Tochterfirmen samt EDV rund 697.000 Euro investiert. Die Investitionen wurden durch Darlehen der Muttergesellschaft und mittels Krediten von zwei Banken finanziert.

Verspätete Eröffnung

„Der Eissalon konnte erst Ende August 2015, also nach der Saison, eröffnet werden, und bis zuletzt keine signifikanten Umsätze erzielen“, so das Unternehmen. Diese Verlustsituation und saisonbedingte Flaute beim Eisverkauf führte kurz vor Weihnachten 2015 zu Schließung des Betriebes und Kündigung sämtlicher Mitarbeiter. Der Verlust der Merlo GmbH wird für das Geschäftsjahr 2015 mit 234.500 Euro ausgewiesen. Die Passiva der Merlo GmbH werden mit 502.000 Euro beziffert.

Eissalon soll fortgeführt werden

"Wir beabsichtigen den Betrieb nach Abschluss eines Sanierungsplans ab dem Frühjahr 2016 wieder aufzunehmen, denn davor macht ein Eisverkauf wenig Sinn", heißt es im Antrag. "Der monatliche Hauptmietzins inklusive Betriebskosten in Höhe von rund 4500 Euro netto wird von dritter Seite übernommen, um die Masse zu entlasten", so das Unternehmen. "Auch die (erste) Teilbar-Quote soll von dritter Seite aufgebracht werden.

Überhöhte Einkaufspreise gezahlt

Auch in das Lokal Tonina (15 Mitarbeiter) wurden rund 498.000 Euro investiert - wiederum mittels Darlehen der Muttergesellschaft und zweier Banken. Eine Analyse der Buchhaltung durch die Tochter des geschäftsführers hat erbracht, dass beim Einkauf zu wenig auf Kostenwahrheit geachtet wurde, so das Unternehmen.

"Offenkundig sind überhöhte Preise an Lieferanten gezahlt worden", heißt es im Antrag. "Im Geschäftsjahr 2015 konnte die gesteckten Umsatz- und Ertragsziele nicht erreicht und der erwartete Turnaround nicht erzielt werden." Wie bei der Merlo GmbH war eine Rückführung der Gesellschafter-Darlehen nicht möglich. Und auch bei dieser Tochterfirma drängten die Lieferanten auf Bezahlung. Der Kontokorrentrahmen war "weitestgehend ausgeschöpft".

Sonderlösung für Dezember-Löhne

Im Insolvenzantrag der Tonina GmbH heißt es, dass "die Tapasbar Merlo auf jeden Fall fortgeführt werden soll. "Die Finanzierung ist gesichert", so das Unternehmen. "Wir haben einen Finanzierungsplan für die nächsten drei Monate erstellt und der sieht einen Liquiditätsüberschuss vor." Zudem habe sich "der Lebensgefährte einer Gesellschafterin bereit erklärt, die fälligen Löhne für das Monat Dezember aus eigenen Mitteln zu bevorschussen". Im Gegenzug haben die Dienstnehmer ihre Ansprüche gegen den Insolvenzentgeltfonds in Höhe des Kostenvorschusses an diesen "Kreditgeber" abgetreten. "

Starker Teamgeist

"Die Dienstnehmer stehen unerschütterlich hinter unserem Unternehmen", heißt es weiter. "Es war in der Betriebsversammlung eine regelrechte Erleichterung zu spüren, die auch die Fienstnehmer in den vergangenen Wochen die Liquiditätsprobleme spürten."Nachsatz: "Die nunmehr vorliegende Zukunftsperspektive, der Teamspirit und der Glauben an die Tapas-Bar Merlo-Kornat haben uns und unsere Dienstnehmer regelrecht beseelt."

Keine Studenten mehr im Service

Der Betrieb der Tapasbar in der Wiener Bäckerstraße 5 soll reorganisiert werden. Die Tochter des Geschäftsführers übernimmt die finanziellen Belange sowie den Einkauf und das Controlling. Damit soll sichergestellt werden, dass keine Fehlinvestitionen mehr erfolgen.

"Wir sind gerade dabei, unser Serviceteam von Studenten auf professionell ausgebildetes Gastronomiepersonal umzustellen", heißt es weiter. "Damit können wir die Erwartungen unserer Gäste viel besser und effizienter erfüllen." Auch ein neuer Serviceleiter werde gesucht. In der Zwischenzweit wird die Tochter des Geschäftsführers diese Aufgabe "unentgeltlich" übernehmen. Detail am Rande: Sie selbst führt das "Apetit City Restaurant" in Zagreb, Kroatien, erfolgreich.

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