Firmen investieren so viel wie seit 25 Jahren nicht

Peter Brezinschek, Raiffeisen Research
Konjunktur in Österreich bleibt auch die nächsten zwei Jahre gut - Wachstumspfad flacht sich nur langsam ab.

Fast mantraartig hatten die Ökonomen nach der Krise kritisiert, dass die Unternehmen in Österreich zu wenig investierten. Das hat sich gehörig gewandelt, sagte Peter Brezinschek, Chefanalyst von Raiffeisen Research, am Donnerstag: "An vielen ist das unbemerkt vorbeigegangen: Wir verzeichnen derzeit den stärksten Investitionszyklus seit 25 Jahren."

Die Unternehmen hätten schon im Vorjahr um 8,6 Prozent mehr Ausrüstungsinvestitionen getätigt – etwa für die Erneuerung der Maschinen oder des Fuhrparks – als im Jahr davor. Heuer wird das Bild ähnlich rosig sein. Und auch die Bauinvestitionen ziehen nach eher bescheidenen Jahren kräftig an (+3,3 Prozent), getrieben von hohen Immobilienpreisen und der Nachfrage nach Ein-Personen-Wohnungen.

Der Schub hat mehrere Gründe: Zum einen gab es Nachholbedarf, um den Investitionsstau aufzulösen. Neben steuerlichen Anreizen waren aber vor allem die gute Konjunktur und die starke Gewinnentwicklung entscheidend: "Geld investiert nur, wer sich bessere Geschäftschancen erwartet", sagt Brezinschek. Die günstigen Konditionen für die Unternehmensfinanzierung über Kredite oder Anleihen trugen ebenso bei wie der Investitionsbedarf durch die Digitalisierung.

Höhepunkt der Phase

Im Moment ist die wirtschaftliche Lage weltweit sehr erfreulich. Brezinschek erwartet, dass Österreich und der Euroraum in den nächsten zwei Jahren klar über dem langjährigen Schnitt wachsen, auch wenn sich die Dynamik allmählich abschwächt. "Der Jahreswechsel 2017 auf 2018 dürfte den Höhepunkt der Phase darstellen", sagte der Ökonom.

Seine Prognosen sehen heuer ein BIP-Plus (Bruttoinlandsprodukt) von 3,2 Prozent vor – der höchste Wert seit 2007, dem letzten Jahr vor der Krise. Für 2018 sagt Raiffeisen Research einen Zuwachs von 2,6 Prozent und für 2019 von 1,6 Prozent vorher. Das wäre abermals deutlich über dem Wachstum der Eurozone (1,2 Prozent).

Auch das Rennen gegen den großen Nachbarn geht in eine neue Runde: Von 2000 bis 2007 hatte Österreich die Nase vorn, von 2009 bis 2016 war Deutschland überlegen. Seit 2017 macht Österreich Boden gut: "Das Match wird jetzt neu ausgetragen."

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