"Es war eine gute Idee, etwas komplett anderes zu tun"

Regina Prehofer am Ort ihrer zweiten Karriere, der WU. Davor war sie Vorzeigefrau in der Bankwelt.
Regina Prehofer war Vorzeigefrau in der Bankwelt. Jetzt ist sie Vizerektorin an der WU. Sie empfiehlt auch anderen, den Job zu wechseln.

Dafür, dass sie schon lange in der ersten Reihe steht, ist Regina Prehofer erstaunlich ruhig und bescheiden. Sie arbeitete in der Bank-Branche, als man Frauen im Vorstand noch mit der Lupe suchen musste. Also, ehrlich gesagt, muss man das immer noch.

In der Bank Austria war die gebürtige Oberösterreicherin und Doppel-Doktorin (Jus und Handelswissenschaften) ab 2003 Mitglied des Vorstandes: verantwortlich für die Firmenkunden sowie für das Leasinggeschäft der gesamten UniCredit Group. Hierher war sie via Kontrollbank und Creditanstalt gekommen.

"Es war eine gute Idee, etwas komplett anderes zu tun"
Nur kurz – von 2008 bis 2010 – hielt sie es danach in der Bawag P.S.K. Die Bank war damals gerade von einem Hedgefonds gekauft worden, die Amerikaner übten Druck auf die österreichischen Vorstände aus, gerüchteweise gab es Krachs über die strategische Ausrichtung, was Prehofer aber dementiert. Sie ging jedenfalls vorzeitig – und kehrte der Bankwelt für immer den Rücken.

2011 tauchte sie als Vizerektorin für Finanzen und Infrastruktur der Wirtschaftsuniversität Wien wieder auf und erledigte ihren neuen Job wie immer: still, aber effizient. Sie koordinierte den Bau des neuen WU-Campus und ist stolz darauf, dass das ohne Budget-Überziehung und ohne große böse Überraschungen gelang – auch wenn sich zuletzt eine Platte von einem der Gebäude löste. Eine Frage der Gewährleistung. Passiert ist nichts, es war Sonntag im Morgengrauen.

"Es war eine gute Idee, etwas komplett anderes zu tun"
Interview mit Dr. Dr. Regina Prehofer, Vizerektorin für Finanzen und Infrastruktur an der Wirtschaftsuniversität Wien am 23.07.2014.
Prehofers Vertrag läuft im Herbst nächsten Jahres aus, verlängern will sie ihn nicht. Langweilig scheint ihr dennoch nicht zu werden, für Aufsichtsräte werden Frauen dringend gesucht. Schon jetzt ist sie Aufsichtsrats-Vorsitzende bei Wienerberger und sitzt in den Aufsichtsräten von bauMax und Spar. Bis 2013 war sie im Österreichischen Ethik-Rat für Public Relations. Der KURIER traf sie am WU-Campus.

KURIER: Warum gibt es noch immer kaum Frauen in den obersten Etagen der Banken?

Prehofer: Weil die Branche momentan eher gesundschrumpft. An der WU ist das Geschlechterverhältnis unter Studenten jedenfalls 50:50.

Vermissen Sie das Bankgeschäft?

Nein. Es war eine gute Idee, etwas komplett anderes zu tun. Das kann ich jedem nur empfehlen.

Was war neu an der WU?

Mir war nicht bewusst, wie viel Forschung hier passiert. Und es ist so positiv, wie unglaublich motiviert die Mitarbeiter sind. Freiheit und Eigenmotivation der Leute sind extrem hoch. Schön ist auch, wie viele junge Leute am Campus sind.

Was planen Sie nach Auslaufen Ihres Vertrags im Herbst 2015?

Ich bin dann in meinem 60. Lebensjahr und will mich mehr auf meine Aufsichtsratsmandate konzentrieren. Ich habe der WU aber angeboten, für die nächste Budgeterstellung noch zur Verfügung zu stehen, wenn das ein neues Rektorat möchte.

Was war das schönste Erlebnis Ihrer Karriere?

Ich habe mich extrem gefreut, als ich 2003 Vorstand in der Bank Austria wurde. Davor habe ich mich deklariert, dass ich für einen Karrieresprung bereit wäre. Man kann nicht darauf warten, dass es einem jemand vom Gesicht abliest.

Und worüber haben Sie sich in Ihrer Karriere geärgert?

Ich bin ein Typ, der versucht, aktiv etwas zu ändern. Zum Leiden bin ich ungeeignet.

Was raten Sie den Jungen?

Einsatzbereitschaft zeigen, gute Ausbildung. Wer von einem Weg überzeugt ist, soll ihn auch gehen.

Kommentare