Finanzierungsrekord für heimische Start-ups dank zweier Unicorns

Mehr Geld soll es u.a. für die Bereiche Sicherheit und Bildung geben
Insgesamt erhielten junge Austro-Firmen 1,24 Mrd. Risikokapital. Zahl der Finanzierungsrunden ging allerdings zurück.

Europäische Start-up-Unternehmen haben voriges Jahr gut 88 Mrd. Euro Risikokapital erhalten. Damit wurde das Volumen von 2020 laut dem Berater EY mehr als verdoppelt. Bei der Höhe der Zahl der Finanzierungsrunden landete Großbritannien auf Rang 1, Österreich immerhin auf Platz 11. Dank zweier heimischer Unicorns habe es auch einen neuen Finanzierungsrekord gegeben, so EY. Bei der Zahl der Finanzierungsrunden gab es hierzulande allerdings einen Rückgang.

In Österreich erreichten 2021 Bitpanda und GoStudent die größten Finanzierungen. Diese beiden jungen Firmen erhielten mehr als die Hälfte des gesamten Investitionskapitals in Österreich. Dieses hat sich von 2020 auf 2021 deutlich erhöht: Von 212 Millionen Euro auf 1,24 Milliarden Euro. Das entspricht etwa einer Verfünffachung. Damit verbesserte sich Österreich von Rang 16 auf Rang 11.

Britische Start-ups an der Spitze

Das meiste Risikokapital in Europa bekamen aber britische Start-ups mit 31,4 Milliarden Euro, zeigt die am Freitag veröffentlichte Analyse. Es folgte Deutschland mit einem Rekordwert von 17,4 Mrd. Euro (plus 229 Prozent) und einem starken Zuwachs auch bei der Zahl der Finanzierungsrunden vor Frankreich (11,6 Mrd. Euro).

Die größte Finanzierung ging in die britische Tiermedizin-Gruppe IVC Evidensia. Sie erhielt 3,5 Mrd. Euro. Es folgten das schwedische Batterie-Start-up Northvolt (2,28 Mrd.) und die britische Constellation Automotive Group (1,15 Mrd.). Auf Rang vier und fünf kamen der Berliner Lieferdienst Gorillas mit einer Geldspritze von 861 Mio. Euro und der Münchner Software-Entwickler Celonis (830 Mio.). In den Top Ten fanden sich zudem die von Österreichern in Deutschland gegründete Smartphone-Bank N26 und der Online-Broker Trade Republic sowie der Elektro-Ladesäulen-Betreiber Ionity (München).

Schub durch Pandemie

Start-ups sind auf Investoren wie Wagniskapitalfonds oder Konzerne angewiesen, da sie anfangs keine Gewinne schreiben. Wachstumsfirmen profitieren mit ihren technologiegetriebenen Geschäften davon, dass die Digitalisierung in der Pandemie einen Schub bekommen hat - etwa bei Online-Shopping, Finanzgeschäften oder Essenslieferungen.

Jedoch zieht es erfolgreiche Start-ups oft zu Börsengängen in die USA, etwa an die Technologiebörse Nasdaq. In den Vereinigten Staaten ist die Wagniskapitalbranche mit vielen großen risikofreudigen Geldgebern deutlich ausgeprägter als in Europa und vor allem Österreich.

Weniger Finanzierungsrunden

Bei den Finanzierungsrunden gab es für Österreich übrigens einen Rückgang, nämlich von 145 im Jahr 2020 auf 130 im Jahr 2021. Als einzigem der Top-15-Länder sank die Zahl der Finanzierungsrunden hierzulande und Österreich rutschte damit um 5 Plätze auf Platz 15 ab.

Für den Rückgang der Finanzierungsrunden gibt es mehrere Gründe: "Das hängt einerseits mit einem sprunghaften Anstieg 2020 zusammen, wo auch bedingt durch den Ausbruch der Pandemie und die Unsicherheit manche liquiditätssichernde Finanzierungsrunden getätigt wurden", so der Start-up-Experte bei EY Österreich, Florian Haas, am Freitag in einer Aussendung. 2021 seien in Österreich "vor allem größere Runden mit Fokus auf Skalierung abgeschlossen" worden und bei Frühphasen-Investment, in dem Österreich traditionell eigentlich sehr gut aufgestellt war, habe es weniger Aktivität gegeben. "So erfreulich es ist, dass die Finanzierungsrunden in Österreich größer werden, so wichtig ist auch, dass es weiterhin auch abseits der Förderprogramme von FFG und AWS genügend Anschubfinanzierungen für heimische Start-ups gibt", sagte Haas.

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