Europäische Gesetze und Datenschutzregeln setzen die Facebook-Mutter Meta zunehmend unter Druck. Um sich von den strengen Vorgaben in der EU frei zu spielen, überlegt der Konzern, für Nutzerinnen und Nutzer von Facebook und Instagram in der EU kostenpflichtige Angebote einzuführen, berichtet die New York Times unter Berufung auf mehrere Quellen aus dem Unternehmen.
Wer für die Dienste bezahlt, soll künftig in den Meta-Apps keine Werbung mehr ausgespielt bekommen. Die für die personenbezogene Werbung zentrale Sammlung und Auswertung von Nutzerdaten wäre bei einer solchen Bezahlversion stark eingeschränkt.
Wie viel die werbefreie Nutzung kosten soll und wann ein solches Modell in der EU eingeführt werden könnte, ist unklar. Feststehen dürfte, dass es werbefinanzierte Versionen der Meta-Apps in der EU auch weiterhin geben soll. Das Abomodell wäre also eine Alternative dazu.
Meta, das zuletzt in Europa allein mit Facebook 409 Millionen aktive Nutzer pro Monat zählte, wollte die Pläne auf Anfrage des KURIER nicht kommentieren. Laut Insidern hofft der Konzern, durch die Bezahlversion Bedenken der europäischen Regulierungsbehörden zu zerstreuen.
„Es wäre rechtlich sehr problematisch, wenn die Kosten für die Dienste die Einnahmen aus Werbung überschreiten“
von Max Schrems, Datenschutzaktivist, noyb
Sollte Meta die Nutzer vor die Wahl stellen, entweder zu bezahlen oder der Datenverarbeitung durch Meta zuzustimmen, wäre das problematisch, sagt der Datenschutzaktivist Max Schrems von der Bürgerrechtsorganisation noyb zum KURIER. Zwar gebe es Entscheidungen der Datenschutzbehörden, dass ein solches „Pay or Okay“ („Bezahlen oder Okay“) möglich sei. Wenn die Kosten für die werbefreie Nutzung die Einnahmen aus Werbung aber überschreiten, würden sich datenschutzrechtliche Fragen stellen. Das würde auch datenschutzfreundliche Alternativen attraktiver machen, meint Schrems.
Knapp 6 Euro pro Nutzer möglich
Von April bis Juni dieses Jahres hat Meta mit Werbung in Europa 7,26 Mrd. Dollar (6,72 Mrd. Euro) eingenommen. Die Umsatzerlöse pro Nutzer auf Facebook beliefen sich dabei auf knapp 18 Dollar. Europäische Facebook-Nutzer müssten also sechs Dollar (5,60 Euro) monatlich bezahlen, um den Ausfall der Werbeeinnahmen zu kompensieren.
Meta musste zuletzt in der EU einige Rückschläge hinnehmen. Im Jänner beschied die irische Datenschutzbehörde nach einer Beschwerde von Schrems, dass Nutzerdaten nicht mehr ohne deren Einwilligung für personenbezogene Werbung verwendet werden dürfen. Dabei wurde auch eine Strafzahlung von 390 Millionen Euro verhängt. Mit dem Inkrafttreten strengerer Regeln für große Online-Plattformen Ende August muss Meta detailliert darüber Auskunft geben, nach welchen Kriterien Inhalte für Nutzer ausgespielt werden und auch Alternativen anbieten.
Im Juli schränkte der Gerichtshof der Europäischen Union den Datentausch zwischen unterschiedlichen Meta-Diensten zunächst in Deutschland ein. Auch die Anfang Juli gestartete X/Twitter-Alternative Threads ist in Europa noch nicht verfügbar. Als Grund dafür werden ebenfalls „offene regulatorische Fragen“ genannt. Damit gemeint sein dürfte das europäische Gesetz für digitale Märkte, das im März schlagend wird. Die enge Bindung von Threads an den Fotodienst Instagram und wohl auch die gemeinsame Verwendung personenbezogener Nutzerdaten zu Werbezwecken dürften im Konflikt mit dem Regelwerk stehen.
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