Europas Leitbörsen mit kräftigen Einbußen nach Angriff auf Ukraine

Tokyo stocks fall as Russian troops enter Ukraine
Die Hoffnungen darauf, dass sich Putin mit den Separatisten-Gebieten zufrieden gibt, haben sich zerschlagen.

Der russische Angriff auf die Ukraine hat an den europäischen Aktienmärkten für massive Verkäufe gesorgt. "Die schlimmsten Befürchtungen sind wahr geworden. Es herrscht Krieg in Europa", sagte Portfolio-Manager Thomas Altmann von QC Partners in Frankfurt. Dabei treffe die russische Invasion die Börsen zwar nicht unvorbereitet, "trotzdem laufen Schockwellen durch die Kapitalmärkte".

Krisenmodus

Der Euro-Stoxx-50 fiel bis 9.30 Uhr auf 3.848,21 Punkte mit Abschlägen von 3,15 Prozent. In Frankfurt büßte der DAX 3,56 Prozent auf 14.110,63 Einheiten ein. Der Londoner FTSE-100 ermäßigte sich um 2,51 Prozent auf 7.310,34 Zähler.

Der CAC-40 verlor in Paris 2,88 Prozent auf 6.585,08 Punkte. Beachtliche Verluste wies die Moskauer Börse auf. Der RTS Index verlor rund die Hälfte seines Wertes und notierte zuletzt 49,95 Prozent tiefer bei 614 Punkten.

Das Geschehen wechselte heute in den Krisenmodus, schreiben auch die Analysten der Helaba. "Die Hoffnungen der Marktteilnehmer darauf, dass sich Putin mit den Separatisten-Gebieten zufriedengibt und keine weitere Invasion plant, haben sich zerschlagen", so die Marktexperten. "Ohne wirtschaftliche Folgen bleibt der Konflikt wegen Unsicherheiten und steigender Energiepreise nicht."

Preise steigen

Die EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat neue EU-Sanktionen gegen Russland angekündigt. So werde der Zugang russischer Banken zu den europäischen Finanzmärkten gestoppt. Zudem sollen russische Vermögenswerte in der EU eingefroren werden, und wichtigen Sektoren der russischen Wirtschaft soll der Zugang zu Schlüsseltechnologien und Märkten verwehrt werden.

Angesichts des möglichen Ausfalls russischer Gas- und Ölexporte sind die Preise der Energieträger in der Früh stark angestiegen. Der Preis für die Nordsee-Sorte Brent kletterte zuletzt auf über 102 US-Dollar pro Barrel (159 Liter). Auch Industriemetalle legten zu. Das im Automobil- und Flugzeugbau verwendete Aluminium gewinnt am Donnerstag drei Prozent und ist mit 3.388 Dollar je Tonne so teuer wie nie.

Angesichts der angespannten geopolitischen Lage dürften Unternehmensnachrichten in den Hintergrund rücken. Kurszuwächse sind vor dem Hintergrund des Kriegs in der Ukraine auch bei guten Zahlen kaum zu erwarten. Die weltgrößte Bierbrauerei AB Inbev stellt sich nach einem starken Jahr auf ein schwächeres Gewinnwachstum 2022 ein.

Ausnahmezustand

Der Grund sind die hohen Rohstoffpreise. Der operative Gewinn soll 2022 um vier bis acht Prozent zulegen, wie der Konzern am Donnerstag im belgischen Leuven mitteilte. Die Aktien ermäßigten sich um vergleichsweise geringe 0,3 Prozent und führten den Euro-Stoxx-50 damit an.

Der deutsche Autobauer Mercedes-Benz hat im Ausnahmezustand des weltweiten Halbleitermangels seine Bilanz auf Hochglanz poliert. Der erste Jahresabschluss nach der Trennung von der Lkw-Sparte brachte einen Nettogewinn von 23,4 Mrd. Euro, fast sechs Mal so viel wie im Vorjahr. Trotzdem ging es für die Mercedes-Papiere um 5,3 Prozent nach unten.

Auch die Titel von Europas größtem Software-Konzern SAP büßten trotz einer angekündigten kräftigen Dividenden-Erhöhung 4,2 Prozent ein.

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