Finanzjongleure haben in Österreich ein leichtes Spiel

Finanzjongleure haben in Österreich ein leichtes Spiel
Der Gutachter Manfred Biegler rechnet mit der Finanzwirtschaft Österreichs ab. Geschädigte sind die Kleinanleger.

Im Durchschnitt dauert es sieben Jahre, bis ein Finanzbetrug in Österreich tatsächlich auffliegt, eine windige Veranlagung in den Bankrott schlittert oder ein lukratives Anspar-Modell sich als groß angelegte Abzockerei von Anlegern entpuppt. Doch das heißt noch lange nicht, dass diese unlauteren Finanzjongleure auch von den österreichischen Behörden entsprechend verfolgt werden. Zu diesem Schluss kommt der Wiener Sachverständige und Steuerberater Manfred Biegler in seiner 550 Seiten starken Abrechnung mit der österreichischen Finanzwirtschaft mit dem Titel "Der perfekte Finanzbetrug".

Biegler ist ein ausgewiesener Experte. Er ist in fast allen großen österreichischen Finanzskandalen als Gutachter für geschädigte Anleger tätig und Gründer des Instituts für Forensische Analysen (IFA). Biegler seziert in seinem Wälzer mit einem sehr scharfen Skalpell die mutmaßlichen Finanz-Malversationen der vergangenen Jahre: Alpine Bau, AMIS, AvW, Bawag, Constantia Privatbank, Hypo-Alpe- Adria-Bank, Immofinanz und die Primeo Fonds (Madoff).

Dazu kommen noch die zahlreichen havarierten Schiffsfonds und Immo-Fonds deutscher Emissionshäuser, die in den 2000er-Jahren den österreichischen Sparern von ihren Bankbetreuern aufgeschwatzt wurden. Mutmaßlicher Schaden: mehrere Hundert Millionen Euro. "Finanzjongleuren wird es in Österreich zu leicht gemacht", sagt Biegler. "Das Strafrecht für Wirtschaftskriminalfälle ist weiter entschärft worden. Es gibt eine Art Rezeptur in Österreich, was man machen kann, ohne dass man von einer Behörde verfolgt wird." Dazu hat der Wirtschaftsprüfer zehn Thesen aufgestellt. Eine These betrifft die "zahnlose" Finanzmarktaufsicht (FMA). Die FMA verfolgte zwar den alternativen Schuherzeuger Heini Staudinger wegen eines unerlaubten Bankgeschäftes, aber die für Anleger hochriskante Konstruktion der Alpine-Anleihen über die vermögenslose Holding hat sie durchgewunken. Schaden: 290 Millionen Euro. Was Biegler von diversen Finanzprodukten, Abschlussprüfern und Ratings hält, erklärt er genüsslich im Detail. Und alle bekommen ordentlich ihr Fett ab.

Buchtipp:

Manfred Biegler: „Der perfekte Finanzbetrug – Geschäftsmodelle unter dem Motto ‚Catch me if you can‘.“ Verlag
myMorawa. 551 Seiten. 29 Euro.

Finanzjongleure haben in Österreich ein leichtes Spiel

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