FACC-Chef: Reformen in Österreich fehlt jetzt die Startfreigabe
Der Absturz der türkis-blauen Koalition wird auch beim oberösterreichischen Flugzeugzulieferer FACC genau beobachtet. „Wir vertrauen den Verantwortlichen, dass es bis zu den Neuwahlen wieder zu einer hohen Stabilität kommt und die richtigen Entscheidungen getroffen werden“, sagt Vorstandsvorsitzender Robert Machtlinger. Man müsse nun schauen, wie sich Österreich aufstellen werde. „Es gab positive Initiativen der Regierung, um Österreich langfristig wirtschaftlicher und effizienter zu machen“ führt Machtlinger aus.
Sein Wunsch ist es, dass mit den Reformen wie geplant weitergemacht wird. Dazu zählen Steuererleichterungen für Arbeitnehmer, aber auch für die Industrie. „Eine Entlastung der Besteuerung von Erträgen sorgt für mehr Investitionen am Standort“, sagt Machtlinger. Es sei bereits einiges Gute geschehen, wie Arbeitszeitflexibilisierung und Investitionsfreibeträge. Ausständig ist dagegen noch die von den Unternehmern ersehnte Senkung der Körperschaftssteuer. „Werden die Gewinne niedriger besteuert, ist das auch für ausländische Investoren ein Anreiz, in Österreich zu investieren“, meint der FACC-Chef.
Keine Parteispenden
Weiters müsse in Ausbildung investiert und gegen den Fachkräftemangel gekämpft werden. Die Steuerreform müsse in den vorgesehenen Etappen kommen. Dass in der Übergangsregierung die ehemaligen FPÖ-Minister jetzt durch Experten ersetzt wurden, sei eine sinnvolle Entscheidung. Bis zur Neuwahl im September werde es aber keine Reformen mehr geben, fürchtet Machtlinger.
FACC selbst hat an keine Partei gespendet, sagt Machtlinger, angesprochen auf derzeit diskutierte versteckte Parteispenden von Unternehmen. „Wir sind ein globaler Konzern, wir beteiligen uns nur durch Stipendien in den Bereichen Forschung und Ausbildung.“ Jährlich würden 750.000 Euro an Universitäten und 250.000 Euro an HTL und Fachhochschulen vergeben.
Neues Werk
Beim Thema Fachkräftemangel hat FACC indessen selber das Heft in die Hand genommen. Da es vor allem in der Fertigung sehr schwierig sei, ausländische Fachkräfte nach Oberösterreich zu locken, gehe man zu den Fachkräften ins Ausland, erklärt Machtlinger.
Nach Werken in der Slowakei, im Mittleren Osten und China baut der Flugzeugzulieferer jetzt auch für 30 Millionen Euro einen Fertigungsstandort in Kroatien in der Nähe von Zagreb. Das ist die größte Einzelinvestition bisher. Ausschlaggebend für den Standort war ein Mix aus mehreren Gründen: Zagreb ist logistisch vom Unternehmenssitz in Ried im Innkreis recht gut zu erreichen, das Lohnniveau ist noch nicht allzu hoch, das Bildungsniveau und das Lieferantennetzwerk gut und Fachkräfte sind ausreichend vorhanden. Die Fertigung im neuen Werk soll im April 2021 aufgenommen werden.
Die Einstellung der Produktion des Airbus A380 bremst FACC ein wenig. 11,4 Millionen Euro muss das Unternehmen abschreiben, allerdings hätten Investitionen in die neue Technologie einige Aufträge für andere Modelle gebracht. Die Probleme bei der Boeing 737 MAX treffen FACC dagegen nicht, man sei bei dem Modell nicht mit Serienaufträgen vertreten, sagt Machtlinger.
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