Brisante Zahlen vor Lohnrunde: Inflation ist teils schon abgegolten
Bei allem Ärger über die höchste Inflation seit Jahrzehnten bleiben die Anti-Teuerungspakete der Regierung nicht ohne Wirkung.
Berechnungen des Finanzministeriums für 2022, die dem KURIER vorliegen, zeigen für Monatsbruttolöhne von 1.000 bis 5.000 Euro ein klares Bild: Durch die Summe aller Maßnahmen vom Teuerungs- und Energiekostenausgleich bis zum Klimabonus ist die Jahresinflation von erwarteten 8,3 Prozent teilweise bereits abgegolten. Und das bevor es in der Herbst-Lohnrunde so richtig ernst wird. Die Metaller verhandeln ja erst am 17. Oktober weiter.
Im Detail zeigt sich, dass für die Bezieher besonders kleiner Einkommen die Inflation durch die Hilfspakete sogar mehr oder weniger deutlich überkompensiert wird. So ist beim Mindestlohn von 1.500 Euro die Entlastung mit 12,9 Prozent größer als die Inflation mit 8,3 Prozent. Bei 2.000 Euro halten sich Entlastung und Belastung durch die Inflation in etwa die Waage.
Die Kritik daran lautet: Es gab heuer meist nur Einmalzahlungen, die nicht nachhaltig wirken. Daher brauche es sehr wohl höhere Löhne und die steuerlichen Maßnahmen („Aus für kalte Progression“), die 2023 und in den Folgejahren wirken.
Sitzen bleiben
Aber zurück zu 2022: Je kleiner also das Einkommen, desto höher die Entlastung. Und umgekehrt: Je höher das Einkommen, desto geringer fällt in Relation dazu die Entlastungswirkung aus – man bleibt sozusagen auf einem Teil der Inflation „sitzen“.
Es zeigt sich: Bei einem Bruttoeinkommen von 2.500 Euro (circa das Medianeinkommen) decken die Hilfen mit 4,1 Prozent rund 50 Prozent der Jahresinflation ab. Und bei einem Monatsbrutto von 4.000 Euro werden noch 3,3 Prozent oder in etwa ein Drittel der Jahresinflation ausgeglichen.
Rechnet man aber zusätzlich die Maßnahmen für Pendler und Familien mit Kindern hinzu, steigt die Entlastungswirkung nochmals deutlich. Und zwar wird dann auch bei 4.000 Euro Monatsbrutto die gesamte Teuerung abgegolten (siehe Grafik).
Abfedern
Finanzminister Magnus Brunner sagt: „Globale Entwicklungen können wir nie zu 100 Prozent ausgleichen. Aber wir federn die Auswirkungen der Teuerung so gut es geht ab. Besonders für die niedrigen Einkommen profitieren von den Entlastungsmaßnahmen der Bundesregierung. Unsere Hilfen wirken zielgerichtet bei jenen, die die Unterstützung am dringendsten brauchen.“
Fiskalrats-Präsident und Ex-Wifo-Chef Christoph Badelt erneuert dennoch seine Kritik an der „Gießkanne“, also mangelnden Treffsicherheit so mancher Maßnahme. Besser- bis Spitzenverdiener bräuchten seiner Ansicht nach etwa keinen Klimabonus. „Da hätte man sich sehr viel Geld erspart.“
Und Badelt hadert auch mit der offiziellen Inflation: „Ich verstehe die Politik, die mit Durchschnittsgrößen arbeitet. Aber die Statistik täuscht uns über die wahren Lebensverhältnisse. Einzelne Menschen haben keine Inflation von acht Prozent zu schultern, sondern vielleicht sogar 30 oder 35 Prozent.“
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