Sinkende Zinsen? Was die nachlassende Inflation für Österreich bedeutet
Die Konsumlaune ist trotz gestiegener Löhne und gesunkener Steuern am Boden. Mit der Investitionsbereitschaft der Betriebe sieht es nicht viel besser aus. Schon das zweite Jahr in Folge schrumpft Österreichs Wirtschaft. Eine baldige weitere Zinssenkung wäre bestimmt eine Wohltat für Kreditnehmer – ob Private oder Unternehmen. Die Wirtschaft benötigt einen Schub.
Die aktuell weiter sinkende Inflation in der gesamten Eurozone, wie auch in Österreich, eröffnet den Währungshütern in Frankfurt Spielraum, genau das zu tun. Eben nicht erst im Dezember, wie von manchen Beobachtern prophezeit, einen weiteren Zinsschritt zu wagen, sondern bereits bei der nächsten Sitzung am 17. Oktober.
Denn: Im September ist die Inflation in der Eurozone von 2,2 auf 1,8 Prozent gesunken. In den maßgeblichen großen Volkswirtschaften – Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien – ist die Teuerung überall schon klar unter zwei Prozent. Österreich liegt im Durchschnitt. Mit Blick auf die Eurozone verdichtet sich daher national wie international die Meinung, dass der Einlagenzinssatz in rund zwei Wochen um einen weiteren Viertelprozentpunkt gesenkt wird – also von derzeit 3,5 auf dann 3,25 Prozent.
Der Einlagenzins ist jener Satz, den Geschäftsbanken erhalten, wenn sie überschüssige Gelder bei der Zentralbank parken. Schon zwei Mal hat die EZB heuer die Leitzinsen gesenkt. Beim Refinanzierungssatz, also jenem Zins, den Banken bekommen, wenn sie sich bei der EZB Geld leihen, waren es zuletzt 0,6 Punkte auf 3,65 Prozent.
Lagarde „zuversichtlich“
Und was sagt EZB-Präsidentin Christine Lagarde? „Die jüngsten Entwicklungen stärken unsere Zuversicht, dass die Inflation zeitnah wieder auf das Zielniveau (von zwei Prozent, Anm.) zurückkehren wird“, sagte sie am Montag im EU-Parlament. „Wir werden das bei unserer nächsten geldpolitischen Sitzung im Oktober berücksichtigen.“
In der Folge hat etwa Goldman Sachs seine Prognose der nächsten Zinssenkung von Dezember auf Oktober vorgezogen. Auch WIFO-Experte Josef Baumgartner hält eine Reduktion um 0,25 Prozentpunkte für das wahrscheinlichste Szenario. „Es gibt auch Argumente für einen großen Zinsschritt um 0,5 Prozentpunkte. Wegen der nach wie vor recht hohen Kerninflation von 2,7 Prozent glaube ich aber an die vorsichtigere Variante“, sagt Baumgartner.
Die Zinsen könnten also weiter sinken, eine neue Inflationswelle sei unwahrscheinlich, sagt der Experte. Obwohl die Teuerung zu Jahresbeginn 2025 aufgrund einiger Sondereffekte noch einmal leicht anziehen könnte.
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