Chinesische Eigentümer feuern FACC-Chef

Ära von FACC-Pionier Walter Stephan ist vorbei.
Millionenschwerer Cyber-Betrugsfall kostet Firmengründer den Job und reißt tiefes Loch in die Bilanz.

Die Abberufung erfolgte um zwei Uhr früh – und völlig überraschend. Mittwochvormittag hätte der langjährige FACC-Vorstandschef Walter Stephan noch die Bilanz präsentieren sollen, doch dazu kam es nicht mehr. Die chinesischen Mehrheitseigentümer setzten in der Aufsichtsratssitzung den Firmengründer mit sofortiger Wirkung ab.

Er habe rund um den millionenschweren Cyber-Betrugsfall seine Pflichten „schwerwiegend verletzt“. Zum interimistischen Nachfolger wurde Vorstand Robert Machtlinger ernannt.

FACC erlitt im Jänner einen Schaden von 50 Millionen Euro, nachdem eine Mitarbeiterin der Finanzabteilung auf eine gefakte eMail hereingefallen war. Darin wurde ein echter Geschäftsfall im Konzern mit der Bitte um Überweisung vorgetäuscht. Die Angestellte sowie Finanzchefin Minfen Gu mussten nach dem Vorfall gehen, die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft ermittelt seither in der Causa. FACC-Mitarbeiter sind nicht beschuldigt. Man geht von einer international agierenden Tätergruppe aus, die auch andere Firmen angriff.

Hoher Verlust

Die fatalen Überweisungen rissen die FACC im abgelaufenen Geschäftsjahr noch tiefer in die Verlustzone. Der Fehlbetrag verfünffachte sich von 4,5 auf 23,4 Mio. Euro. Als „Einmaleffekt“ belastete der Betrugsfall die Bilanz mit 41,9 Mio. Euro, 10,9 Mio. konnten auf Empfängerkonten eingefroren werden und sollen mittelfristig zurückfließen. Der Umsatz stieg um 11,1 Prozent auf 587,5 Mio. Euro.

Der Rauswurf Stephans, der das oberösterreichische Unternehmen mit 3000 Mitarbeitern maßgeblich prägte, sorgt in der Belegschaft für Kopfschütteln. Kleinanlegervertreter Wilhelm Rasinger hält den Schritt für gerechtfertigt, als Chef habe er die „Letztverantwortung“ für den Riesenschaden. „Jeder ist ersetzbar.“ Die Zeche hätten die Aktionäre zahlen müssen. Der Kurs legte leicht zu.

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