Krisenländer: Mehr Vermögen als Österreicher

Krisenländer: Mehr Vermögen als Österreicher
Die Europäische Zentralbank legt einen Vergleich von 15 Mitgliedsstaaten vor: Der Durchschnitts-Haushalt in Österreich besitzt 76.400 Euro.

Österreichische Haushalte besitzen im Schnitt weit weniger als Haushalte in Krisenländern wie Spanien oder Griechenland. Das mittlere Vermögen österreichischer Privathaushalte beläuft sich nämlich auf rund 76.400 Euro und ist damit deutlich geringer als in vielen europäischen Krisenländern.

Die Gründe für die enormen Unterschiede sind unter anderem, dass in den südlichen Ländern mehr Menschen im Eigenheim wohnen und dass außerdem im Schnitt mehr Menschen in einem Haushalt leben als hierzulande. Das geht aus einer erstmals von der Europäischen Zentralbank (EZB) durchgeführten Studie über die finanziellen Verhältnisse der Bürger in der Währungsunion hervor. Diese wurde am Dienstag in Frankfurt veröffentlicht. Die höchsten Vermögen besitzen die Luxemburger Haushalte mit 397.800 Euro. Die zehn Prozent der reichsten Haushalte besitzen die Hälfte des gesamten Vermögens.

Griechenland: Deutlich mehr Geld

In den Euro-Krisenländern wie Griechenland (101.900 Euro), Zypern (266.900 Euro) oder Spanien (182.700 Euro) verfügen die Menschen im Mittel deutlich mehr Geld als in Österreich. Die Deutschen liegen mit 51.400 Euro recht deutlich hinter Österreich. Grund für das niedrige mittlere Vermögen in Österreich und auch Deutschland ist die niedrige Zahl an Eigenheimbesitzern als in Südeuropa. In Österreich und Deutschland besitzen weniger als die Hälfte der Bürger ein Eigenheim.

In Österreich, Deutschland oder den Niederlanden gebe es viel mehr kleine Haushalte. In Ländern wie Zypern oder Malta gibt es größere Haushalte mit mehr erwachsenen Personen. Diese verfügen häufig über größere Vermögen insbesondere in Form von Immobilien. Es ist also zu betonen, dass für die Studie Haushalte und nicht Einzelpersonen bewertet wurden.

Hoher Lebensstandard

Insgesamt genießen die Menschen in der Währungsunion trotz aller regionalen Unterschiede einen sehr hohen Lebensstandard: laut EZB besitzen 60 Prozent von ihnen ein Haus oder eine eigene Wohnung mit einem durchschnittlichen Wert von etwas mehr als 180.000 Euro. Fast ein Viertel hat zusätzlich mindestens eine weitere Immobilie mit einem Wert von etwas mehr als 100.000 Euro. Drei Viertel der Bürger der Eurozone verfügen zudem über ein eigenes Auto. Die Ungleichheit ist dennoch enorm: die zehn Prozent reichsten Haushalte besitzen die Hälfte des gesamten Vermögens.

Während fast alle Haushalte mindestens ein Bankkonto besitzen, sieht es bei der privaten Altersvorsorge magerer aus. Nur ein Drittel spart etwa mit einer privaten Renten- oder Lebensversicherung fürs Alter. Wer es sich leisten kann, kauft zudem Wertpapierfonds und Aktien. Dies gilt vor allem für die reichsten 20 Prozent, von denen ein Viertel in Fonds investiert hat und ein Viertel Aktien sein Eigen nennt. Verschuldet sind 44 Prozent der Bewohner der Eurozone - entweder im Rahmen einer Hypothek auf das Eigenheim (23,1 Prozent) oder anderer Kredite, etwa Verbraucherkredite (29,3).

Bei dem Vergleich, an dem sich 15 der 17 Euro-Staaten beteiligten, wurde das Haushaltsvermögen mit dem sogenannten Median berechnet. Dabei handelt es sich um einen Mittelwert, der aber auf andere Weise errechnet wird als der herkömmliche Durchschnittswert, das arithmetische Mittel. Der Median wird dadurch weniger stark durch Ausreißerwerte nach oben und unten verzerrt. Besonders reiche oder arme Haushalte fallen also weniger ins Gewicht.

Die Studie wurde zwischen 2008 und 2011 durchgeführt. Estland und Irland waren bei der Untersuchung nicht vertreten.

Attac, Arbeiterkammer, Gewerkschaft – Vor allem die ungerechte Verteilung von Vermögen in Österreich wurde als Reaktion auf den EU-Vermögensbericht unterstrichen – entsprechendes Gegensteuern gefordert. So erklärte Karin Küblböck von Attac Österreich via Aussendung: "Mehr denn je ist es Zeit für vermögensbezogene Steuern wie eine Vermögensteuer und eine Erbschaftssteuer für große Vermögen."

Dass Einkommen aus Kapital nicht fair besteuert werden könne, liegt für Attac laut Aussendung im heimischen Bankgeheimnis. "Ohne Abschaffung des Bankgeheimnisses gegenüber den Finanzbehörden auch für Inländer ist eine gerechte Vermögensbesteuerung jedoch unmöglich. Denn gerade bei Finanzvermögen kommt es darauf an, wie transparent die Datenlage ist."

Auch Staatssekretär Andreas Schieder stellte als Reaktion auf den Bericht die Vermögenssteuern via Aussendung zur Diskussion: "Wir müssen die ökonomische und soziale Krise in Europa gemeinsam lösen. Europa kann es sich nicht leisten, ein Heer von 3,6 Millionen jugendlichen Arbeitslosen auf der Straße stehen zu lassen, während die wenigen Euro-MillionärInnen keinen fairen Beitrag zur Bewältigung der Krise leisten." "Jetzt müssen auch Vermögenssteuern zur Finanzierung wichtiger staatlicher Aufgaben diskutiert werden."

"Ganz wenige haben viel und ganz viele nur wenig. Die Einführung einer Vermögenssteuer ist deshalb das Gebot der Stunde", erneuert Arbeiterkammer Präsident Rudi Kaske eine langjährige Forderung nach Vermögenssteuern – ab einer Million Euro sollen sie nach Vorstellungen der AK greifen.

Für SPÖ-Bundesgeschäftsführer Norbert Darabos untermauert die Studie einmal mehr die Forderung nach einer Millionärssteuer: "Denn auch die steuerliche Belastung zwischen Vermögen und Arbeit ist in Österreich besonders ungleich verteilt. Eine Millionärssteuer wäre ein substanzieller Beitrag zu mehr Steuergerechtigkeit", so Darabos via Aussendung am Mittwoch. "Das wäre ein Schritt zu mehr Steuergerechtigkeit, und wir hätten damit einen Spielraum, um Arbeit steuerlich zu entlasten."

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