RHI verlegt Hauptsitz in die Niederlande

Die RHI AG zieht ihre Zentrale aus Wien ab
Nach dem Zusammenschluss von RHI und dem Mitbewerber Magnesita soll die Aktie nicht mehr in Wien, sondern als RHI Magnesita in London notieren. Der RHI-Aktien-Kurs fällt weiter.

Der im ATX gelistete österreichische Feuerfestspezialist RHI AG (RHI) und die brasilianische Magnesita Refratarios S.A. (Magnesita) haben eine Vereinbarung zum Zusammenschluss beider Unternehmen getroffen. Das haben die kontrollierenden Magnesita-Aktionäre GP Investments (GP) und Rhone Capital ("Rhone") und und die die RHI AG beschlossen.

Das gab der RHI-Industriekonzern, der von der Liechtensteiner MSP Stiftung um den Investor Martin Schlaff - Anteil 28,479 Prozent - kontrolliert wird, in einer Mitteilung in der Nacht auf Donnerstag bekannt. Damit soll ein führender Anbieter von Feuerfestprodukten gebildet werden, der den Namen RHI Magnesita tragen wird, seinen Hauptsitz in den Niederlanden hat sowie in London börsennotiert ist.

RHI verlegt Hauptsitz in die Niederlande
Hintergrundgespräch zur Telekom Austria mit Aufsichtsrat Wolfgang Ruttensdorfer am 22.07.2016 in Wien.
"Der operative Geschäfte werden weiterhin aus Österreich gesteuert", sagte Wolfgang Ruttensdorfer, interimistische RHI-Chef am Donnerstagvormittag. Die niederländische Konzern-Holding dient vor allem für die Notierung an der Londoner Börse. Entgegen anderen Annahmen wird die neue Konzern-Konstruktion mit Zentral in den Niederlanden nicht aus steuerlichen Gründen gewählt, heißt es aus der RHI AG. Fakt ist: Sie bringt steuerliche Vorteile.

Der Kurs der RHI-Aktie 09.44 Uhr um 3,15 Prozent auf 23,195 Euro gesunken. Dann gab die Aktie weiter nach. Um 09.51 Uhr lag das Kurs-Minus bereits bei 5,91 Prozent. Um 10.49 Uhr betrug das Minus bereits 12,34 Prozent. Um 13.37 Uhr betrug das Kurs-Minus noch 12,60 Prozent. Offenbar stoßen vor allem Kleinanleger ihren RHI-Aktien ab. Die Börse Wien zählte bis Donnerstag 14.00 Uhr 682 Trades (Verkäufe/Käufe) mit insgesamt 293.984 Stück RHI-Aktien.

Zustimmung des Aufsichtsrats nötig

Der Vorstand der RHI habe sich dementsprechend, vorbehaltlich der Zustimmung des Aufsichtsrats der RHI AG, darauf verständigt, einen Kaufvertrag bezüglich des Erwerbs des kontrollierenden Anteils von mindestens 46 Prozent und maximal 50 Prozent plus eine Aktie am Grundkapital von Magnesita zu unterzeichnen. Die Kompensation für den 46-prozentigen Anteil bestehe aus einer Barkomponente in Höhe von EUR 118 Millionen sowie 4,6 Millionen neuen Aktien, welche von RHI Magnesita zu begeben sind.

Abschied von Wiener Börse

Die Börsennotierung von RHI an der Börse in Wien endet mit Abschluss der gesellschaftsrechtlichen Umstrukturierung, teilte die RHI weiter mit. Die Verlegung des Sitzes aus Österreich und die Notierung in London benötigen die Zustimmung der RHI Hauptversammlung. Die Transaktion unterliege der Zustimmung der zuständigen Wettbewerbsbehörden. Die geschäftlichen Aktivitäten der RHI Magnesita sollen aus Österreich gesteuert werden. Bis zum Abschluss der Transaktion, welcher für das Jahr 2017 erwartet wird, sollen RHI und Magnesita zwei eigenständige und unabhängig agierende Unternehmen bleiben.

1,75 Milliarden Euro Umsatz

RHI ist ein weltweit agierender Anbieter von Feuerfestprodukten mit Sitz in Österreich und erwirtschaftete 2015 nach eigenen Angaben einen Umsatz von 1,753 Milliarden Euro. Magnesita ist ein Anbieter integrierter Feuerfestlösungen, dazugehöriger Serviceleistungen und Industriemineralien mit Sitz in Brasilien, wobei der Umsatz im Jahr 2015 in Höhe von 1,013 Milliarden Dollar betragen habe.

Infolge der Transaktion sollen sich aufgrund der geplanten Synergien die Finanzziele von RHI für das Jahr 2020 erhöhen. Das Umsatzziel wird laut RHI auf 2,6 Milliarden bis 2,8 Milliarden Euro angehoben (bisherige Planung: 2,0 Milliarden bis 2,2 Milliarden Euro) und die operative EBIT-Marge auf mehr als zwölf Prozent (bisherige Planung: mehr als zehn Prozent) angehoben.

Hauptaktionär Martin Schlaff

RHI verlegt Hauptsitz in die Niederlande
"Die MSP Stiftung ist eine Stiftung nach liechtensteinischem Recht, deren Stifter unter anderem Martin Schlaff ist. Festgehalten wird, dass lediglich Martin Schlaff in Bezug auf die MSP Stiftung über Stifterrechte, Stimmrechte und gewisse Kontrollrechte verfügt, sonst jedoch kein weiterer Stifter oder keine weiteren Personen über derartige Stifterrechte, Stimmrechte und Kontrollrechte in Bezug auf die MSP Stiftung verfügen und daher in Bezug auf Martin Schlaff kein Gleichsetzungstatbestand erfüllt ist", heißt es in einer Ad-hoc-Meldung von Ende Dezember 2015. "Mit Aktienkaufvertrag vom 28. Dezember 2015 hat die österreichische MS Privatstiftung von Schlaff ihre gesamten 11.347.058 Stückaktien an der RHI AG an die Liechtensteiner MSP Stiftung verkauft und übertragen." Nachsatz: "Die MSP Stiftung hält unmittelbar, deren Stifter Martin Schlaff mittelbar über die MSP Stiftung, 11.347.058 Stimmrechte der RHI AG, das entspricht 28,497 Prozent aller Stimmrechte. Somit hat die MSP Stiftung bzw. deren Stifter Martin Schlaff mittelbar über die MSP Stiftung, die Schwelle von 25 Prozent der Anteile an Stimmrechten der Emittentin überschritten."

Der zweitgrößte Aktionär

Die Chestnut BeteiligungsgmbH (unmittelbar) und Elisabeth Prinzessin zu Sayn-Wittgenstein (mittelbar über Chestnut Beteiligungsgesellschaft mbH) halten seit 2013 genau 2.088.461 Stück Aktien der RHI AG."Infolge dieses Erwerbs sowie der Absprache mit Herrn Konstantin Alfred Winterstein betreffend die künftige Ausübung von Stimmrechten aus Aktien im Eigentum der Silver BeteiligungsgmbH sind Chestnut BeteiligungsgmbH und Elisabeth Prinzessin zu Sayn-Wittgenstein insgesamt 4.176.922 Stück Aktien (Stimmrechtsanteil von rund 10,49 Prozent) der Gesellschaft zuzurechnen", heißt es in einer Ad-hoc-Meldung vom 17. Jänner 2013. "Elisabeth Prinzessin zu Sayn-Wittgenstein und Chestnut BeteiligungsgmbH haben somit die Schwelle von zehn Prozent gemäß § 91 Abs 1 BörseG überschritten."

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