Außergewöhnliche Umstände
Die Gründe dafür sind nachvollziehbar: In vielen Betrieben kann von einer Rückkehr zum gewohnten Alltag noch keine Rede sein. Die Büros werden erst nach und nach wieder bezogen, es gelten Abstands- und Hygienevorschriften, insbesondere was Fremdpersonal betrifft.
Nach Monaten im Homeoffice haben die wenigsten Zeit und Lust, sich auch noch um Auszubildende zu kümmern. Urlaubsvertretungen werden weniger benötigt, da schon während des Lockdowns Urlaubstage aufgebraucht wurden. Zudem hat die Wiedereinstellung zuvor arbeitslos gewordener eigener Mitarbeiter Vorrang. Und: Ferialjobs im Ausland fallen heuer fast völlig aus.
Ganz schlecht sieht es beim größten Sommer-Arbeitgeber, dem Tourismus, aus. Ferienhotellerie und Gastronomie konnten schlecht vorausplanen und sagten vielen Aushilfen vorzeitig ab. „Die Hotels haben viele Mitarbeiter in Kurzarbeit geschickt. Wenn sie jetzt doch Bedarf haben, stellen sie diese zuerst auf Vollzeit um“, bestätigt Michaela Reitterer, Präsidentin der Österreichischen Hoteliervereinigung. Praktisch keine Chance sieht sie für Praktikanten in der Stadthotellerie. In den Ferienregionen dagegen könnte in den nächsten Wochen hingegen doch noch kurzfristig Bedarf entstehen.
Die Post nimmt heuer nur ein Drittel der sonst üblichen Zahl an Sommerersatzkräften auf. Das sind österreichweit rund 800 bis 1.000 jungen Menschen, meist Studenten. Post-Sprecher Michael Homola betont, dass die Post keine Pflichtpraktika annehme. Wer in den Ferien bei der Post arbeite, muss mindestens 18 Jahre alt sein.
Besser ist die Situation bei Pflichtpraktika etwa bei Banken, Versicherungen oder im Öffentlichen Dienst. So hat etwa die Bank Austria die Zahl der Ferialpraktikantenstellen wegen Corona nicht gekürzt und bietet etwa 300 jungen Menschen Sommerjobs an. Die Stellen bei der Bank Austria sind wie bei anderen Instituten aber schon vergeben.
Die Corona-Pandemie hat aber auch neue Beschäftigungsmöglichkeiten geschaffen. Gesucht werden nach wie vor Aushilfskräfte im Lebensmittelbereich wie etwa Erntehelfer. Auch im gemeinnützigen Umfeld – etwa in der Kinder- und Jugendbetreuung – wird noch personelle Verstärkung für den Sommer gesucht. Nähere Infos auf der eigens eingerichteten Seite lebensmittelhelfer.at
Für Schüler und Studierende sorgt das mangelnde Angebot an Pflichtpraktika für Probleme, insbesondere bei den Abschluss-Jahrgängen. Ein Erlass der Bildungsministeriums stellt klar: An berufsbildenden mittleren und höheren Schulen (BMS, BHS) können Pflichtpraktika heuer entfallen. Schüler müssen aber glaubhaft darlegen, dass sie trotz mehrerer Bewerbungen keine Stelle bekommen haben. Ist dies der Fall, können sie vom Praktikum befreit und trotzdem zu abschließenden Prüfungen zugelassen werden.
Möglich ist auch eine Verkürzung des Praktikums. Es müsse auch niemand fürchten, dass er in den kommenden Sommerferien zwei Praktika machen muss, heißt es im Ministerium. An den Unis und Fachhochschulen gelten zumeist ähnliche Regelungen. Wer Pflichtpraktika Corona-bedingt heuer nicht absolvieren kann, erhält einen Aufschub.
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