Facebook erkennt Risiko für Demokratie durch sich an

Facebook erkennt Risiko für Demokratie durch sich an
Konzern schreibt sich Kampf gegen Falschnachrichten auf die Fahne

Der Onlineriese Facebook hat eingeräumt, dass die Verbreitung von Falschnachrichten in den sozialen Netzwerken eine Gefahr für die Demokratie darstellt. Der Konzern sei entschlossen, "die negativen Einflüsse zu bekämpfen und sicherzustellen, dass unsere Plattform jenseits von Zweifeln eine Quelle für das demokratische Gemeinwohl darstellt", erklärte am Montag die für globale Politik zuständige Facebook-Managerin Katie Harbath.

Facebook steht in den USA unter massivem politischen Druck, weil sein Netzwerk während des US-Wahlkampfs 2016 massiv von russischen Propagandafabriken genutzt worden war. Der Facebook-Jurist Colin Stretch hatte im November bei einer Anhörung im US-Kongress berichtet, dass damals schätzungsweise 126 Millionen US-Nutzer mit russischen Propaganda-Inhalten auf Facebook konfrontiert wurden und weitere rund 20 Millionen US-Nutzer im zum Konzern gehörenden Bilderdienst Instagram.

Auch in anderen Ländern ist der Druck auf Facebook gewachsen, die verbreiteten Inhalte schärfer zu kontrollieren. In Deutschland gilt seit Jahresbeginn das sogenannte Netzwerkdurchsetzungsgesetz, das Betreiber sozialer Netzwerke zur Löschung von Falschnachrichten und Hetze verpflichtet. Der Facebook-Chef für Zivilengagement, Samidh Chakrabarti, erklärte selbstkritisch, dass das Unternehmen viel zu lange gebraucht habe, um den Missbrauch seiner Plattformen zu erkennen. Das Unternehmen arbeite nun sorgfältig daran, "diese Risiken zu neutralisieren". Er sei "nicht blind für den Schaden, den das Internet sogar in einer gut funktionierenden Demokratie anrichten kann", schrieb Chakrabarti in einem Internet-Aufsatz.

Selbstkritik

Schon seit einer Weile sind aus der Branche zunehmend selbstkritische Töne zur Rolle der sozialen Netzwerke im politischen und gesellschaftlichen Meinungsbildungsprozess zu hören. Wurden die Netzwerke früher als Katalysator demokratischer Bewegungen gepriesen wie etwa während des sogenannten Arabischen Frühlings, räumen inzwischen immer mehr Branchenvertreter ein, dass die Netzwerke auch in großem Stil zum Angriff auf die Demokratie missbraucht werden können.

Als Instrument gegen Fehlinformationen kündigte Facebook-Chef Mark Zuckerberg vor einigen Tagen an, dass künftig die Nutzer des Onlinenetzwerks über die Glaubwürdigkeit von Nachrichtenquellen urteilen sollten. Er nannte dies die "objektivste" Methode. Es solle entsprechende Befragungen der Nutzer geben. Aufgrund der Ergebnisse solle der Algorithmus überarbeitet werden, der über die Platzierung von Nachrichten auf Facebook entscheidet.

Weniger Medien, mehr Freunde

Außerdem will Facebook den Beiträgen von Familien und Freunden des jeweiligen Nutzers wieder größeren Vorrang geben. Diese Inhalte sollen deutlich sichtbarer sein als Beiträge, die von Medien und anderen Firmen kommen. Dies bedeutet, dass es für die Unternehmen künftig weniger Platz im Facebook-Newsfeed gibt. Es wird allerdings bereits hitzig darüber diskutiert, ob diese Reformen tatsächlich zu einer Verringerung von Falschnachrichten und Hetze führen oder sie stattdessen eher noch vermehren dürften.

Der aus Australien stammende US-Medienzar Rupert Murdoch forderte unterdessen, dass Facebook und andere Onlineplattformen künftig für die Verbreitung "verlässlicher" Nachrichteninhalte eine Gebühr bezahlen sollten. Die Verlage vergrößerten durch ihre Nachrichten "den Wert und die Integrität von Facebook, werden für ihre Dienstleistungen aber nicht angemessen bezahlt", kritisierte Murdoch in einem von seinem News-Corp-Konzern verbreiteten Statement.

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