Wien Energie führt Preisdeckel ein
Am 31. August endet stets der Abrechnungszeitraum bei der Fernwärme Wien. Dies war auch im Vorjahr so. Bloß: Viele Fernwärme-Kunden müssen dieses Mal monatelang auf ihre Jahresrechnung warten. Erst jetzt im Jänner statt wie üblich im November oder Dezember kommen die Rechnungen bei ihnen an. Den Grund dafür nennt die zuständige Wien Energie im Begleitschreiben. Aufgrund der hohen Preisspitzen im Vorjahr habe man "die Jahresrechnungen 2021/22 dieses Mal besonders genau geprüft."
Auf KURIER-Anfrage konkretisiert die Wien Energie: "Diese Fernwärmebezieher unterliegen über ihre Wohnbauträger oder Gebäudebesitzer einem indexierten Wärmevertrag. Das heißt, die Verträge passen sich laufend an Energie-Marktpreise, aber auch Baukosten- oder Personalkostenindex an. In der Vergangenheit hat diese Kundengruppe von günstigen Marktpreisen besonders profitiert."
Rückwirkender Preisdeckel bei Wien Energie
Offenbar hat diese Prüfung gezeigt, dass es bei vielen Kunden zu hohen Nachzahlungen gekommen wäre. Die Wien Energie hat daraufhin reagiert. Der Aufsichtsrat hat im Dezember beschlossen, einen Preisdeckel einzuführen. Dieser wurde rückwirkend für den Abrechnungszeitraum 2021/22 eingeführt. Er liegt bei 120 Euro MWh/Arbeitspreis. "Bei einem durchschnittlichen Verbrauch ist unter Berücksichtigung des Deckels in etwa mit einer Verdoppelung der Kosten gegenüber dem Heizjahr 2020/2021 zu rechnen", teilt Wien Energie dem KURIER mit.
Hohe Nachzahlungen
Das kann noch immer ein relativ hoher Betrag sein, den ein Haushalt zu stemmen hat. Bei einer hohen Nachzahlung bietet Wien Energie daher bei Bedarf (wie auch bei Strom/Gas) zinsfreie Ratenvereinbarungen über bis zu 18 Monate an. Aktuell versorgt Wien Energie rund 440.000 Haushalte mit Fernwärme. Entsprechend hoch ist die Summe, die das Unternehmen dafür in die Hand nehmen muss. Eine Sprecherin nennt "einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag", also rund 50 Millionen Euro.
Auf Basis der bisherigen Jahresabrechnung werden für die Vorauszahlungen für die Periode 2022/23 naturgemäß neue Teilbeträge erstellt. Aufgrund der nach wie vor hohen Energiepreise wurden diese Beträge zusätzlich um 25 Prozent erhöht. "Damit möchten wir unseren Kunden bei der nächsten Jahresabrechnung hohe Nachzahlungen ersparen", teilt Wien Energie mit. Wie berichtet, steigen die Preise für die Fernwärme in der Bundeshauptstadt in der aktuellen Verrechnungsperiode um satte 92 Prozent.
Das liegt auch daran, dass sie bis zu 65 Prozent aus Erdgas erzeugt wird. Der Preis setzt sich aus Grundpreis und Arbeitspreis zusammen. Ersterer deckt die Fixkosten der Fernwärme, etwa für Infrastruktur, Lieferung, Wartung oder Instandhaltung und wird nach Quadratmetern verrechnet. Der Arbeitspreis richtet sich nach der tatsächlich verbrauchten Wärmemenge.
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