Finanzbranche über geplante Reform der Wertpapiersteuer nur bedingt erfreut

Finanzbranche über geplante Reform der Wertpapiersteuer nur bedingt erfreut
Vorschlag von Finanzminister Brunner führe zu mehr Aufwand, so die Kritik. Börsepreis 2023 geht an SBO.

Die Reform der Wertpapiersteuer ist Teil des Türkis-Grünen-Regierungsprogramms. Um den Aspekt der Altersvorsorge zu fördern, steht der Wegfall der Steuer ab einer bestimmten Behaltedauer im Zentrum der Novelle. Doch noch immer gibt es in der Koalition keine Einigung. Die Grünen stehen auf der Bremse, weil sie Spekulanten nicht unterstützen wollen. Finanzminister Magnus Brunner hat nun, wie berichtet, vorgeschlagen, die Behaltedauer auf 10 Jahre festzulegen. Doch die Reform stößt in der Branche nicht auf die große Gegenliebe.

Denn der Entfall der Wertpapier-KESt (27,5 Prozent) soll nur über ein spezielles Vorsorgedepot möglich sein. Zudem soll es für dieses eine Obergrenze beim Veranlagen geben. „Die Sorgen, dass die Reform nur für Reiche und Spekulanten ist, haben wir ernst genommen“, sagte Brunner anlässlich der Verleihung des Wiener Börse-Preises. 10 Jahre klinge auf den ersten Blick etwas lange, aber es soll Ausnahmen geben, falls das Geld beim Verkauf schon früher für die Vorsorge benötigt werden sollte.

Die lange Frist scheint für die Finanzbranche nicht das Problem zu sein. Sondern das Vorsorgedepot. „Zu aufwendig und bürokratisch“ oder „Warum nicht für alle Wertpapiere?“, lautete die Kritik aus dem Publikum. „Ich brauche eine Mehrheit im Parlament“, so Brunners Replik.

Schoeller-Bleckmann

Grund zur Freude gab es bei der Verleihung unter anderen bei Schoeller Bleckmann (SBO). Der Ölfeldausrüster gewann heuer den Wiener Börse-Preis. Die Jury begründete die Entscheidung mit „überzeugender Finanzberichterstattung, Investor Relations, Strategie und Unternehmensaufstellung sowie Corporate Governance“. Auf den Plätzen zwei und drei folgten Do&Co bzw. OMV. Die Preise wurden bereits zum 16. Mal verliehen.

Der mit Jahresende scheidende, seit 22 Jahren an der Spitze stehende SBO-Chef Gerald Grohmann (69) sieht die Auszeichnung auch als Beweis, "dass die Wiener Börse ein hervorragender Handelsplatz für ein internationales Unternehmen wie die SBO ist". Als er 2001 die Führung übernahm, sei die damals in Brüssel notierende SBO-Aktie noch im Dornröschenschlaf gewesen. 2003 ist sie unter Grohmann nach Wien gewechselt. Für die Zukunft wünscht er sich weniger Auflagen für börsenotierte Konzerne. "Die Bösen erwischt man so ohnehin nicht."

Finanzbranche über geplante Reform der Wertpapiersteuer nur bedingt erfreut

Minister Brunner, Börse-Chef Boschan, SBO-Boss Grohmann

  Beim Mid Cap Preis teilten sich Flughafen Wien und Frequentis den ersten Platz. Flughafen-Chef Günther Ofner sagte dazu, dass er froh sei, dass das Unternehmen noch ausgezeichnet werden konnte. Schließlich gab es ja einen letztendlich erfolglosen Übernahmeversuch durch einen australischen Pensionsfonds. Seit dem Scheitern im Februar habe die Aktie um 35 Prozent zulegen können. "Ich hoffe es werden sich alle ärgern, die so dumm waren, ihre Aktien zu verkaufen." Immerhin 3,37 Prozent.

 

 

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